Speyer „Bei der Weltmeisterschaft bin ich ein Opa“

Der Belgier Tom Goegebuer startet seit 20 Jahren in der Ersten Gewichtheber-Bundesliga, so lange wie kein anderer Ausländer. Der Athletenverein 03 Speyer, für den er seit fünf Jahren in bisher 13 von 97 Bundesliga-Kämpfen ans Eisen ging, ehrt ihn morgen bei der Heimbegegnung mit AC Mutterstadt. Wolfgang Kauer hat den Bantam- und Federgewichtler befragt.

Wann haben Sie mit dem Gewichtheben angefangen?

Das war 1987 bei Olympic Gent. Da war ich zwölf. Ich war 30 Kilo schwer und habe nach drei Monaten 30 Kilo gerissen und 37,5 gestoßen. Wie oft trainieren Sie in der Woche und wie lange jeweils? Jetzt nur noch sechsmal jeweils zwei bis drei Stunden. Vor internationalen Einsätzen mache ich neunmal Training in der Woche. Früher habe ich mehr trainiert. Aber mit meinem Alter brauche ich längere Ruhepausen. Haben Sie einen Trainer? Das war am Anfang mein Vater Richard. Seit 15 Jahren mache ich meine Trainingspläne selbst. Aber mein Vater betreut mich in wichtigen Wettkämpfen noch immer. Ansonsten tut das meine Freundin Bieke Vandenabeele im Trainingslager und bei den meisten Wettkämpfen. Ihre bevorzugten Gewichtsklassen sind 56 oder 62 Kilo? Ich wiege 64 Kilogramm und starte überwiegend in der 62-Kilo-Klasse. Aber in dieser Klasse habe ich 2000 und 2004 die Olympianorm verpasst. Deswegen habe ich es 2008 in der 56-Kilogramm-Klasse versucht und damit Erfolg gehabt. Aber bei nur zehn Prozent Fettanteil im Körpergewicht acht Kilo abzuspecken, fällt so schwer, dass ich das nicht oft machen kann. Ist Gewichtheben Ihr Beruf? Ich arbeite seit 1999 in einem Krankenhaus als medizinischer Physiker, und ich habe außerdem einen Sportkontrakt mit der flämischen Behörde. Warum starten Sie in der Bundesliga? Im Belgien ist Gewichtheben eine Randerscheinung. Die Leistungen sind ganz niedrig. Wenn man internationale Leistungen bringen will, braucht man Vorbereitungskämpfe mit Gegnern von internationalem Niveau. Ich war also ganz zufrieden, als ich in der Ersten Bundesliga starten konnte. Man findet kaum bessere Bedingungen. Die Stimmung ist gut und das Niveau höher als in anderen Ländern. Ich werde im März 40, und da sind diese Kämpfe für die Leistung wichtig. Ich bin zwar nicht immer so motiviert wie früher. Aber wenn ich weiß, dass man auf mich zählt, dann bereite ich mich gezielt vor. Wie lange wollen Sie noch heben? Na, in diesem Alter bin ich bei Euro- und Weltmeisterschaften ein Opa. Doch mir macht Gewichtheben noch immer Spaß. Meine Leistungen sind noch ziemlich gut. Ich habe also ein klein bisschen Hoffnung für Olympia 2016. Ganz aufhören werde ich nicht so schnell. Aber nach Rio wird mein Training nur Freizeit-Spaß sein. Interessieren Sie andere Sportarten? Ja, vor allem individuelle wie Leichtathletik und Judo, Fußball weniger.

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