Speyer Entspannte Truppe mit vielen Ideen

Im Tabakschuppen: die Vorstandsmitglieder des Heimat- und Kulturvereins Harthausen (von links) Andreas Heck, Monika Steiger, Gab
Im Tabakschuppen: die Vorstandsmitglieder des Heimat- und Kulturvereins Harthausen (von links) Andreas Heck, Monika Steiger, Gabriel Salzmann, Hermann Grundhöfer, Harald Flörchinger, Marlies Denne, Hermann-Josef Löffler und Hubert Kling. Es fehlt die stellvertretende Vorsitzende Kirsten Kissel.

«Harthausen.»Der von Harald Flörchinger als Vorsitzender geführte Verein hat derzeit 132 Mitglieder und einen „gut durchmischten Vorstand“. Im Verein seien alle Altersklassen vertreten. „Die Senioren, die sich an vorderster Front engagieren, entlasten die arbeitenden Mitglieder“, sagt Flörchinger. Hermann-Josef Löffler ist einer der engagierten Senioren. Der Harthäuser wohnt nun im badischen Sulzfeld und fährt für sein Hobby hin und zurück insgesamt 112 Kilometer. „Ich bin immer da, wenn ich gebraucht werde“, sagt er. Das am weitesten entfernt wohnende Mitglied des Vereins ist er damit aber nicht. Gertrud Gerstner, die Frau des ehemaligen Hausarzts in Harthausen, lebt in der Schweiz. Die 90-Jährige ist laut Flörchinger auch das älteste Mitglied des Heimat- und Kulturvereins. Der Verein wurde am 8. November 1994 gegründet. Zuvor habe es einen lose organisierten Heimat- und Kulturkreis gegeben, der den Tabakschuppen nach dessen Einweihung 1990 beleben wollte, erzählt Hermann Grundhöfer. Da viele Engagierte wegen der fehlenden Struktur abgewandert seien, habe man sich entschieden, einen Verein zu gründen, erzählt Flörchinger. Er, Grundhöfer, Marlies Denne und Wolfgang Fischer sind Gründungsmitglieder des Vereins. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, Kulturgüter zu erhalten, Gebäudedokumente zu sammeln, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und eine Lobby für Kulturschaffende zu sein. Diese Ziele setzen die Mitglieder auf unterschiedlichste Weise um: Von Lesungen, Vorträgen, Exkursionen über Theaterstücke und Konzerte bis hin zu Büchern, die Mitglieder des Vereins geschrieben haben, sind alle Angebote vertreten. Das Ortsfamilienbuch von Wilfried Birkle sei ausverkauft, informiert Flörchinger in diesem Zusammenhang. Als Höhepunkt der vergangenen Jahre bezeichnen die Vorstandsmitglieder den Benefizabend im Jahr 2013, bei dem rund 22.000 Euro für den Bau zweier Brunnen in Togo zusammengekommen sind – trotz einer Flugblatt-Aktion der als rechtsextremistisch eingestuften Partei „Der dritte Weg“, welche die Aktion in Misskredit bringen sollte. Für Hubert Kling waren die Mainzer Hofsänger mit ihrem Konzert in der Kirche ein Glanzpunkt. Gabriel Salzmann, der die „Tabakernte“ organisiert, schätzt an dem Verein, dass jeder seine Ideen einbringen könne: „Wir sind eine unheimlich entspannte Truppe. Keiner sagt ,nein’, jede Idee wird angenommen.“ Monika Steiger findet es gut, dass sich jeder so einbringen könne, wie er Zeit habe. Für Berufstätige, was die meisten Vorstandsmitglieder seien, sei das ein großer Vorteil. Grundhöfer freut es, dass der Verein auch Künstler in ihrer Anfangszeit gezeigt hätte, die nun Karriere gemacht haben. Als Beispiel nennt er den Gitarristen Christian Straube. Und der Spaß kommt im Verein auch nicht zu kurz. Den traditionellen Nachtflohmarkt nennen die Mitglieder spaßeshalber „Nacktflohmarkt“, weil ein Mitglied mit Hörgerät es damals, als die Idee aufkam, so verstanden hatte. Der Senior habe sich sehr darüber echauffiert, weil er der Ansicht war, dass man so etwas nicht machen könne, erzählen die Mitglieder und lachen noch heute über das Missverständnis. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihnen auch ein Theaterstück über den Ersten Weltkrieg. Dafür konnten die Mitglieder einen Jagdflieger, der einem solchen Doppeldecker von damals ähnelte, organisieren. „Harald stand dann hinter der Bühne und hatte per Funk Kontakt mit dem Piloten“, erinnert sich Andreas Heck. Der Flieger sei dann zum richtigen Zeitpunkt im Theaterstück über das Dorf geflogen. „Ab da hätten wir eigentlich aufhören können zu spielen, weil alle Zuschauer nach oben geschaut und anschließend nur noch darüber gesprochen haben, woher der Flieger kam“, sagt Salzmann. Der Verein will auch in diesem Jahr Eindruck mit seinem Programm hinterlassen (siehe „Zur Sache“). Ein Punkt fehlt jedoch: Laut Flörchinger wird es keine Theateraufführung beim Tabakdorffest geben. „Uns erscheint es so, dass es nicht mehr passt“, sagt er, ohne weiter darauf eingehen zu wollen.

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