Pirmasens Musik des elften Jahrhunderts ins Heute übertragen

Es ist immer wieder faszinierend, was für grandiose musikalische Überraschungen die jährlichen Rosenberger Musiktage in Waldfischbach in ihrem Programm anbieten. Das war auch am Sonntag der Fall, als die Gesangsgruppe „Schola Cantorum Saliensis“ aus Speyer mit einem überwiegend a cappella gesungenen Programm die über 100 Zuhörer begeisterte.

Christoph Keggenhoff, nicht nur stellvertretender Domorganist am Kaiserdom in Speyer sondern seit 1995 auch Gründer und Dirigent der „Schola Cantorum Saliensis“, hat es sich zum Ziel gesetzt, den gregorianischen Choral wieder als „lebendige Musik erklingen zu lassen“. Der gregorianische Choral – so genannt nach Papst Gregor im sechsten Jahrhundert – bezeichnet einstimmige liturgische Gesänge der römisch-katholischen Kirche mit lateinischem Text. „Benedic anima mea“ (Lobe, meine Seele) lautete der Titel des Abendprogramms und es waren herrliche Lobeshymnen, die die fünf Sänger inklusive Dirigent in der Apsis der Wallfahrtskirche darboten. Dabei wurden auch Lieder der Klosterfrau Hildegard von Bingen aus dem elften Jahrhundert vorgestellt, die Monika Keggenhoff solistisch mit ihrer warmen Altstimme ergreifend wiedergab. Die lateinischen Texte der Lieder konnte man in Deutsch im Programmheft mitlesen, so beispielsweise den wunderschönen Hymnus „Bevor des Tages Licht vergeht“. Die gute Akustik in der Wallfahrtskirche macht es möglich, auch ein einzelnes Musikinstrument zum klanglichen Hochgenuss werden zu lassen. So konnten die Besucher den weichen und leicht vibrierenden, in die Ferne schweifenden Tönen der Improvisationen von Sebastian Degen auf dem Saxofon lauschen. Degen zeigte sein Können abwechselnd auf einem Tenor- und Sopransaxofon; beide setzte er angepasst nicht nur solistisch, sondern auch zu Gesängen im Einklang mit der Schola und dem Sologesang ein unter anderem bei „O virdissima virga“ und dem Antiphon „Salve Regina“, das mit dem gemeinsam leiser werdenden „O clemens; o pia, o dulcis Virgo Maria“ endete. „Dem Teufel gefällt die Musik nicht“ lautet ein Ausspruch von Hildegard von Bingen, denn sie war nicht nur Symbolfigur der Klostermedizin, sondern auch hochmusikalisch. Diesen Satz übernahm Direktor Volker Sehy als Hinweis darauf, dass die Musik dem Menschen für Leib und Seele gut tut; so war an diesem bezaubernden Konzertabend nicht nur für die Seele gesorgt, auch an den Leib war gedacht: in der Pause gab es im Lichthof der Pilgerhalle einen Imbiss. Zum Ende dieser beeindruckenden Veranstaltung erklang das spanische Lied „Santa Maria“ aus dem Mittelalter, vorgetragen von der Schola, der Altistin und Degen am Saxofon.

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