Speyer Die Zurückgebliebene

Auf der Spuren der Vanessa Bell: Kerstin Bachtler als Schwester der Virginia Wolff, hier im Museum in Edenkoben.
Auf der Spuren der Vanessa Bell: Kerstin Bachtler als Schwester der Virginia Wolff, hier im Museum in Edenkoben.

Kerstin Bachtler aus Neustadt moderiert unter anderem SWR-Sendungen wie die „Sonntags-Tour“. Am Freitag, 22. Februar, um 20 Uhr kommt sie ins Zimmertheater nach Speyer. In der Regie von Bodo Redner spielt Kerstin Bachtler „Die Andere“, ein Solostück zur Schwester von Virginia Woolf.

Das Stück für das Theater-Solo hat die britische Schauspielerin und Malerin Kara Wilson vor wenigen Jahren geschrieben und selbst gespielt. Kerstin Bachtler stieß nach einem Besuch des ehemaligen Hauses der Malerin Vanessa Bell im südenglischen Charleston auf das Theaterstück, begann einen Briefwechsel mit der Autorin Wilson, übersetzte das Stück und schrieb die Vorlage um. Bachtler wagt sich damit an ein Stück heran, das auf einem Roman von Virginia Wolff beruht, eine der bedeutendsten englischen Schriftstellerinnen der klassischen Moderne. In deren Romanen werden mutig Konventionen gebrochen, in der Realität fehlte ihr jedoch der Mut: Sie nahm sich das Leben. „Die Andere“, die zurück blieb, war ihre Schwester, eben jene Malerin Vanessa Bell, in deren Rolle Bachtler schlüpfte. Während Virginia eingeäschert wird, arbeitet Vanessa allein ihrem Atelier in Süd-England an einem Porträt der Schwester. Sie blickt dabei auf das gemeinsame Leben zurück, hin- und hergerissen zwischen Bewunderung, großer Liebe, Ablehnung. Zerrissen im Wunsch, ihrer Schwester in den Tod folgen und im Leben bleiben zu wollen. Gleichzeitig entführt Kerstin Bachtler die Zuschauer in die spektakuläre Welt des „Bloomsbury-Kreis“, einer Gruppe von Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen, in dem schließlich mit Tabu-Brüchen auf allen Ebenen eine neue Zeit anbricht. Das Schwesternpaar war Mitglied dieser berühmten Gruppe, aus der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche bedeutende Künstler, Literaten und Politiker hervorgegangen sind. Dieser legendäre Freundeskreis sorgte für Aufsehen, weil er versuchte, die gesellschaftlichen Zwänge des prüden 19. Jahrhunderts zu überwinden und sich frei zu unkonventionellen Partnerschaften und Lebensgemeinschaften bekannte. Kerstin Bachtler überzeugte in den bisherigen Vorstellungen, unter anderem im Museum Edenkoben, als Vanessa Bell, die als Chronistin und gutmütige Anwältin der Gruppe auftrat. Die Schauspielerin spiegelt sehr eindrucksvoll das Leben der Bell wider und wirft ein sehr persönliches Licht auf die damalige Zeit. In dem 70-minütigen kurzweiligen Stück gefällt Bachtler durch ihre Vitalität sowie schauspielerisch perfekte und ergreifend dargestellte Szenen. Karten Verkauf und Reservierung für beide Abende beim Spei’rer Buchladen, Korngasse 17, Telefon 06232 72018.

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