Homburg 200 Vergissmeinnicht: Pflanzen-Botschafter für Demenz

Noch verstecken sich die Pflanzen in dem frischangelegten Beet, bald sollen dort aber mehr als 200 Vergissmeinnicht aufblühen. Was verbirgt sich hinter den Beeten? Es dreht sich dabei um eine über Jahre liebgewonnene Pflanzaktion, zu der das Gerontopsychiatrische Netzwerk Demenz im Saarpfalz-Kreis jedes Frühjahr einlädt. Horst Schneider ist gleichzeitig Vorsitzender des Netzwerks und Geschäftsführer der Psychosozialen Projekte GmbH (PSP).
Die Netzwerkgruppe besteht aus mehr als 50 Kooperationspartnern, die sogenannte „Allianz für Demenz Saarland“. Deren Aktionen und Kampagnen sind Teil des Aufklärungsangebots bei der Demenzerkrankung. Ihr Ziel: Die Gruppe möchte auf die Herausforderungen symbolisch und gleichzeitig sichtbar hinweisen, die die Krankheit für Betroffene wie Angehörige mit sich bringt.
Rund 440.000 Menschen sind 2021 neu an Demenz erkrankt
Das Thema geht alle etwas an – auch, weil sie jeden treffen kann. Sie verbreitet sich enorm: Je älter wir werden, desto häufiger kommt sie vor. Rund 440.000 Menschen sind 2021 neu an einer Demenz erkrankt. Die häufigste Form von Demenz ist Alzheimer.
Deshalb weist das Netzwerk mit dem Blumenbeet an der stark frequentierten Straße damit die Bevölkerung auf ein gesamtgesellschaftliches Anliegen hin und wirbt zugleich für Verständnis und Rücksicht gegenüber Demenzerkrankten. Die Vergissmeinnicht-Pflanze mit ihrer Symbolik – sie steht für Treue, Liebe und Verbundenheit – soll als beliebter Gartenblüher dauerhaft auf das Thema Demenz und die besonderen Bedürfnisse der an Demenz erkrankten Menschen aufmerksam machen.
Schneider: „Schlimme Krankheit mit dramatischen Folgen“
Laut Horst Schneider ist es grundsätzlich für jeden wichtig, sich mit der Thematik der Krankheit auseinanderzusetzen, auch wenn man glücklicherweise nicht unmittelbar davon betroffen ist. „Es ist eine schlimme Krankheit mit dramatischen Folgen, die jeden von uns treffen kann“, erinnert der PSP-Geschäftsführer. Noch einmal deutlicher wird das Thema, als er die Anzahl nennt: Momentan seien im Saarland 23.600 von Demenz betroffen.
„Auch Angehörige von Demenzerkrankten durchleben mitunter sehr schwierige Phasen und benötigen Unterstützung in vielerlei Hinsicht“, verdeutlicht Schneider. Denn nach Recherchen werden mit rund 80 Prozent der Erkrankten die meisten zu Hause gepflegt. Noch ein Grund, weshalb Aktionen dieser Art wichtig sind, sei der Tatsache geschuldet, dass viele Angehörige noch daheim „im Verborgenen“ gepflegt werden.
Stephan Landwehr aus Wallhalben hat die Beete zusammen mit Azubis gepflanzt
„Auch gerade durch unsere Öffentlichkeitsarbeit und durch solche Aktionen ist das Thema Demenz in der Öffentlichkeit angekommen. Immer mehr Menschen wollen wissen, wo sie Hilfe bekommen. Diese können wir teils selbst anbieten, oder wir vermitteln weiter“, so Schneider.
Das Bepflanzen des Beets hat wie in den früheren Jahren der städtische Gärtnermeister Stephan Landwehr aus Wallhalben von der Abteilung Umwelt und Grünflächen übernommen – zusammen mit den Auszubildenden des städtischen Baubetriebshofs. Neben Landrat Theophil Gallo war auch Homburgs Bürgermeister Michael Forster bei der Pflanzenaktion dabei. Beide teilten ihre Freude darüber mit, dass es Einrichtungen wie die PSP in Homburg gibt, die mit solchen Veranstaltungen übers ganze Jahr verteilt vor allem zwei Dinge erreichen: Sie stellen Aufmerksamkeit her und tragen ihren Teil dazu bei, dass Erkrankte und Pflegende nicht alleine dastehen.
