Pirmasenser Brunnen Wie der Bösbrunnen aus der Vergessenheit geholt wurde

Michael Hoffmann und Ortsvorsther Walter Kossin haben den Bösbrunnen vor einigen Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erweckt.
Michael Hoffmann und Ortsvorsther Walter Kossin haben den Bösbrunnen vor einigen Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erweckt.

Er ist klein, aber fein, der Hengsberger Bösbrunnen. Er ist das einzige Naturdenkmal unter den 19 Pirmasenser Brunnen. Fast wäre er in Vergessenheit geraten.

Wenn der Hengsberger Ortsvorsteher Walter Kossin und Ortsbeiratsmitglied Michael Hoffmann über den Bösbrunnen erzählen, wird klar: Die Beiden haben sehr viel Herzblut in die Wiederherrichtung des Brunnens investiert. Denn eines ist Fakt: Bis 1907, dem Jahr, an dem Hengsberg an die Wasserversorgung angebunden wurde, war der Bösbrunnen ein sehr wichtiger Lieferant des kostbaren Nasses. Es war wohl vor mehr als 120 Jahren die Hauptaufgabe der Kinder gewesen, das Quellwasser des Bösbrunnens den rund 500 Meter langen, steilen Anstieg aus dem Blümelstal in den Ort zu tragen. Die Quelle, die außerhalb der Ortslage sprudelte, diente den Hengsberger Frauen auch als Waschplatz. Dieser lag dann auch dem natürlichen Gefälle entsprechend unterhalb der Stelle, an dem das Wasser zum Trinken entnommen wurde.

Mehrere Sandsteinquader im Randbereich des Bösbrunnens dienten zur Ablage und zum Klopfen der Wäsche. Die Steine sollen etwa einen knappen Meter lang und etwa 40 Zentimeter breit gewesen sein. Die Ableitung des Wassers erfolgte die ersten Meter nach dem Brunnen durch Rohre, zumal ein Fahrweg für Heuwagen darüber führte, ehe das Wasser des Bösbrunnens sich aus einem offenen Graben in den Blümelsbach ergoss. Doch weil nach 1907 niemand mehr den Brunnen und dessen Wasser benötigte, geriet der Brunnen etwas in Vergessenheit und wuchs zu. Doch dann holten Kossin und Hoffmann den Brunnen aus dem Dornröschenschlaf. Den Startschuss hatte der Naturschutzbeirat im Januar 2012 gegeben mit seiner grundsätzlichen Zustimmung. Die beiden Hengsberger im Rentenalter, immer wieder unterstützt von einigen Mitbürgern, machten sich im gleichen Jahr ans Werk, rodeten, räumten frei und schafften Steine herbei. „Der Bösbrunnen liefert heute noch, selbst in extrem heißen Sommern, reichlich frisches Quellwasser“, erzählte Kossin. Ein Griff ins Nass bestätigt, dass das Wasser eiskalt aus dem Berg kommt.

Fabelhafte Wasserqualität

Die Wasserqualität des Bösbrunnens sei fabelhaft, wie ein schon mal ein im Quellwasser gesehener Flusskrebs belege. Beim Gang an den nur wenige Schritte entfernten Blümelsbach, worin das Wasser des Bösbrunnens mündet, begleiten schätzungsweise zwei Dutzend Schmetterlinge. Der Platz um den Brunnen ist ein echtes Kleinod. Übrigens soll der Bösbrunnen seinen Namen von einem einst hier lebenden Bauern gleichen Namens haben. Doch gilt diese Herleitung des Brunnennamens als nicht gesichert.

Zur Serie

Einst waren sie lebensnotwendig, heute sind sie meist nur noch Zierde, ein Genuss für Seele und Auge und manchmal eine willkommene Gelegenheit, sich zu erfrischen: Brunnen. Jahrhunderte dienten die sprudelnden Quellen unseren Vorfahren nicht nur zur Versorgung mit Trinkwasser, sondern sie wurden auch als Viehtränke und Waschzuber genutzt. Das ist heute ganz anders. In der Serie stellen wir Pirmasenser Brunnen vor.

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