Speyer Im Ringen mit dem Gegner und sich selbst

Schon allein bei der traditionsreichen Sportart Ringen kommen allerlei Assoziationen auf: Kraft, Masse, Bewegung, Wettstreit, Ästhetik und Körperlichkeit. Doch die Künstler, deren Werke ab morgen in den Räumen des Speyerer Kunstvereins zu sehen sind, gehen noch weiter und übertragen das Ringen auf den Entstehungsprozess von Kunst: Sie ringen mit Form, Farbe, Material – und sich selbst.

Die Ausstellung „Freistil“ ist ein „transatlantischer Blick auf Muskeln, Massen und Matten“, wie es ein wenig humorvoll in der Unterzeile heißt. Zehn Künstler aus Deutschland und den USA setzen sich mit dem Thema Ringen auseinander. Das Ergebnis ist eine interdisziplinäre Kunstschau, die alle Spielarten der Moderne umfasst: Zu sehen sind Zeichnungen, Malereien, Fotografien, Skulpturen sowie Raum- und Videoinstallationen. Ellen Akimoto setzt sich in ihren großflächigen Gemälden direkt mit dem Mythos und der Ästhetik der Sportart auseinander. „Having Won“ zeigt eine Frau, die den Pokal bereits in den Händen hält, ihr Körper ist jedoch noch in Angriffstellung. Sie blickt den Betrachter direkt an, fast scheint es, als würde sie für ein Foto posieren. Den Blick in die imaginäre Kamera gibt es auch bei Akimotos zweitem Bild „Wrestlers“, in dem eine Frau und ein Mann miteinander kämpfen. Doch nicht nur die Größe und die knalligen Farben machen die Gemälde der Künstlerin, die aus Kalifornien stammt, aber in Leipzig lebt, zu einem Blickfang. Es sind die Körperlichkeit und Vitalität, die beeindrucken. Humorvoller sind die Fotografien des Amerikaners Trevor Lalaguna. Sie zeigen ihn im Wrestler-Outfit bei einem Kampf mit einem Stuhl. Dabei nimmt er die unmöglichsten Posen ein. Den Schritt in die Metaphorik des Ringens wagt Selina Rosa Ruffing mit ihrer Rauminstallation „Weich, weich, unausweichlich“. Für ihre Installationen nutzt die Kunststudentin aus Mainz meist einfache Materialen aus dem Baumarkt oder Fundstücke. Rosa Schaumstoffteile umschließen die Säulen im Raum, umfassen sie, ringen mit ihnen. Die Idee zu der Ausstellung entstand während Ruffings Auslandsjahrs an der Chino Art School in Kalifornien. Sie studierte dort bei Sheri Simons. „Deren Skulpturen von miteinander ringenden Körpern und der legendäre Kampf zwischen Wilfried Dietrich und Chris Taylor 1972 waren die Inspiration“, erzählt Oliver Schollenberger, von dem mehrere Zeichnungen zu sehen sind. Die besagten Skulpturen von Sheri Simons sind natürlich ebenfalls Teil der außergewöhnlichen Kunstschau. Ausstellung —Zu sehen in den Räumen des Speyerer Kunstvereins bis 7. Juni, donnerstags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr —Eröffnung: Sonntag, 10. Mai, 11 Uhr

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