Pirmasens Tierärztin will Winzerin werden

Es gibt Südwestpfälzer, die in Übersee auch die an Überraschungen gewohnten Amerikaner verblüffen wie die frühere Pirmasenserin Anita Götz. Die promovierte Tierärztin entschloss sich im Alter von fast 60 Jahren für eine berufliche Kehrtwende und will Winzerin werden, natürlich auf der Grundlage eines Studiums.

Deshalb flog sie jetzt nach mehr als 30 Jahren wieder nach Deutschland und bezog für ein paar Wochen Quartier bei ihrer Kinder- und Jugendfreundin Ulrike Kahl-Jordan in Rodalben. Zeit für private Unternehmungen blieb aber hauptsächlich nur an den Wochenenden. Ansonsten nahm sie täglich ein Praktikum in einem Winzerbetrieb in Birkweiler in Anspruch: „von morgens um sieben bis abends um sieben“, wie sie erzählt. Die Praxis des Weinbaus wollte sie kennen lernen in einer dafür günstigen Zeit, kurz vor, während und unmittelbar nach der Weinlese. In der Theorie weiß Anita Götz mehr als von der praktischen Arbeit. Seit 2011 studiert sie an „einer lokalen Fachhochschule“ Weinbau und sie strebt mittlerweile den Abschluss an. Anita Götz, Jahrgang 1952, hieß ehedem Jekel und wohnte auf dem Horeb in der Löwenbrunnerstraße, ganz in der Nachbarschaft ihrer Freundin Ulrike. Gemeinsam erwarben sie im Jahre 1971 am Leibniz- Gymnasium das Abitur, ehe sich die Wege trennten. Anita Götz studierte Tiermedizin in München, promovierte, heiratete, zog mit ihrem Mann zuerst nach Michigan, fünf Jahre später dann nach Oregon an der Pazifikküste. „Oregon ist Weinland, bekannt für seinen Pinot Noir“, plaudert Anita Götz und genießt dazu ein Glas Pfälzer Dornfelder, „in Oregon herrscht mediterranes Klima. Auf 30 Grad und höher klettern die Temperaturen im Sommer, im Winter regnet es bei mäßigen Temperaturen“. Einen Weinberg in der neuen Heimat legte Anita Götz schon nach dem Einzug in ihr Haus an. Sie pflegte den Weinberg, erntete die Trauben und verkaufte sie an einen Winzer. Nun nahm sie sich vor, ihren eigenen Wein herzustellen. Der bürokratische Weg zum eigenen Betrieb sei in Amerika einfacher als in Deutschland, sagt die Fast-Winzerin, ein Gelände zu kaufen oder einen Betrieb zu eröffnen, das „geht schnell vonstatten ohne große Hürden“. Im Westen Amerikas seien „die Leute anders als an der Ostküste auch weniger gestresst“, ist ihr aufgefallen. Man komme auf der Straße leicht miteinander ins Gespräch. Sie seien „super freundlich“ und über Deutschland wollten „sie alles wissen“. Gerade Verbindungen zu Pirmasens würden immer wieder offensichtlich, die aus der Zeit der hier stationierten US-Soldaten stammten. Das reiche denn schon für freundliche Kontakte und liefere hinreichend Gesprächsstoff. Flaschen zur Probe des selbst erzeugten Weines werden innerhalb der nächsten zwei Jahre sicherlich in Rodalben bei Ulrike Kahl-Jordan ankommen und bei Verwandten, die in „Orten rings um Pirmasens“ wohnen, Cousins und Cousinen zum Beispiel. Mit der Zeit sollte der Bezug dann leichter fallen, denn Anita Götz beabsichtigt, „im Ruhestand längere Zeit in der Südwestpfalz“ zu verbringen, drei oder vier Monate im Jahr. Das Weingut wäre in dieser Pause anderweitig zu versorgen. Sie schätzt vor allem das Wandern, kennt bereits Strecken auf dem Rodalber Felsenwanderweg, und sie schätzt „das Pfälzer Essen“. „Nur in Bayern schmeckt es ähnlich gut“, meint sie. (ns)

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