Speyer Im Speyerer Ratssaal rockt die „Foxy Lady“

„Vivaldi & more“ lautete das Motto des dritten Speyerer „Meisterkonzerts“ am Sonntag im Historischen Ratssaal. Das „More“ bedeutet dabei ein Novum in der Konzertreihe: Nach dem klassischen ersten Teil mit Streicherkonzerten gab es im zweiten Ausflüge in Jazz, Klezmer und Flamenco.

Neben dem Geiger Friedemann Eichhorn und seiner Frau Alexia an Violine und Bratsche waren zwei weitere Speyerer Musiker zu hören: Pianist Stephan Rahn (Cembalo und Flügel) sowie Geiger Paul Stauch-Erb. Kontrabassist Dominik Greger aus Weimar, der estnische Geiger Andres Mustonen und Cellist Ramón Jaffé – beide erstmals in Speyer – vervollständigten das Ensemble. In den Vivaldi-Konzerten agierten die Streicher einmal solistisch und dann als Begleitung. Im Doppelkonzert a-moll zu Beginn spielten Alexia Eichhorn und Paul Stauch-Erb mit großer Intensität und Geläufigkeit. Stauch-Erb hatte sein Solo im Konzert e-moll „Il favorite“. Der 16-Jährige meisterte das eminent schwierige Virtuosenstück mit brillanter Technik und spielte den langsamen Satz mit Feinsinn und Gefühl. Vivaldis Cellokonzerte sind weniger virtuos, viel ernster als die Violinkonzerte. Ramon Jaffé gab dem a-moll Konzert dennoch mit seinem wohlartikulierten Celloton nachdrückliche Rasanz. Bei den Violinparts der Variationen über das „La Folia“-Thema handelte es sich um „Konzertieren“ im Wortsinne, um einen Wettstreit der beiden Solisten. Friedemann Eichhorn und Andres Mustonen duellierten sich dabei freundschaftlich mit modernen Waffen: Sie bedienten sich auch über Vivaldi hinausgehender Virtuosen-Spielweisen späterer Epochen. Großartig hier auch auch der Beitrag der Generalbass-Spieler Ramón Jaffé, Stephan Rahn und Dominik Greger. Im zweiten Konzertteil dann etwas völlig Anderes: Crossover-Musik mit dem ganzen Ensemble. Zunächst Jazz, eine ausgelassen swingende Bearbeitung von Bachs Doppelkonzert, bei dem Eichhorn und Mustonen wunderbar improvisierten. Dann vier Klezmer-Nummern: Angeführt von Mustonen, gelang es dem Ensemble, die Seelentiefe und Melancholie, den in die Beine gehenden rhythmischen Impuls und Schwung der traditionellen jüdischen Volksmusik aus Osteuropa zu vermitteln. Nach einem meditativen armenischen Gebet, das Mustonen dem Gedenken an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren widmete, noch ein großartiger Abschluss mit zündenden Flamencoklängen. In Ramón Jaffés uraufgeführter Flamenco-Fantasie „Duerme bien, querido amigo“ lotete er als Solist alle möglichen Emotionen und Ausdrucksvarianten mitreißend aus. Für die Zugabe verwandelten sich die Kammervirtuosen in echte Rockmusiker mit einer wirklich knackig daherkommenden Adaption von Jimi Hendrix’ „Foxy Lady“.

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