Speyer „Demografischer Wandel ist selbst ständig im Wandel“

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Traditionell wird das neue Semester an der Universität Speyer mit einem Vortrag eröffnet. Rektor Joachim Wieland hat dafür diesmal die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) eingeladen. Sie referierte am Montagabend über das Thema „Demografischer Wandel und Kommunalfinanzen“.

Ahnen begann ihren Vortrag mit der Erklärung, dass die Berechnungen der vergangenen 20 Jahre zum demografischen Wandel so nicht eingetroffen seien. Es gebe keine sicheren Vorausberechnungen und verlässlichen Modellrechnungen. „Trends sind allerdings zu erkennen, manche sind recht stabil, andere weniger deutlich“, sagte die Finanzministerin. Aktuell nehme die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz, entgegen den Berechnungen, nicht ab, sondern sogar leicht zu. Es sei jedoch zu erkennen, dass die Bevölkerungszahl auf lange Sicht zurückgehen werde, jedoch viel langsamer als erwartet. Der Wanderungsgewinn, also die Zunahme der Bevölkerung durch Zuzug, sei weit höher als vorhergesehen, und das habe nicht nur mit Flüchtlingen zu tun. „Wenn man etwas sagen kann, dann das: Der demografische Wandel ist selbst ständig im Wandel“, sagte Ahnen. Ein Trend, der stabil erscheine, sei jedoch, dass die Bevölkerung älter werde. Besonders zeichne sich das in den kreisfreien Städten ab. Das sei ja auch nachvollziehbar, so die Finanzministerin: „Die Kinder sind aus dem Haus, das Haus zu groß, und man will kürzere Wege sowie kulturelle Abwechslung. Die Lösung liegt beim Verkauf des Hauses auf dem Land zugunsten einer Eigentumswohnung in der Stadt.“ Durch die Flüchtlinge jedoch kommen auch wieder mehr junge Familien. „Das ist eine riesige Herausforderung, aber auch eine Riesenchance“, betonte Ahnen. Wichtig sei, die Neuankömmlinge möglichst schnell dem Arbeitsmarkt zuzuführen. Außerdem wachsen laut Ahnen die Anforderungen an Bildung und Kinderbetreuung. Auch sozialer Wohnungsmarkt werde wieder sehr wichtig, so die Finanzministerin, die sich nach ihrem Vortrag Fragen aus dem Publikum stellte. Dabei zeigte sich, dass sowohl Ahnen als auch das Publikum die gleichen Themen nannten, denen sich die Kommunen stellen müssen: altersgerechte, bezahlbare Wohnungen und Erreichbarkeit aller Versorgungseinrichtungen im Alter sowie Familienbetreuung und Bildung. „Im Grunde Jugend und Alter“, fasste es ein Diskussionsteilnehmer zusammen. Allein, die kommunalen Finanzierungsmöglichkeiten hängen hinterher. „Wenn uns Bund und Land neue Aufgaben zuweisen, müssen sie uns auch die Mittel dazu geben“, sagte Stadtkämmerer Dieter Feid aus Ludwigshafen, der auch zu Gast war. (adö)

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