Speyer freistoss:

So wie am vergangenen Wochenende hat sich der Hallenfußball in der Region noch nie geballt. Kaum endeten die Weihnachtsferien, schon stürmten die Kicker die Hallen, gerade noch rechtzeitig, um den Fasnachtsveran-staltungen zuvorzukommen. Die Handballer zwischen Waldsee und Lingenfeld spielten auswärts, machten ihrerseits den Weg frei. Sage und schreibe zehn Turniere standen auf dem Programm. Vom jüngeren F-Junioren-Jahrgang bis zu den Alten Herren, von den Aktiven über die Frauen bis hin zu den Freizeitkickern gingen sie auf Torejagd. Sie spielten zehn, elf oder 14 Minuten, nach dem Modus jeder gegen jeden oder mit Gruppen, ermittelten alle Plätze oder nur die ersten vier, kickten nach Futsalregeln oder herkömmlichen, trugen Meisterschaften und Qualifikationen aus, stritten um Pokale, Gutscheine und Bargeld. Sie bevölkerten an drei Tagen die Lingenfelder Goldberghalle, an je zwei die Waldseer Rheinauenhalle, die Speyerer Osthalle, die Römerberger Rhein-Pfalz-Halle und die Sporthalle Schwegenheim. Der FV Dudenhofen kämpfte gar in Mannheim. Sie trafen auf klangvolle Namen wie SC Freiburg und 1. FC Heidenheim oder lustige wie die Waikiki Beach Bombers oder die Isolite Knochenjäger. Von zehn Fußballern pro Mannschaft ausgehend, kommen wir auf folgende Zahlen: 440 Juniorenkicker in Lingenfeld, 200 Hobbyspieler in Schwegenheim, 100 Futsalfrauen und 80 Talente in der Osthalle, 100 Aktive sowie 110 Freizeitsportler in Heiligenstein, 80 Aktive und 50 Hobby-spieler in Waldsee, zehn Dudenhofener im Badischen – alles in allem weit über tausend. Doch möglich werden diese Wettbewerbe erst durch die Helfer, die die Vereine einladen, die Presse in Kenntnis setzen, Preise ordern, Unparteiische anfordern, Fahrdienst organisieren, Brötchen belegen, Kaffee kochen, Limonade einschenken, kassieren, pfeifen, Ergebnisse aufschreiben, Tabellen errechnen, Mannschaften aufrufen, Tore wegräumen, Boden putzen und die Halle abschließen. Und der Budenzauber geht grad so weiter. Dudenhofen bleibt in „Monnem“ am Ball. Die Frauen des FC Speyer tun dies in Walldorf. Die Schüler kämpfen um den Fritz-Walter-Cup, die Frauen suchen weitere Futsal-Champions, und TuS Mechtersheim spielt in dieser Variante gar um den Südwesttitel. Speyer ist der Fußballnabel der Welt. Das wissen wir schon lange. Bis zu sechs Vereine gingen schon parallel auf Torejagd. Und was wäre Weltmeister Fritz Walter ohne seine Auftritte auf dem altehrwürdigen Roßsprung des mittlerweile fusionierten traditionsreichen FV Speyer? Kickertalente wie Rudi Bast und Ralf Schmitt machten sich einst aus Speyer in die Bundesliga auf oder erblickten zumindest hier das Licht der Welt wie die Langkamp-Brüder Sebastian und Matthias sowie die Korte-Zwillinge Gianluca und Raffael. Und die ganz Erfolgreichen der Kickerzunft, sie suchten die Nähe zu Rhein und Mariendom. Die mehrfachen deutschen Meister 1. FC Kaiserslautern um Punkte und der VfB Stuttgart in Freundschaft kickten in der Stadt, Alemannia Aachen zur Eröffnung des Sportparks, später Dinamo Bukarest, TSG Hoffenheim im Sommer, 1999 die Engländer von Coventry City. Auch das Umland zog sie an: Bayern München mit Weltmeister Klaus Augenthaler als Trainer nach Mechtersheim in der Reserve-Bundesliga, die Kroaten von NK Osijek, die Hellenen von Panionios Athen ebenfalls an die Kirschenallee, Sloweniens A-Junioren-Nationalmannschaft nach Harthausen, ein ruandisches Jugendnationalteam nach Dudenhofen, US- Soccerboys nach Hanhofen ... Ab und zu kamen sie nur zu Trainingszwecken: Die Frauennationalmannschaft und der spanische Europapokalsieger der Pokalsieger FC Valencia ins Bantz-Stadion, die Bayern mit Weltmeister Sepp Maier als Torwarttrainer nach Otterstadt – damals dabei mit Uli Hoeneß als Manager ein ganz großer Spieler, einer, der nie das riskante Spiel scheute. Zuletzt hielt Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund einen Vortrag in der Stadthalle für Volk und Volksbank. Und wie es sich für einen Dortmunder gehört, ob ein Hans-Joachim oder ein Alfred, hört er natürlich auf den Spitznamen Aki, so wie einst Borussen-Nationalspieler Aki Schmidt, der besonders gerne gegen Holland traf und 1959 beim unvergessenen 7:0 gegen den Lieblingsnachbarn in Köln-Müngersdorfer Stadion zwei Tore beisteuerte. Mittlerweise ging’s mit den Westfalen abwärts: Platz 17. Sicherheitshalber beantragen sie eine Lizenz für die Zweite Bundesliga. Wie sagte doch Aki W. am 13. Oktober in Speyer? „Sie sehen mich hier als Vorstandsvorsitzenden eines Tabellen-13. Ich kann Ihnen versprechen, dass wir an Weihnachten da nicht mehr stehen.“

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