Speyer Hornig trifft das richtige und das falsche Tor

SAARBRÜCKEN. Gut lief’s, sehr gut – „eigentlich zu gut“, wie Trainer Manfred Schmitt von Oberligist TuS Mechtersheim später feststellte. Einlullen ließ sich seine Mannschaft vom 2:0. Das reichte nicht, um gestern zum Auftakt beim 1. FC Saarbrücken II drei Punkte mitzunehmen. 3:3 (0:2) hieß es am Ende auf dem Kunstrasen im Ludwigspark.

Ums Haar wäre Mechtersheim mit leeren Händen heimgekehrt: In der Nachspielzeit traf Jens Rehhäußer zum Ausgleich. Zähler gewonnen oder zwei verschenkt? Schmitt schien mit sich selbst nicht so recht einig. Sonne aber überwog – wie während der gesamten Partie in Saarbrücken. Die geriet recht unterhaltsam. Schmitt jedoch ärgerte sich, dass seine Halbzeit-Predigt so vollkommen für die Katz’ war. „Ich habe gewarnt, habe den Zeigefinger gehoben. 2:0 ist ein gefährliches Ergebnis“, meinte er: „Ich bin gar nicht gewohnt, dass meine Mannschaft nicht auf meine Worte hört.“ Die schlurfte stattdessen, offenbar schon siegesgewiss, zurück auf den Platz – und stellte das Fußballspielen erst einmal ein. Schön anzuschauen war’s, was das Team um Kapitän Andreas Brill nach einer zehnminütigen Orientierungsphase zeigte. Halbzeit eins ging klar an die Gäste, bei denen vor allem Florian Hornig und Neuzugang Georg Ester vor Saarbrückens Tor ein ums andere Mal Schrecken verbreiteten. Prima gemacht die Führung: Lukas Olbrich nutzte einen FCS-Fehler zu einem schnellen öffnenden Pass. Ester düste davon, bewies Auge und legte Hornig mustergültig auf. Der nagelte den Ball an die Lattenunterkante. Die Kugel hüpfte nach einem Besuch hinter der Linie ins Feld (18.). Vier Minuten später bewies sich Hornig als vorzüglicher Vorbereiter. Ein Solo über links krönte er mit einem Zuspiel auf den freien Kevin Sigl, der souverän einlochte. Zwei, drei Chancen, die Führung auszubauen, ließ der TuS liegen. Aber sollte deswegen noch was schiefgehen? Und wie – wenn es auch letztlich noch zum halben Happy-End reichte. So recht erklären konnte es später keiner: „Vielleicht waren wir zu siegessicher“, meinte Hornig im Gespräch mit der RHEINPFALZ, der ebenso wie Olbrich („unerklärlich, wie wir so den Faden verlieren konnten“) mit Blick auf die Leistung vor der Pause von einem Geschenk sprach. Die Blauen ließen alle Zügel schleifen, machten die zuvor recht einfallslos agierenden FCS-ler durch ihre eigene Tatenlosigkeit erst stark. Die witterten plötzlich ihre Chance. In die Karten spielte den Gastgebern ein Eigentor vier Minuten nach dem Wechsel. Das ging auf Hornigs Konto, aber nicht auf seine Kappe: unglücklich angeschossen, konnte er sich schwerlich in Luft auflösen. Dominic Altmaier legte in der 62. Minute nach. Johan Talamona drehte nach einem Solo über die linke Flanke die Partie. Die Köpfe gingen nach unten. Das schien es gewesen. Schmitt: „Die Körpersprache hat ja gar nicht mehr gestimmt.“ Dann aber stachen Schmidts Joker. Der eingewechselte Tolga Tuna preschte über rechts nach vorne. Seine Flanke verlängerte Hornig per Kopf – und da stand mit Rehhäußer der zweite Frische: Kaum fünf Minuten auf dem Feld, traf er freistehend zum 3:3. „Mir gefällt’s sehr gut hier. Wir haben eine gute Mannschaft. Das hat ja auch heute schon teils ganz gut geklappt“, teilte der Torschütze mit. Den fand auch sein Trainer stark: „Das hätte doch keiner mehr geglaubt. Keiner hätte mehr einen Pfifferling auf uns gesetzt. Wir wollten hier einen Punkt holen. Den haben wir jetzt. Aber es ist wohl wirklich so. Wir haben hier doch etwas verschenkt.“

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