Speyer Eine Episode mit langer Laufzeit

Singt weiter Genesis-Songs: Ray Wilson bei einem Konzert im vergangenen April in Landau.
Singt weiter Genesis-Songs: Ray Wilson bei einem Konzert im vergangenen April in Landau.

Die Frage am Ende dieses Artikels, wer denn wieder mal in der Gegend auftreten solle, erübrigt sich in Ray Wilsons Fall. Denn genau das tut der schottische Rockmusiker am 22. November in der Dudenhofener Festhalle. In Speyer stand der ehemalige Genesis-Sänger bisher zweimal auf der Konzertbühne.

Wilson, geboren 1968, wird wohl für den Rest seiner Musikerlaufbahn mit dem Etikett leben müssen, Phil Collins’ Ersatzmann gewesen zu sein. Dabei hat er durchaus eine eigene Karriere jenseits von Genesis vorzuweisen: 1994 sang er als Frontmann der schottischen Gruppe Stiltskin den Hit „Inside“, der nicht zuletzt durch den Einsatz in einem Werbespot des Jeans-Herstellers „Levi’s“ zum Erfolg wurde. Als der sich aber nicht wiederholen ließ, war es mit Stiltskin schnell wieder vorbei. Für Wilson allerdings schien „Inside“ ein Empfehlungsschreiben für höhere Weihen zu sein. Der Schotte ergatterte einen der damals begehrtesten Jobs der Branche: Er ersetzte 1996 Phil Collins nach dessen Ausstieg bei Genesis. Mit den verbliebenen Mitgliedern der Gruppe, Gitarrist Mike Rutherford und Keyboarder Tony Banks, nahm Wilson das Album „Calling All Stations“ auf. Beim Publikum, das keinen anderen Sänger als Collins oder dessen Vorgänger Peter Gabriel akzeptieren wollte, fiel es jedoch glatt durch. Also entschlossen sich Rutherford und Banks, das Projekt Genesis zu beenden – und Wilson stand mit leeren Händen da. Diese Ereignisse lagen sechs Jahre zurück, als der Gitarrist und Sänger unter seinem eigenen Namen am 15. März 2003 in der voll besetzten Halle 101 auf der Bühne stand. Als „Gast“ im Vorprogramm der kanadischen Gruppe Saga (wir berichteten ausführlich in der Ausgabe vom 23. Juni) begrüßte er das Publikum mit den Worten: „Guten Abend Speyer. I’ve never been here before.“ Wilson sang unter anderem „I Can’t Dance“ von Genesis, „Inside“ und Balladen aus seinem damals neu veröffentlichten Soloalbum „Change“. Als Genesis 2007 noch einmal mit Collins auf Tournee gingen, fand Ray Wilson in einem Interview mit einer schottischen Zeitung kritische Worte zur Vergangenheit: So habe Collins es nur sehr ungern gesehen, dass Genesis mit ihm, Wilson, weitergemacht habe. Außerdem gebe es unüberbrückbare Klassenunterschiede zwischen den älteren Musikern und ihm. Die Anfrage, zumindest im Vorprogramm der Genesis-Welttournee aufzutreten, habe deren Management kategorisch abgelehnt. Daher sei aus seiner Sicht das Kapitel Genesis/Wilson für alle Zeit erledigt. Vier weitere Jahre später relativierte Wilson seine Aussagen indes deutlich. So sagte er in einem RHEINPFALZ-Interview, er sei zwar seinerzeit vom Ende der berühmten Gruppe überrascht und enttäuscht gewesen („Ich glaube, es war die falsche Entscheidung“), sprach jedoch zugleich von einem freundschaftlichen Verhältnis zu Rutherford und Banks. „Ansonsten sind das keine Leute, die einem Steine in den Weg legen. Es sind Musiker, die freuen sich, wenn man ihre Sachen spielt“, so Ray Wilson damals. Genau das tat er am 11. November 2011 im Speyerer Musikclub „Flaming Star“. Zusammen mit einem zweiten Gitarristen und einem Pianisten präsentierte Wilson dort „Genesis Unplugged“ mit Klassikern wie „Follow You Follow Me“, „No Son Of Mine“, „Land Of Confusion“, „That’s All“ und „Mama“, aber auch „One“ von U 2. Mit diesem musikalischen Konzept ist Ray Wilson seitdem in mehr oder weniger variierter Form unterwegs. Ganz offensichtlich haben er und die übrigen Genesis-Musiker sich zumindest in dieser Hinsicht verständigt. Am 16. Mai 2013 präsentierte Wilson die Genesis-Hits in Quartett-Begleitung in der Dudenhofener Festhalle. Dorthin kehrt er im kommenden Herbst zurück. Kontakt —Jetzt sind Sie gefragt, liebe Leser: Waren Sie bei diesen Konzerten dabei? Verbinden Sie eine Erinnerung mit Ray Wilson? Und wer sollte Ihrer Meinung nach unbedingt einmal (oder vielleicht auch noch einmal) in Speyer auftreten? —Schreiben Sie uns doch mal unter der E-Mail-Adresse redspe@rheinpfalz.de unter dem Betreff „Rock’n’Roll“ oder auf Facebook. Die spannendsten Beiträge greifen wir im Laufe unserer Serie auf.

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