Pirmasens Wer rasiert, verliert!

Zweibrücken. Nein, ausgiebig gefeiert haben die Spieler des EHC Zweibrücken den zweiten Platz nach Ende der Hauptrunde der Eishockey-Regionalliga am Sonntag nicht – nach dem 8:2-Heimsieg über den EV Ravensburg gab’s kein Kabinenfest. Und das, obwohl sie das vorrangige Saisonziel, den Klassenverbleib, locker erreicht haben. Jetzt kommt der zweite Teil der Saison, die Play-off-Spiele um die Meisterschaft. Am Sonntag (19 Uhr, Ice-Arena) steigt das erste Viertelfinale der „Hornissen“ gegen den Heilbronner EC 1b.

„Die Lust der Mannschaft auf die Play-offs ist riesengroß. In den letzten zehn Jahren ist ja immer gegen den Abstieg gespielt worden“, sagt EHC-Trainer Richard Drewniak. Als er noch selbst auf dem Eis stand – „2005, glaub’ ich“ –, wurde der EHC zwar Zweiter, es gab aber keine Play-off-Spiele. Für die Zweibrücker seien die Play-offs also komplettes Neuland. „Crunchtime“ nennen die Amerikaner das, wenn’s gegen Ende der Saison richtig um die Wurst geht. EHC-Spieler mit kanadischen Wurzeln wie Ben Payne und Robin Lehmann haben das mit der Muttermilch aufgesogen. Am Sonntag in der Mannschaftssitzung nach dem Spiel gab es gleich die Ansage: „Wer rasiert, verliert!“ Seitdem sprießen bei einem Großteil der EHC-Cracks die Play-off-Bärte. Und nicht nur, wenn es nach Payne und Lehmann geht, möglichst lange. Drewniak: „Deren Mentalität ist halt so, die Jungs gehen voll für Gold. Die wollen das Maximale erreichen und alles aus unserer Mannschaft rauskitzeln. Die sind total heiß auf die Spiele.“ Vor dem Spiel gegen die 1b der Heilbronner „Falken“ macht sich beim EHC-Trainer aber auch eine „natürliche Nervosität“ breit. „Es ist die erste Runde, fast jeder erwartet jetzt von uns gegen die Heilbronner einen Sieg“, weiß er. Aber in den Play-offs sei alles möglich. Trainiert wurde ganz normal, alle Spieler sind einsatzbereit. Den Fokus legte der Coach auf viele Wiederholungen und Korrekturen. Im taktischen Bereich und beim Stellungsspiel wurden Defizite aufgearbeitet. Videos des Gegners schaue er nicht groß an: Die gegnerischen Spieler kenne man ohnehin gut. „Und wir wollen einfach unser Spiel machen. Die anderen sollen sich auf uns einstellen“, findet er. Seine Mannschaft solle das Spiel konzentriert angehen, „aber auch locker bleiben“. Drewniak glaubt an das Potenzial seiner Truppe: „Das Halbfinale ist drin für uns, das Finale wäre der Hammer“. Das Torverhältnis zählt in den „Best-of-three“-Serien vom Viertelfinale bis zu den Finals nicht, nur Siege. Und im Gegensatz zur Hauptrunde, wo man direkt nach einem Unentschieden zum Penaltyschießen antrat, gibt es nun eine fünfminütige Verlängerung. Wer hier das „Golden Goal“ schießt, beendet die Partie und gewinnt. Ein Penaltyschießen gibt es erst, wenn auch die Verlängerung remis endet. Ungeachtet dessen, wie weit die „Hornissen“ in den Play-offs kommen, zieht der Trainer nach der Hauptrunde ein mehr als zufriedenes Zwischenfazit der Saison: „Wir haben unser Primärziel Klassenerhalt souverän erreicht. Selbst wenn wir in der ersten Runde jetzt verlieren würden und abrutschen in die Play-downs, können wir als Tabellenzweiter nicht mehr absteigen. Die Play-offs sind für uns ein absoluter Bonus.“ Die Gründe, warum es so gut lief, hat Drewniak schnell parat: „Wir haben vor der Saison in der Vorbereitung unsere Hausaufgaben ordentlich gemacht. Und es war positiv, wie die Neuen in die Mannschaft integriert wurden“. Da habe es schon einige Bedenken vor der Spielzeit gegeben, ob das alles reibungslos klappe. „Aber das zeigt mir, dass ich recht habe, wenn ich sage: Erfolg ist planbar.“ Die „Hornets“ hätten dann einen wahnsinnigen Lauf gehabt, „und dabei waren wir noch nicht mal in allen Spielen komplett“. Und da war noch die neue Sturmreihe der „Hornissen“: Ben Payne, Maximilian Dörr und Marcel Lingenfelser. Das Trio belegt die drei Top-Positionen in der Scorer-Liste der Regionalliga, war allein für 67 von 128 „Hornets“-Toren verantwortlich. Drewniak schaut auch schon über den Tellerrand hinaus: „Die Saison war grandios und hat uns und dem Eishockey in der Region hier gutgetan.“ Der Zuschauerschnitt stieg auf fast 1100 Fans, verdoppelte sich damit fast, die Saison ist daher auch finanziell top. „Mit einer solchen Entwicklung hat keiner gerechnet, als wir vor zwei Jahren im Verein einen neuen Startschuss gegeben haben. Das hat uns auch etwas erschlagen.“ Die gute Saison sei eine Basis für die Zukunft, „die Welle und den Rückenwind müssen wir mitnehmen und nicht nachlassen“, sagt Drewniak. Denn Baustellen gebe es noch genug. Das Loch, bis etwa wieder eigener Nachwuchs nachrücke, dauere noch sechs Jahre; die Zeit gelte es zu überbrücken. Neben den Play-offs steigen am 20. März und eine Woche später noch die Endspiele um den Rheinland-Pfalz-Pokal gegen Oberligist EHC Neuwied.

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