Pirmasens Tore, Träume, Temperamente: Es fiel mir auf, ...

Am Samstag hat sich Bernd Gerst eine Motorsäge gekauft, damit er einen Baum zerkleinern konnte, der auf das Spielfeld des VfB Pirmasens im Stadtteil Schachen gefallen war. Das war der erste Schritt zur Austragung der Partie seines VfB in der Fußball-C-Klasse Ost am Sonntag gegen den SV Erlenbrunn. Doch bevor Gerst, Spielleiter, Trainer, Vorstandsmitglied und „Mädchen für alles“ beim abgestürzten Ex-Landesligisten, den Anpfiff des Spiels miterleben durfte, war noch ein langer Weg zu gehen. „Zunächst hat man mir gesagt, dass der Schiedsrichter oben im Sportheim an der Theke sitzt und die Spielerpässe sehen will“, erzählt Gerst. Also brachte er die Fußballdokumente Referee Siegbert Morsch. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass er das Spiel nicht anpfeifen werde, wenn das Tornetz nicht ordnungsgemäß befestigt sei. Also ging Gerst in den Raum des Platzwarts, holte neue Haken und einen Hammer und befestigte das Netz neu und ordentlich, machte dann Vollzugsmeldung beim Schiri. Dieser habe ihm daraufhin eröffnet, dass auf der anderen Seite die gleichen Mängel herrschten. Gerst: „Als ob er dies nicht hätte gleich sagen können.“ Also wieder Haken holen, wieder das Netz neu verankern. Erst mit dem Anpfiff der Partie gegen Erlenbrunn begann nach dem lästigen Vorspiel Gersts eigentliche Haupt-Frustphase. Denn der haushoch überlegene SVE erzielte gegen den mit nur neun Mann angetretenen Tabellenletzten binnen 45 Minuten sage und schreibe 17 (!) Treffer. Kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit informierte dann der VfB den Schiedsrichter, dass sich zwei Spieler verletzt hätten und nicht mehr weiterspielen könnten. Daraufhin brach Morsch regelkonform die Partie ab. Er bewahrte den VfB wohl vor eine Rekordniederlage. Indes: „Wir hatten uns vorgenommen, in der zweiten Halbzeit den Ball länger hinten in unseren Reihen zu halten und es ruhiger angehen zu lassen“, sagte Erlenbrunns Spielertrainer Oliver Reich. Doch dazu kam es dann nicht mehr. Ob und wie es nun beim VfB weitergeht, ob die Runde zu Ende gespielt wird, soll nach einer Sitzung am kommenden Freitag entschieden werden. Dazu hat Gerst alle Verantwortlichen, die Spieler und Funktionäre eingeladen. Seit dem Rücktritt von Spielertrainer Steffen Braunert vor zwei Wochen managen Gerst und Kapitän Ronny Fuhrmann den Spielbetrieb. Weil alle sonstigen Torleute nicht zur Verfügung standen, hat der SV Hinterweidenthal am Sonntag mit Torwart Nummer sechs gespielt – und der fuhr gleich mal eine Doppelschicht. Und das kam so: Der oberligaerfahrene Jonas Jung und Norbert Kuntz sind die Stammkeeper für die beiden Herrenteams des SVH in der Bezirksliga und in der B-Klasse Ost. Beide meldeten sich wegen eines Junggesellenabschieds für den Sonntag ab. Hinterweidenthals Nummer drei, Manuel Ernst, musste wegen eines Kapselrisses am Finger pausieren. Numero quattro ist Alex Casagrande, der stets eifrig trainiert und mit seiner Familie eine Eisdiele in Dahn betreibt. Regnet’s oder ist es kalt, kann Casagrande beim SVH zwischen den Pfosten stehen. Scheint allerdings die Sonne, so wie am Sonntag, dann ist das einzige Runde für Casagrande ein Eisbällchen und nicht ein Fußball. Aber Hinterweidenthal hat mit Jörg Wilhelm, dem ehemaligen Coach der zweiten Mannschaft, noch einen weiteren guten Torwart in der Hinterhand. Dieser verletzte sich allerdings am Samstagabend in einem Spiel der Alten Herren an der Hand. Da hatte der SVH großes Glück, dass just am Freitagabend Daniel Greiner erstmals, seit er nach Jahren in Mainz in seinen Heimatort Dahn zurückgekehrt ist, wieder zum Fußballtraining erschien. Greiner sagte ja, auf die Frage am Freitagabend, ob er am Sonntag im Spiel der zweiten Mannschaft gegen den SC Busenberg aushelfen könne. Greiners einzige Bedingung war, dass ihm das Torwarttrikot, das er zuletzt in der A-Klasse-Meistersaion 2010/2011 gelegentlich getragen hatte, noch passen würde. Es passte. Also ging er ins Tor des Vorletzten der B-Ost und gewann mit ihm 4:1 gegen Busenberg. Nur einen Strafstoß hatte er nicht abwehren können. Dann erhielt er die Nachricht, dass er auch im direkt anschließenden Spiel der ersten Mannschaft sein Trikot auftragen sollte, weil inzwischen klar war, dass Wilhelm trotz eines Tapeverbands nicht spielen kann. Und so kam der 30-Jährige nach rund acht Jahren ohne Ligafußball zu zweimal 90 Minuten an einem Tag. Und auch da gab der beim TV Dahn Handball spielende Finanzbuchhalter, der am Abend zuvor als Kreisläufer des TVD im Pfalzliga-Derby bei der TS Rodalben eine 18:28-Niederlage hatte einstecken müssen, eine gute Figur ab. Er ließ gegen einen starken FV Rockenhausen nur einen Treffer zu und verhalf Hinterweidenthals Bezirksligateam zu einem 1:1. „Meine Vorderleute haben es mir aber auch leicht gemacht“, sagte Breiner hinterher und stellte zufrieden fest: „Immerhin habe ich vier Punkte für Hinterweidenthal geholt.“

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