Speyer Ein bisschen Freiheit im Alltag

In der Verbindung von Berufung und Hobby war es für Pfarrer Josef Metzinger gestern der ideale Sonntagmorgen: „Im Wind die Freiheit erlebend“, fuhr er auf seiner Yamaha MT 07 vom Gottesdienst in Mechtersheim zur Motorradsegnung beim Kilianerstraßenfest in Dudenhofen. Neben seiner Maschine waren etwa 70 Bikes, Trikes, Mopeds, Roller und Fahrräder geparkt.

Den Besitzern all dieser Fahrzeuge wünschte Pfarrer Metzinger, der seit drei Jahren gelegentlich auf dem Motorrad unterwegs ist, das Gefühl der Freiheit im Alltag, aber im Wissen „um die Grenzen, um die Verantwortung für sich und den Mitmenschen“. Wenn möglich teilt sich der katholische Priester jedes Jahr selbst für die ökumenische Segnungsfeier ein. „Es ist klasse, dass Gott auch hier gegenwärtig ist und mitfährt“, sagte er gestern. Alfons Hook wurde im Alter von 16 Jahren – inzwischen ist er 77 – „in Altrip vom Motocross-Sport infiziert“, wie er berichtete. 15 Jahre startete er bei Rennen, auch in Frankreich und der Schweiz, und das fast unfallfrei. „Von einem Armbruch abgesehen“, so Hook. 1975 eröffnete er in Harthausen eine Yamaha-Vertretung, übergab sie 1998 an den Nachfolger. Seine eigene Yamaha, Baujahr 2002, hat 1000 Kubik, 145 PS. Den Seitenwagen schraubte er nachträglich an. Harry dagegen ist wie viele ein Wiedereinsteiger. In der Jugend war er Moped und Motorrad gefahren, vor zwei Jahren lebte diese Leidenschaft neu auf. Seine 900er-Kawasaki VN Klassik könne er bis 170 Stundenkilometer hochdrehen, berichtete er gestern. Was er aber – natürlich – nicht mache. Seine Ausfahrten beschreibt er als „gemütliche Feierabendtouren durch die Pfalz“. Demnächst geht’s eine Woche durch die Alpen. Richard Lehr (53) kam mit seinem vierjährigen Beifahrer Luca Schäfermeier auf dem Trike aus Hanhofen. Die technischen Daten des dreirädrigen Fahrzeugs: Hersteller Boom (München), VW-Käfer-Motor, 1300 Kubik, 33 PS, 120 Spitze, Baujahr 1996. Vor sieben Jahren hat er das Trikefahren begonnen, bei der Motorradsegnung war er das vierte Mal. Bei der zehnten Auflage des Kilianerstraßenfests spielte das Wetter gut mit. Am Samstagabend bei der Eröffnung mit der Blaskapelle zählte Johann Sammet von der Kilianer-AG rund 140 Besucher: „Alle Tische waren besetzt.“ Offiziell darf der gewöhnungsbedürftige Rotwein der 1883 von Polizeidiener Kilian Vonderschmitt erstmals im Spargeldorf angepflanzten Rebe nicht mehr vermarktet oder öffentlich ausgeschenkt werden. Sammet: „Die Rebsorte gilt seit zwei Jahren wieder als nicht zugelassen.“ Jährlich erntet die Kilianer-AG etwa 500 bis 700 Liter, füllt einige Flaschen für den Eigenbedarf ab und lässt den Rest zu Traubensaft, Likör, Schnaps verarbeiten.