Speyer „Ein idealer Ort zum Leben“

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Vierhändiges Klavierspiel präsentiert das Speyerer Pianisten-Ehepaar Christine und Stephan Rahn am Samstag, 7. November, 19 Uhr, im Historischen Ratssaal Speyer. Auf dem Programm stehen Werke von Schubert, Mozart und Rachmaninoff. Unsere Mitarbeiterin Anne Kirchberg hat vorab mit Christine Rahn (26) gesprochen.

Ihre Ausbildung und Karriere haben Sie schon an viele verschiedene Orte gebracht – wie lebt und arbeitet es sich in Speyer?

Als Musiker ist man zweifelsohne viel unterwegs, was natürlich seinen Reiz hat. Umso wichtiger ist es für mich dabei, dass ich einen Ort zum Leben und Arbeiten habe, an dem ich mich richtig wohlfühle. Speyer ist da für mich genau die richtige Stadt. Nicht zu groß, überschaubar, aber dennoch mit einem regen kulturellen Leben und einer guten Infrastruktur. Ich bin kein Fan von allzu großen Städten. Den Trubel hat man genug, wenn man unterwegs ist. Speyer bietet mir eine ruhige Lebensatmosphäre, ohne langweilig zu sein. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten, sein Netzwerk an anderen Musikern und Kunstschaffenden stets zu erweitern, was für einen freischaffenden Künstler sehr wichtig ist. Nicht zuletzt ist es die geografische Lage, die die Stadt so reizvoll macht: eine sehr gute Verkehrsanbindung, die Nähe zu Frankreich und der Weinstraße und das fast mediterrane Klima – für mich ein idealer Ort zum Leben. Unterscheidet sich ein Konzert in Ihrer Heimatstadt von anderen? In der Konzertvorbereitung macht es eigentlich keinen Unterschied. Doch am Konzertabend selbst ist es dann natürlich ein anderes Gefühl, vor überwiegend bekannten Gesichtern zu spielen als vor einem fremden Publikum. Es ist persönlicher, kann aber gleichzeitig aufregender sein, weil bestimmte Erwartungen an einen gestellt werden, denen man gerecht werden möchte. Da ich nicht in Speyer aufgewachsen bin, sondern erst seit letztem Sommer hier lebe, ist für mich das Gefühl vor diesem Konzert ein Besonderes, da ich mich an diesem Tag erstmals dem Speyerer Publikum als Pianistin präsentiere. Auf jeden Fall ist es eine große Freude, in der Heimat zu konzertieren, und noch schöner, wenn man das zusammen mit seinem Partner machen kann. Als reisende Musiker sind mein Mann und ich oft voneinander getrennt. Da empfinde ich es als großes Glück, wenn wir von Zeit zu Zeit gemeinsam auftreten können. Wie gestalten sich die gemeinsamen Proben? Zunächst bereitet jeder von uns seinen Part separat vor. Wenn das geschehen ist, wird alles zusammengesetzt und geprobt. Manche Stücke sind vom Zusammenspiel sehr heikel und müssen mehr geprobt werden, andere sind einfacher zusammenzubringen. Generell kommen wir recht schnell zu einem guten Ergebnis. Aber natürlich sind wir nicht immer einer Meinung. Meist sind es nur Kleinigkeiten, die dem anderen vielleicht nicht aufgefallen sind und die dann sehr schnell angeglichen sind. Es kommt sehr selten vor, dass wir von einer Sache zwei völlig verschiedene Sichtweisen haben. In diesem Fall versucht jeder den anderen von seiner eigenen Meinung zu überzeugen, und der mit den schlechteren Argumenten muss nachgeben. Doch einen ernsthaften Streit gab es deswegen noch nie. Müssen Sie beide die vierhändigen Stücke eigentlich noch üben? Wie gesagt, manche Stücke sind sehr anspruchsvoll im Zusammenspiel und benötigen einige Zeit in der Vorbereitung. Natürlich können wir uns einfach mal so ans Klavier setzen und Klavierduo-Stücke vom Blatt spielen – das macht sehr viel Spaß. Üben bedeutet für mich jedoch viel mehr als ein Stück spielen zu können. Vielmehr geht es um eine ständige Auseinandersetzung und Annäherung an ein klangliches Ideal, das in meiner Vorstellung existiert. Hinzu kommt, dass die Literatur für Klavierduo auf keinen Fall leichter ist als für Klaviersolo. Worin besteht die Schwierigkeit von vierhändigem Klavierspiel? Zunächst einmal würde ich sagen, dass der Reiz des vierhändigen Klavierspiels darin liegt, dass die klangliche Palette des Instrumentes voll ausgereizt werden kann und sich geradezu orchestrale Klangwelten entfalten können. Die Schwierigkeit des Zusammenspiels liegt in dem begrenzten Raum vor der Tastatur des Klaviers. Beim Üben geht es nicht zuletzt daher auch darum, die Bewegungen beider Spieler klug zu koordinieren. Die große Nähe zueinander führt oft zu einem intensiven gemeinsamen musikalischen Ausdruck, bedeutet aber gleichzeitig immer wieder aufs Neue eine große Herausforderung aufgrund des begrenzten Platzes an der Tastatur. Würden Sie allen Hobby-Klavierspielern dazu raten, das Vierhändig-Spielen einmal auszuprobieren? Auf jeden Fall. Gemeinsames Musizieren ist immer eine gute Sache, es motiviert und steigert oft noch die Freude am Musizieren. Man lernt dabei, unheimlich gut auf seinen Klavierpartner zu hören und sich sensibel auf den anderen und dessen Klavierspiel einzustellen. Es gibt zudem eine Reihe von Stücken, die sehr leicht zu lernen sind und somit gleich sehr viel Spaß machen. Gerade für junge Klavierschüler kann ich das Vierhändig-Spiel nur wärmstens empfehlen. Ich selbst habe in meinen ersten Klavierunterrichtsjahren sehr viel Klavierduo gespielt und an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. Nach einer längeren Pause habe ich nun damit wieder angefangen und kann sagen, dass es immer noch unheimlich viel Freude macht. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618. (akk)

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