Saarbrücken „Fuckup-Night“: Wenn Saar-Politiker auf dem Schiff über ihren größten Fehler reden

Auf dem Personenschiff „Frohsina“ kann man über den zuvor gebeichteten größten Fehler von vier Saar-Politikern diskutieren.
Auf dem Personenschiff »Frohsina« kann man über den zuvor gebeichteten größten Fehler von vier Saar-Politikern diskutieren.

Eine funktionierende Fehlerkultur ist laut Thorsten Klein in Deutschland nicht alltäglich. Der Ex-Regierungssprecher will das bei der sogenannten „Fuckup-Night“ ändern. Dort sollen vier Saar-Politiker die Hosen runterlassen, was ihre Fehler angeht.

Sogenannte „Fuckup-Nights“ sind laut Thorsten Klein eher von Start-up-Firmen bekannt. Konkret geht es darum, offen über in der Vergangenheit gemachte Fehler zu sprechen und zu erklären, was man aus diesen Fauxpas gelernt hat. Klein will das Format im Saarland auf die politische Ebene bringen. „Ich war ja auch zehn Jahre politisch aktiv“, sagt er und spielt auf seine Zeit als saarländischer Regierungssprecher unter der ehemaligen CDU-Bundesvorsitzenden und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer an. „Das politische System ist mir also geläufig.“

Die erste Auflage der saarländischen Fuckup-Night findet am nächsten Donnerstag, 29. Februar, um 17 Uhr statt. Der Ort der Veranstaltung ist laut Klein ebenfalls besonders: Das Personenschiff „Frohsina“ auf der Saar. Eingeladen sind vier Politiker, die noch aktiv im Geschäft sind. Auch das war Klein wichtig: Es sollten keine Ex-Politiker sein, sondern jene, die Fehler mit neuer Erfahrung heute vermeiden. Dabei sind Jorgo Chatzimarkakis, ÖDP-Landesvorsitzender, Sascha Haas, SPD-Mitglied im Saarbrücker Rat, Tobias Raab, Dezernent für Wirtschaft, Soziales und Digitalisierung in Saarbrücken und Carolin Mathieu, Generalsekretärin der Saar-CDU. Klein sagt: „Jeder verlangt, dass ein Politiker auch mal Fehler zugibt. Was passiert dann? Dann fallen alle über ihn her. Wenn das die typischen Reflexe sind, dann würde ich auch keine Fehler mehr zugeben.“

Humor: ja, Spott und Häme: nein

Die Fuckup-Night startet mit jeweils zwei Minuten Redezeit pro Politiker. Dabei dürfen sie über ihren größten Fehler, den sie in ihrer Karriere begangen haben, berichten. Anschließend kann man über diese Fehler diskutieren. Klein unterstreicht, dass die Veranstaltung keine Podiumsdiskussion, sondern vielmehr ein offener Disput ist. Hier und da kann es mal humorvoll werden, Häme und Spott sollen aber vermieden werden. „Wir wollen ernsthaft über die Fehler diskutieren.“

Weil schon jetzt fast alle Karten ausverkauft sind und der Veranstalter entsprechend mit der Resonanz mehr als zufrieden ist, soll im kommenden Jahr die zweite Auflage stattfinden. Allzu oft soll es die Fuckup-Night aber nicht geben. „Es ist ja auch nicht interessant, wenn jedes Wochenende die Kaiserslauterer gegen die Saarbrücker spielen würden.“

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