Speyer Kein Aprilscherz: Im Kartoffelsack zum Traualtar

War vorher bei der Schneiderin: Sabrina Ahlert im Sack-Kleid.
War vorher bei der Schneiderin: Sabrina Ahlert im Sack-Kleid.

An die 400 Eheschließungen gibt es alljährlich in Speyer – aber so eine war noch nie dabei. Sie würde ihn sogar im Kartoffelsack heiraten, hat die Speyererin Sabrina Kotter zu ihrem Partner Martin Ahlert gesagt. Der hat sie beim Wort genommen und beide haben sich einen Spaß daraus gemacht.

Hartmut Jossé hat in seiner Zeit als Standesbeamter so einiges erlebt. Trotzdem musste er feststellen: Vor Überraschungen ist er selbst nach mehr als 2500 Trauungen in 14 Jahren nicht gefeit. Es war der 1. April 2022 – und dennoch war es kein Scherz, als Sabrina Ahlert, ehemals Kotter, in ganz speziellem Outfit das Historische Trauzimmer im Rathaus betrat. Der Stoff, aus dem ihr standesamtlicher Hochzeitstraum bestand, wird nämlich normalerweise in der Landwirtschaft eingesetzt.

Brautpaare, die sich im Jogginganzug oder in Rockerklamotten das Jawort geben, sind nahezu normal für Jossé. Sabrina Ahlert ging einen Schritt weiter. „Vor etwa fünf Jahren habe ich zu meinem Mann gesagt, ich würde ihn sogar im Kartoffelsack heiraten, Hauptsache er tut es überhaupt“, erzählt sie der RHEINPFALZ auf Nachfrage. Für ihren Martin gab es damit kein Entrinnen, denn die Partnerin des mit Hut und feinem Anzug in hellblau zum Standesamt Gekommenen schreckte vor dem Kartoffelsack nicht zurück.

Vorbild für andere: Hochzeitskleid von Herzogin Kate (links) bei der Trauung mit Prinz William.
Zur Sache

Brautkleid bleibt Brautkleid – oder doch nicht?

„Ich war sofort dabei“

„Ich war sofort dabei, weil es so etwas noch nie gab“, berichtet sie. Der Clou: Während andere Frauen ihr Brautkleid bis zuletzt vor ihrem baldigen Angetrauten geheim halten, wurde es im Falle Ahlert sogar von diesem besorgt – bei einem Kartoffelbauer in Otterstadt. So ganz in natura sollte das handfeste Stück aber doch nicht bleiben. „Ich habe den Kartoffelsack zu einer Schneiderin im Efeuweg gebracht, die ihn mir angepasst hat. Mit meiner Trauzeugin habe ich das Kleid dann dekoriert“, berichtet Ahlert. Die Verwandlung – sozusagen von der Magd zur Prinzessin – erfolgte nach der standesamtlichen Trauung vor dem Kirchgang: Dann schlüpfte die Braut in ein strahlend rotes, wallendes Kleid. „In der Regel heiratet man nur einmal, und deshalb wollte ich eine wunderschöne Braut sein“, so die Ur-Speyererin, die nach neun Jahren Beziehung amtlich Ja sagte.

Der Auftritt im Kartoffelsack kam jedenfalls bei allen – inklusive der sechsjährigen Tochter Yuna – riesig an. „Unsere Gäste haben uns dafür gefeiert. Alle fanden, das ist eine Mega-Idee und hatten Respekt, dass wir uns das getraut haben“, erzählt Ahlert. Angepasst hat die Familie sogar das Drumherum beim Standesamt. „Die Cousine meiner Mutter hat kleine Kartoffelchips-Päckchen geworfen, und statt eines Herzens haben wir Kartoffeln ausgeschnitten, die meine Schwester auf ein Leintuch gemalt hat“, verrät sie.

Unikat wird aufbewahrt

Das Kartoffelsackkleid, das kein Speyerer Aprilscherz war, wird als Erinnerung aufbewahrt, betont Ahlert: „Es wird bestimmt noch mal eine Gelegenheit geben es anzuziehen und wenn es nur an Fasching ist.“ Auf jeden Fall ist das Unikat eine Erinnerung an einen unvergesslichen Tag – auch für Jossé, der eine Anekdote mehr in seiner beruflichen Laufbahn gesammelt hat.

Vorher bei der Schneiderin: Sabrina Ahlert im Sack-Kleid.
Vorher bei der Schneiderin: Sabrina Ahlert im Sack-Kleid.
Besondere Aufgabe: Kartoffeln ausschneiden statt die üblichen Herzen.
Besondere Aufgabe: Kartoffeln ausschneiden statt die üblichen Herzen.
Danach: im roten Kleid zur Kirche.
Danach: im roten Kleid zur Kirche.
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