Speyer Kader-Planung via Facebook

Immer erreichbar und gute Kontakte: Josue Brachi Garcia vom AV 03 Speyer.
Immer erreichbar und gute Kontakte: Josue Brachi Garcia vom AV 03 Speyer.

«Speyer.» Starke Frauen und Männer aus Spanien und Belgien, Schweden, der Slowakei und Ungarn, auch sie tragen alle im wahrsten Wortsinn zu den Erfolgen des AV Speyer bei. Abteilungsleiter Frank Hinderberger hält den Kontakt und die Mannschaft zusammen.

„Vorgestern hatte ich mit Peter Nagy über Facebook Kontakt“, sagt Hinderberger über sein hilfreichstes Medium. Er braucht den starken Ungarn, erst am Samstag im Bundesliga-Spitzenkampf in der Raiffeisenstraße gegen den wiedererstarkten Altmeister AC Mutterstadt und dann vielleicht im Finale, wenn es um die Verteidigung des deutschen Meistertitels geht. Denn Nagy darf nur ran, wenn er zuvor zweimal in der Bundesliga an die Hantel trat. 2014 war’s, da wollten die Speyerer wie vom Bundesverband vorgesehen ohne Ausländer auskommen, um die Jugend mehr für den Sport mit dem schweren Eisen zu begeistern. Doch die Vereine liefen laut Hinderberger Sturm dagegen. Es entstand die Vier-plus-zwei-Regelung, sprich: vier Deutsche in der Riege plus zwei Ausländer, darunter mindestens einer aus der Europäischen Union. 2014 fiel auch ausgerechnet zum Endkampf Alexej Prochorow aus. Speyers belgischer Haudegen Tom Goegebuer sprang mal wieder ein. „Danach haben wir uns umgeschaut“, berichtete der Abteilungsleiter. Grundlage bildet für ihn das sogenannte Adams-Meldesystem. In Frage für die Speyerer kommen laut Hinderberger nur Heber, die sich regelmäßigen Dopingkontrollen unterziehen und aus Ländern, in denen es keine positiven Fälle gab. Goegebuer vermittelte den Spanier Josue Brachi Garcia aus seiner Gewichtsklasse. Hinderberger: „Er kann wie Jürgen Spieß 180 Kilopunkte bringen, keine 220 oder 240 wie die Chinesen.“ Dank familiärer Übersetzungshilfe schrieb er den Iberer über Facebook an: „Drei, vier Stunden später war alles klar.“ Im Zuge Garcias stieß auch dessen Landsmann David Sanchez Lopez ins Athletenheim. Garcia setzt sich für gewöhnlich in Sevilla in die Bahn nach Madrid. Von dort fliegt auch Lopez nach Frankfurt ein. Dort warten schon die AV-Chauffeure. Hinderberger, sein Stellvertreter Stefan Grote, Vorsitzender Jörg Schanninger oder Christina Spindler aus dem Bundesligakader holen die (ge-)wichtige Fracht ab. Zwei Übernachtungen oft in Otterstadt (Hinderberger: Speyer ist etwas hochpreisig), freie Kost und Logis, dazwischen Bundesliga mit Entlohnung für eine vereinbarte Leistung, dann setzt Hinderberger die Jungs wieder in den Zug nach Frankfurt, und heim geht’s. Nach diesem Schema funktioniert’s auch mit den anderen Ausländern. Denn der spanische Verband gibt seine Stars aufgrund internationaler Ambitionen nicht immer frei. Anna Van Bellinghen kam ebenfalls über Landsmann Goegebuer an den Rhein. Hinderberger suchte weiter, in Frankreich, Italien, Tschechien und entdeckte die Schwedin Patricia Strenius aus Stockholm, den Slowaken Matej Kovac, der über Kosice und Warschau anreist. Auch Nagys Verpflichtung habe dank der Online-Registrierung nur kurz gebraucht, erzählt Hinderberger: „Früher hat das drei, vier Wochen gedauert, über Rheinland-Pfalz und den Bundesverband und zurück. Auch Speyers Zweitligamannschaft bedient sich fremder Hilfe. Doch Trainersohn Zoltan Balazsfi jr. mit ungarischen Wurzeln lebt in der Domstadt, der tschechische Arzt Andrej Beran im Osten der Republik. Und Speyer I zählt weiter auf seine Olympia-Helden. Hinderberger: „Almir Velagic entscheidet nach der WM, ob er noch Chancen hat, mit den Besten mitzuheben, ob er bis zur Olympiade 2020 weitermacht.“ Spieß habe sich dafür entschieden. Und dann? Leon Carvalho da Silva-Prior aus dem eigenen Stall habe als Nächster das Zeug für die Erste Bundesliga, dazu zwei, drei weitere Talente. Aber die aktuellen Ziele lauten: vierter deutscher Titel nacheinander und erstmals in Deutschland überhaupt die Doppelmeisterschaft aus Erster und Zweiter Bundesliga.

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