Heidelberg Adventsklänge : Jörg Halubek dirigiert Graun und spielt Bach

Ein Cover.
Ein Cover.

Am 9. Dezember um 19 Uhr ist im Rahmen des Barockfestes Winter in Schwetzingen in der Peterskirche in Heidelberg eine Aufführung des „Oratorium in festum nativitatis Christi“ von Carl Heinrich Graun.

Dieses Weihnachtsoratorium entstand in etwa in der Zeit wie das von Bach, weist aber vor allem in den Arien schon in die Zeit der Empfindsamkeit und des galanten Stils. Es singt der Bachchor Heidelberg, es spielt das Philharmonische Orchester Heidelberg. Philipp Mathmann, Sopran, Zlata Khershberg-Reith, Alt, Christian Pohlers, Tenor, und Lars Conrad, Bass. Die musikalische Leitung hat Jörg Halubek.

Der Organist, Cembalist und Dirigent Jörg Halubek war auch schon mehrfach bei Opernproduktionen am Nationaltheater in Mannheim und auch bei der Internationalen Händel-Akademie in Karlsruhe tätig. Er arbeitet zurzeit an einer Gesamtaufnahme der Orgelwerke von Johann Sebastian Bach. Diese sind bekanntlich das Kernrepertoire eines jeden Orgel spielenden Menschen und wurden schon vielfach auf Tonträger aufgenommen. Und das aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Was ist eine Bach-Orgel?

Bei Eterna, dem Klassik-Label in der DDR, gab es einst eine Reihe mit Bachs Orgelwerken auf Silbermann-Orgeln (in Sachsen). Dabei ist eine Silbermann-Orgel nicht per se das ideale Instrument. Aber was ist denn nun eine passende Bach-Orgel? Das sogenannte Instrument in der Leipziger Thomaskirche ist eine moderne Konstruktion von Gerald Woehl. Bach hat bekanntlich viele Orgeln in Mitteldeutschland begutachtet, aber „seine“ Orgel gibt es eigentlich nicht.

Bei Berlin Classics, dem Nachfolge-Label von Eterna, geht Jörg Halubek nun einen individuellen Weg. Er spielt auf verschiedenen historisches Orgeln vor allem aus Mittel- und Norddeutschland, die bei den einzelnen Teilen des Zyklus selbst zum Thema gemacht werden. Diese Bach-Aufnahmen sind deshalb die Frucht einer Reise durch deutsche Orgellandschaften. Gottfried Silbermann kommt mit der Orgel im Dom zu Freiberg übrigens auch vor. Franken ist mit der Wiegleb-Orgel der St. Gumbertus-Kirche in Ansbach vertreten, doch die Wurzeln dieses Orgelbauers liegen in Thüringen.

Informative Website

Äußerlich sind die CDs sehr ansprechend aufgemacht. Es gibt zudem auch eine sehr informative Website www.organ-landscapes.com, die das Konzept der Reihe und die einzelnen Orgelstationen vorgestellt. Wie dieser Auftritt im Netz, so sind auch die Booklets sehr reich ausgestattet mit Fakten und Einschätzungen zu den Orgel und den gespielten Werken.

Doch nicht nur deshalb ist es eine sehr gelungene Bach-Edition. Jörg Halubek stellt die Programme der einzelnen Teile sinnfällig zusammen – und vor allem spielt er auf den prächtigen alten oder angemessen restaurierten Orgeln sehr stilbewusst und überlegt. Die Klangcharaktere der jeweiligen Instrumente werden sehr schön hervorgehoben. Halubek findet nicht selten zu ganz sagenhaften und im besten Sinne aufregenden Klangkombinationen. Der Organist spielt dazu frei von allen äußerlichen Effekten ganz auf den Notentext konzentriert. Bach Orgelmusik ist bei diesen Aufnahmen ebenso transparent wie klangsinnlich zu erleben.

Wie im Café Zimmermann

Auch bei Berlin Classics gibt es quasi am Rande dieses Bach-Orgelprojekts auch eine Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte und eine interessante CD mit der Cellosuite C-Dur BWV 1009, in deren Sätze vier Konzerte für eine oder zwei Violinen beziehungsweise Cembali eingeflochten sind und ein geselliges Musizieren wie weiland im Leipziger Café Zimmermann nachempfunden wird.

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