Pirmasens Von Affen und Eseln

„Kreuzfahrt ins gelobte Land“ von Ulrike Freitag.
»Kreuzfahrt ins gelobte Land« von Ulrike Freitag.

Die Erfweiler Galerie Die Werkstatt überrascht immer wieder mit der Fülle an Bildern, die in den wenigen und nicht sehr großen Räumen Platz und Wirkung finden. So auch bei der Doppelausstellung von Ulrike Freitag und Kerstin Heidrich, die noch bis zum 13. Mai zu sehen ist. Zwei handwerklich perfekt arbeitende Malerinnen treffen dort aufeinander.

Werkstatt-Kuratorin Hildegard Adam hat mit der Auswahl der Malerinnen ein gutes Händchen bewiesen. Die aus Fischbach bei Kaiserslautern und Hördt bei Germersheim stammenden Künstlerinnen passen mit ihren Werken sehr gut in eine Ausstellung. Beide arbeiten betont realistisch und lieben es, möglichst perfekte Illusionen zu schaffen. Und beide haben eine Vorliebe für ein spezielles Tier, mit dem sich trefflich Parallelen zum Menschen ziehen lassen. Die aus Hördt stammende Kerstin Heidrich erntet in der Ausstellung viele bewundernde Blicke wegen ihrer Affenserie. Die Tiere hat Heidrich so dargestellt, dass die Parallelen zum Menschen offensichtlich sind. Zudem wurden die Bilder extrem detailreich bis in die Haarspitzen ausgearbeitet und bei allem ein Höchstmaß an Perfektion anzustreben gesucht. Ähnlich geht es Ulrike Freitag aus Fischbach, die ein Faible für Pferde hat, die auch vielfach gemalt und gezeichnet wurden. Das Publikum zeigte sich jedoch ganz speziell von ihren Eselbildern begeistert. Wenn der Esel auf einer Wiese einem Hasen begegnet, kommt die Fantasie des Betrachters in Schwung. Der unbestreitbare König der Ausstellung war jedoch ein Esel, der aus einer Stalltür schaut. Hier hat Freitag in eine echte Stalltür eine Leinwand montiert und nicht nur den Eselskopf perfekt gemalt, sondern die Holzmaserung so brillant auf der Leinwand nachgeahmt, dass jeder Besucher denkt, es wäre wirklich Holz. Entsprechend oft wird das Bild auch von den Besuchern befummelt, die sich überzeugen wollen, ob es eine Illusion ist oder echtes Holz. Der Esel in der Stalltür wäre am Vernissagenabend dreimal verkauft worden, wenn die Künstlerin ihn nicht schon zuvor verkauft hätte. Die Affen und Esel spielen sich in der Ausstellung gekonnt in den Vordergrund, weil sie den Nerv der Besucher treffen. Heidrich und Freitag haben aber noch ganz andere Gemälde und Serien nach Erfweiler gebracht. Etwa ein dutzend Reiseimpressionen von den Kasseler Bergen über Roms Straßen und Cafés in Lissabon bis zu Stadtansichten von Erfurt, ein Dörfchen auf Madeira und das elsässische Kaysersberg reicht die Palette der Motive von Heidrich, die sie auf Aquarellblättern festgehalten hat. Dazu kommen nachdenkliche Bilder, die beispielsweise zwei Trinker zeigen. Sehr nachdenklich gibt sich auch Ulrike Freitag, die in mehreren Arbeiten die Flüchtlingsthematik aufgegriffen hat. Mit einem sterbenden Kind in Aleppo oder einer Kabuler Pietà zeigt Freitag die Ursachen, die Menschen bewegen, sich auf den Weg in die Fremde zu machen. Die Malerin vermeidet jedoch die allzu direkte Aussage und lässt den Betrachter auf den zweiten Blick erst genau erkennen, was passiert sein könnte. So auch bei dem Gemälde „Schlaraffenland ist abgebrannt“, das vordergründig ein Mädchen beim Schmusen mit der Katze zeigt. Erst beim genaueren Hinsehen sind die Brandtrümmer im Hintergrund und die blutige Pfote der Katze zu erkennen. „Kreuzfahrt ins gelobte Land“ zeigt schließlich an einem Strand landende Flüchtlinge, die aus einem Schlauchboot steigen. Wären nicht die Schwimmwesten und ähnliche Bilder tausendfach seit Jahren über die Flüchtlingsbewegung zu sehen gewesen, Freitags Gemälde hätte auch als unbeschwerte Urlaubsszenerie gesehen werden können. Die Malerin hinterfragt damit unsere Wahrnehmungsmechanismen. Öffnungszeiten Bis 13. Mai mittwochs, donnerstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

Bewundernde Blicke erhält Kerstin Heidrich für ihre Affenbilder.
Bewundernde Blicke erhält Kerstin Heidrich für ihre Affenbilder.
x