Heidelberg Inszenierungen von Sonja Trebes am Theater

„Die heilige Ente“: Szene mit João Terleira als Haushofmeister und dem Heidelberger Opernchor.
»Die heilige Ente«: Szene mit João Terleira als Haushofmeister und dem Heidelberger Opernchor.

Am Theater Heidelberg stehen am Wochenende wieder Vorstellungen der beiden Inszenierungen an, bei denen Sonja Trebes die Regie geführt hat: „Die heilige Ente“ von Hans Gál und „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky.

Die Produktion der Oper „Die heilige Ente“ von Hans Gál auf ein Libretto von Karl Michael Leventzow entstand am Theater Heidelberg schon 2020, konnte aber nach der viel beachteten Premiere des Corona-Lockdowns wegen nicht mehr gespielt werden. Nun steht sie genau 100 Jahre nach der Uraufführung in Düsseldorf wieder auf dem Spielplan und wird noch vier Mal bis Ende dieses Jahres gespielt.

Für die Regisseurin Sonja Trebes war es eine sehr spannende Begegnung mit dem vor 1933 so erfolgreichen und danach weitgehend vergessenen Werk – und es war, wie sie uns sagt, eine sehr produktive und tolle Arbeit an diesem Werk am Theater in Heidelberg, für das sie nur lobende Worte findet. Sie hebt nicht zuletzt den Einsatz des Ensembles bei dieser Arbeit hervor.

Die Götter abschaffen?

Es ging ihr bei ihrer Inszenierung vor allem darum, die Geschichte möglichst plastisch und für das heutige Publikum nachvollziehbar zu erzählen. Und dabei auch die komischen Seiten des Spiels zwischen Menschen- und Götterwelt zu betonen. Es geht in der „Heiligen Ente“ nämlich um den armen Kuli Yang, der der Ente verlustig geht, die er für das Festmahl beim Mandarin abzuliefern hat. Er hat sich nämlich in Li, die Gattin des Mandarins verguckt. Yang soll zur Strafe geköpft werden, da greifen die Götter ein und vertauschen die Häupter von Kuli und Mandarin. Yang kommt mit Li zusammen und schafft unmenschliche Gesetze ab. Am Ende will er auch die Götter abschaffen, das geht aber denn doch zu weit ... Sonja Trebes hat das Werk, seinen Stoff und seine Musik bei der Arbeit an dieser Produktion jedenfalls sehr schätzen gelernt und würde sich eine vermehrte Beschäftigung wünschen.

„Eugen Onegin“: Szene mit Ariana Lucas, Indre Pelakauskaite und Zlata Khershberg-Reith (von links).
»Eugen Onegin«: Szene mit Ariana Lucas, Indre Pelakauskaite und Zlata Khershberg-Reith (von links).

Geprägt von ihrer Arbeit an der „Heiligen Ente“ ging Sonja Trebes zu Beginn der laufenden Spielzeit auch an ihre neue Inszenierung am Heidelberger Theater heran, an die Lyrischen Szenen nach Alexander Puschkins Versroman „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky. Das ist nun eine im Repertoire verankerte Oper, die freilich in Heidelberg nicht in der gängigen Weise erklingt. Hier wird nämlich die intimere Urfassung gespielt, die vor der opulenteren späteren Version am Bolschoi Theater am Moskauer Konservatorium herauskam. In ihr ist der dritte Akt weniger Große Oper mit rauschenden Tanzszenen, dafür gibt es einen „Flüsterchor“, bei dem die Masse ihre Bosheit über Onegin ausschüttet.

Im russischen Original

Für Sonja Trebes passt diese Entscheidung auf Vorschlag von Gastdirigent Roland Kluttig sehr gut zu ihrem Regiekonzept, das das Kammerspielhafte, wenn man so will, das Anton-Tschechow’sche des Stücks betont. Es geht der Regisseurin hier um genaue Porträts der Personen, die in einer strengen und starren Gesellschaft leben. Um dem Gefühlsleben der zentralen Figuren Tatjana, Lenski und Onegin nahe zu kommen, war es ihr auch wichtig, intensiv am Text zu arbeiten und diesem auch zu folgen. Das sei trotz der in dieser Produktion benutzten Originalsprache auch gelungen.

Sonja Trebes studierte Gesang in Weimar und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Im Rahmen ihrer Assistententätigkeit wirkte sie zudem mehrere Jahre bei den Bayreuther Festspielen sowie den Salzburger Osterfestspielen und dem Beijing Music Festival mit, bevor sie sich als freie Regisseurin selbstständig machte. Sie inszenierte unter anderem in Kassel, Gelsenkirchen, Osnabrück, Stuttgart und Luxemburg. Sie unterrichtete Schauspiel und szenisches Gestalten an der Universität Bamberg und der Musikakademie Kassel.

Info

Vorstellung der „Heiligen Ente“ sind heute sowie am 19. und 25. November und am 10. Dezember. „Eugen Onegin“ wird gespielt am 12. November sowie am 1., 7., 13. und 22. April. Karten und weitere Infos unter www.theaterheidelberg.de.

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