Speyer Königliche Neuzugänge

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Noch ist das Außengehege der Löwen im Heidelberger Zoo leer, doch das wird sich bald ändern. Die Berberlöwen Chalid und Binta aus dem Zoo Hannover sind angekommen und werden nach der Eingewöhnungsphase das Gehege in Besitz nehmen. Kuratorin Sandra Reichler freut sich über die Neuzugänge.

Männchen Chalid (10) und Weibchen Binta (8) sind wohlbehalten mit dem Tiertransport aus Hannover eingetroffen. Mit den Berberlöwen schlägt der Zoo Heidelberg ein neues Kapitel auf, beherbergte man doch zuvor asiatische Löwen. Anfang März war Sita, die letzte Löwin, im Alter von 19 Jahren gestorben. Man habe sich schon vorher Gedanken gemacht, wie es in punkto Löwen weitergehen soll, erzählt Sandra Reichler, die Kuratorin für Säugetiere sowie Artenschutz und Forschung im Heidelberger Zoo. Man entschied sich, neue Löwen an den Neckar zu holen und den Außenbereich für die Tiere zu modernisieren und zu vergrößern. Weil man einen Beitrag zum Artenschutz leisten wollte, war die Entscheidung schnell auf Berberlöwen gefallen. „Die Tiere sind im Prinzip ausgestorben“, erklärt die Kuratorin. „Sie lebten nördlich der Sahara und waren vor allem für ihre stattliche Größe und prächtige Mähne bekannt.“ Chalid und Binta sind streng genommen keine 100-prozentig reinen Berberlöwen. Ihre letzten in Freiheit lebenden Vorfahren wurden 1920 erlegt, danach gab es nur noch zirka 50 Tiere im Zoo von Rabat. Der marokkanische Sultan habe dann Tiere an Zoos in Europa gegeben, erklärt Reichler, so sei es zu einer Vermischung gekommen. 2015 wurden 99 Berberlöwen in europäischen Zoos gezählt. Reichler kontaktierte Adrian Harland, ihren Kollegen aus dem Zoo im englischen Port Lympne. Er führt das europäische Zuchtbuch für Berberlöwen und hat Informationen über sämtliche Tiere. „So erfuhren wir, dass der Zoo Hannover aus Platzgründen Berberlöwen abzugeben hatte“, erzählt Reichler. „Wir haben uns für ein Löwenpaar entschieden, so dass wir selbst züchten können.“ Nachdem die medizinischen Untersuchungen abgeschlossen waren, reisten die verantwortlichen Pfleger nach Hannover, um Chalid und Binta kennenzulernen. „Es kommt auch auf den Charakter der Tiere an“, betont die Kuratorin. „Wir haben einen Wasserraben am Freigehege, deshalb könnten wir einen Löwen mit großer Angst vor Wasser nicht halten.“ Bei Chalid und Binta ist die Prognose gut, dass sie sich in Heidelberg problemlos einleben werden. Momentan ist das Raubkatzenhaus, in dem sich neben Chalid und Binta derzeit nur ein Tiger aufhält, für ein paar Tage geschlossen. In dieser Zeit sollen sich die Tiere an ihre neue Umgebung gewöhnen und die Pfleger kennenlernen. „Im Prinzip schleimen wir uns bei den beiden ein“, sagt Tierpflegerin Nadine Muffert lachend. „Wir verbringen Zeit mit ihnen und geben viel Leckerli – also maulgerechte Fleischstückchen.“ Wenn sie sich akklimatisiert haben, dürfen die beiden Raubkatzen auch ins Außengehege. Das wird in den kommenden drei Jahren neu gestaltet und erweitert. Durch eine bessere Struktur des Geheges wolle man die Lebensbedingungen für die Tiere verbessern, erklärt Reichler. „Löwen jagen nur einmal pro Woche, sie liegen viel oder spielen mehr, als dass sie weite Stecken zurücklegen.“ Weil Löwen gerne einen Überblick haben, sind mehrere Aussichtspunkte geplant. Da Löwen auch klettern, soll es Bäume geben, und auch ein seichter Teich zum Planschen ist vorgesehen. „Insgesamt wird der Außenbereich sechsmal größer sein, als zuvor.“ 1,5 Millionen Euro kostet das Projekt. In Spendenaktionen, darunter ein Löwenlauf, sind 500.000 Euro zusammengekommen, den Rest schultert der Zoo. Ein Hochweg mit Hängebrücke, ein Aussichtspunkt, eine Beobachtungsgrotte sowie ein Jeep, der zur Hälfte im Gehege steht, sind geplante Neuerungen für die Besucher. Der Geländewagen ist durch eine Panzerglasscheibe geteilt. „Im Idealfall sitzt man im Wagen und der Löwe sonnt sich auf der Motorhaube“, erklärt die Kuratorin das Konzept. Im Spätsommer sollen die Arbeiten an dem neuen Gehege starten. „Es wäre schön gewesen, wenn Sita das noch erlebt hätte“, bedauert Reichler. Jetzt werden Chalid und Binta die neuen Herrscher im Löwengehege sein – und hoffentlich bald nicht mehr nur sie. Wenn die Umbauarbeiten abgeschlossen sind, will man mit der Zucht beginnen. „Vorher wäre es für die Tiere zu stressig. Doch in ein paar Jahren hoffen wir auf Nachwuchs.“

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