Speyer Eine Suite für die Krebs-Therapie

Innovation: Krebs soll im Mannheimer Uniklinikum künftig leichter zu behandeln sein. Teile der Therapie sind bereits in Betrieb.
Innovation: Krebs soll im Mannheimer Uniklinikum künftig leichter zu behandeln sein. Teile der Therapie sind bereits in Betrieb.

«Mannheim.» Im Kampf gegen Krebs eröffnen sich am Universitätsklinikum Mannheim neue Möglichkeiten. Ein besonderer Raum, in dem untersucht und operiert wird, ist das Herz der neuen Einheit. Nicht nur der längste Krankenhausflur Europas – rund ein Kilometer lang – soll für die Patienten seinen Schrecken verlieren.

Tumore zu orten und zu zerstören, soll an der Universitätsklinik Mannheim viel leichter werden. Mit dem Spiel „Schiffe versenken“ vergleicht Frank Giordano die Diagnose und Behandlung der gefürchteten Krankheit. Er ist derzeit Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. In einem großen, hell erleuchteten Raum, der Untersuchungs- und Operationssaal zugleich ist, soll das möglich werden. Im Fachjargon der Mediziner heißt der Ort „interventionelle Magnetresonanz-Hybrid-Suite“, angeblich die erste in Deutschland. Diagnose und Therapie von Krebs sollen in der Suite, die die Universitätsklinik gemeinsam mit Siemens Healthineers entwickelte, treffsicherer, schonender, schneller, effektiver und wirtschaftlicher werden. Einzelne Teile der Therapie sind bereits in Betrieb. Mit einem Pfeil in der Mitte einer Dartscheibe macht Jost von Hardenberg, Oberarzt in der Urologie, die Treffsicherheit der neuen Einheit. Durch den längsten Krankenhausgang Europas – ein Rekord, den das Krankenhaus seit seiner Eröffnung 1922 hält – führen die Professoren Ulrike Attenberger und Stefan Schönberg interessierte Ärzte und Besucher. So weite Wege müssen die Patienten in der neuen Einheit nicht mehr zurücklegen. „Einen intubierten Patienten bewegen zu müssen, ist der Albtraum eines jeden Anästhesisten“, erklärt Ulrike Attenberger, stellvertretende Direktorin des Instituts für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin. Wie der Flügel eines Flugzeugs, besonders stabil und dabei leicht, ist die Platte konstruiert, auf der die Ärzte die Patienten zukünftig von einem Apparat zum anderen transportieren können, ohne dass sie sie umbetten müssen. „So etwas gibt es nur hier“, meint Attenberger zu dem milchig grauen, halb durchsichtigen schmalen Stück, das Röntgenstrahlen und Magnetresonanzen durchlässt. Die Kosten für die Platte kann keiner nennen. Der Preis der Tür dagegen, die sich zwischen Röntgen-und OP-Einheit und der Röhre des Magnet-Resonanz-Geräts befindet und absolut keine Strahlen durchlassen soll, liegt bei 80.000 Euro. Insgesamt 3,6 Millionen hat der Raum gekostet, finanziert von Klinik und Stadt. „Eins plus eins macht drei“, rechnet Schönberg vor. Das Beste aus drei Welten, CT, Abkürzung für Computertomographie, MRT und Biopsie, also Probenentnahme, sei in der neuen Suite vereint. Mit neuesten Erkenntnissen aus Physik, Radiochemie, Robotik und Medizin gehe es fächerübergreifend in den Kampf gegen Krebs. Radioaktive „Seeds“, auf Deutsch Samen, wollen Strahlentherapeuten, Urologen und Anästhesisten gemeinsam als Erstes in einer Studie kranken Männern in die Prostata einsetzen. Kleine Körnchen mit radioaktivem Material, die Tumore von innen vernichten sollen. Im MRT vermessen die Ärzte die Tumore exakt, im benachbarten Eingriffsraum pflanzen sie mit Hilfe des Röntgengeräts die „Seeds“ genau in die Mitte des Geschwürs. Ob sie richtig sitzen, kann man im MRT noch einmal kontrollieren. In Zukunft wollen die Ärzte Lebertumore mit Hitze zerstören oder in der Gebärmutter von Frauen mit Myomen die Blutversorgung der Geschwulste verstopfen.

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