Speyer Ensemble „Les Concerts Amoureux“ in der Gotischen Kapelle

Ort des Konzert: die Gotische Kapelle.
Ort des Konzert: die Gotische Kapelle.

Beim Kammerkonzert in der Gotischen Kapelle musizierte das Speyerer Musikschulensemble „Les Concerts Amoureux“ Lieder über die irdische und himmlische Liebe: Ein Streifzug durch die Welt der Renaissance und des Barock.

Die Liebe feiert in den Liedern der Renaissance und des Barock fröhliche Urständ. Hier und da huscht eine fesche Schäferin durchs Bild und symbolisiert die aufblühende Natur knospende Triebhaftigkeit, während sich die Gipfel der religiösen Leidenschaften weit über menschliches Treiben erheben. Die irdische und die himmlische Liebe werden im Repertoire der italienischen, englischen und französischen Madrigalisten fein säuberlich voneinander geschieden. Doch verschwimmen auch die Grenzen, wie beim jüngsten Kammerkonzert in der Gotischen Kapelle des Adenauerparks zu erleben war.

Sein Programm hatte das Ensemble „Les Concerts Amoureux“ unter den Titel gestellt: „L'amour sacré et l’amour profane“, der eine Zusammenstellung von musikalischen Ausdrucksweisen für die himmlische wie die irdische Liebe versprach. In der bis auf den letzten Platz besetzten Kapelle inmitten der idyllischen, von herbstlicher Witterung allerdings bereits deutlich gezeichneten Parklandschaft waren die Erwartungen entsprechend hochgespannt.

Liebe und Leidenschaften

Wo Liebe und Leidenschaften so reichlich walten, wird eine lässige und humorvolle Moderation als wohltuend empfunden. Sopranistin Almut-Maie Fingerle und Flötistin Jessica Marwitz streuten zwischen die musikalischen Vorträge Anekdoten ein, um die Gesänge musikgeschichtlich einzuordnen und die fremdsprachlichen Texte verständlich zu machen. Beide Musikerinnen stammen mit Geiger Daniel Spektor aus dem Kreis der Speyerer Musikschule; zum Quartett gehört auch Koos van de Linde am Cembalo.

Der erste Konzertteil wurde mit Liedern und Instrumentalweisen von Renaissancekomponisten gestaltet, von denen Claudio Monteverdi, Thomas Tallis, Giramolo Frescobaldi und Heinrich Schütz zu den bekanntesten gehören. Im zweiten Teil widmeten sich die Aufführungen Dichtungen des Barock, vor allem jenen französischer Herkunft. Die Besetzung im Ensemble eignet sich für dieses Repertoire bestens; und so sorgte der lyrisch-herbe Klang der Barockvioline Daniel Spektors wie auch der warm-weiche Ton der Holztraversflöte von Jessica Marwitz für ansprechende Höreindrücke, ob im impulsiven Wechsel oder im verschlungenen Dialog. Koos van de Linde erwies sich am Cembalo als verlässlicher Continuo-Begleiter, der mit einer instrumentalen Vertonung der Liebe zu Vergils Schäferin Amaryllis von Giulio Caccini auch solistische Qualitäten zeigte.

Glockenheller Sopran

So kontrastreich mal die leiblichen, mal die geistigen oder seelischen menschlichen Regungen angesprochen wurden, so sprunghaft und impulsiv das Programm zwischen irdischen und himmlischen Leidenschaften wechselte, so lebhaft wurde auch im Chor der Gothischen Kapelle musiziert. Almut-Maie Fingerles glockenheller Sopran gewann im Verlauf des Konzerts an Agilität und Ausdrucksfarbe, was vor allem den barocken französischen Kantaten mit ihren variationsreichen Sätzen zugute kam. Jessica Marwitz’ Flötenton ließ sich als sinnlich-kantable Stimme vernehmen, die sich zugleich in diskreter Zurückhaltung übte.

Gelegentliche Stimmenaussetzer, falsche Töne oder Uneinigkeiten im Programmablauf wurden vom Publikum nicht als störend empfunden, sondern ließen sich mit der Spontaneität und der Improvisationsfreude der Aufführungen sowie mit dem weitgehend volksliedhaften Charakter des Repertoires weitgehend vereinbaren. Zur Weise „Une jeune fillette“ des Renaissancekomponisten Jean Chardavoine über ein junges Mädchen erklang das Kirchenlied „Von Gott will ich nicht lassen“, als flössen irdische und himmlische Liebe ineinander. Und mit Joseph Bodin de Boismortiers Barockkantate über die vier Jahreszeiten wurde dem Frühling gehuldigt, aber eben auch der Natur als Produkt eines liebenden Schöpfers.

Nähe der Liebe zum Wahn

Auf die koloratur- und ornamentreiche Kantate „Le Bouquet“ von Jean-Baptiste Dupuis und dem stürmischen Lied eines Komponisten mit dem „Stier“ im Namen, Francois-Henry Le Boeuf, der die Nähe der Liebe zum Wahn ausdeutet, ließ das Quartett als Zugabe das Lied einer barocken Komponistin folgen: „Words by a Gentleman“ von Elisabeth Turner, das der so ausgiebig besungenen Liebesleidenschaft.

Info

Bei dem vom Motettenchor Speyer organisierten „Hauskonzert in London“ präsentieren Julia Belitz (historische klassische Oboe), Juliane Sauerbeck (Violine), Hans-Georg Hinderberger (Viola) und Johannes Vorholz (Violoncello) am Sonntag, 13. August, Werke von Johann Christian Bach, dem „Mailänder“ oder „Londoner Bach“.

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