Pirmasens Mit Kopfstand ein paar Gramm abnehmen

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Vor dem Kämpfen steht das Wiegen an. Es ist 9.15 Uhr an diesem Samstagmorgen in der Pirmasenser Kirchberghalle, wo bereits reges Treiben herrscht. Vier Ringermatten füllen die große Sporthalle aus, die Zuschauerplätze sind gut besetzt. Die meisten der 217 Teilnehmer aus Deutschland, Belgien, Frankreich und den Niederlanden sind bereits angereist zum 34. internationalen Jugendturnier des Ringersportclubs Pirmasens-Fehrbach. „Ich bin meistens dort, wo sonst keiner hin will“, stellt Dieter Bockmayer, Vorsitzender des RSC und Cheforganisator dieses Traditionsturniers, mit recht entspannter Mimik fest. Er hat auch allen Grund, gelassen zu sein. Rund 15 Helferinnen und Helfer vom Verein sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Und die Fehrbacher „Turnermädels“, ein Dutzend an der Zahl, verköstigen Kämpfer, Betreuer und Publikum. Stressiger ist es für Günter Schneller, einen der Trainer des AC Thaleischweiler. Beim Probewiegen sind einige seiner kleinen Kämpfer, darunter auch eine Kämpferin, Celine Kiefer, zu schwer. „Die Waage lügt nicht“, weiß er. Einige „Geheimtipps“ hat er intus, um das ein oder andere Gramm Körpergewicht innerhalb kürzester Zeit bis zum regulären Wiegen zu verlieren. Dazu gehört Entkleiden, einige Runden laufen, der Toilettengang und – man höre und staune! – einen Kopfstand machen. Es bleibt des Lesers Fantasie überlassen, warum dem so zu sein scheint. Aber es hat Früchte getragen. Letztlich ist keiner der ACT-Kämpfer zu schwer. Der Coach der ASV Pirmasens, Misha Jeliazkov , betätigt sich als Animateur, Trainer und Berater seiner 15 Schützlinge gleichzeitig. Die meisten Tipps gibt er Jan Helber. Der Achtjährige aus Ruppertsweiler ist erst seit vier Wochen im Ringertraining rein und soll heute ebenso wie der seit zwei Monaten mittrainierende Daniel Senn erstmals Wettkampfatmosphäre schnuppern. Das offizielle Wiegen dauert deutlich länger als geplant. Jeder der 217 Teilnehmer muss unter kritischer Begutachtung der Wettkampfleitung auf die Waage. Viele der Nachwuchsringer nutzen den Leerlauf, um auf der Matte noch ohne Kampfrichter zu raufen. Ein imposantes Bild ergibt sich beim „Einmarsch der Gladiatoren“. Während „Eye of the Tiger“ zu hören ist, stehen alle kleinen und größeren Kämpfer, angeführt von den acht Mattenleitern, darunter eine junge Dame, um die Ringermatten. Applaus tönt von den Rängen. Die Zeit wird einigen Kindern und Betreuern etwas lang, bis es schließlich um 11.30 Uhr um Sieg und Niederlage geht. „Wir hätten locker eine Stunde später anreisen können“, sagt ein Betreuer aus Speyer, den Blick zur Uhr haltend. Vom AV Speyer sind 26 Kinder am Start, um 8.15 Uhr sind die Vorderpfälzer gemeinsam losgefahren. Eine der jüngsten und mit ihrer schwarzen Lockenmähne auch eine der auffallendsten Nachwuchsringerinnen ist Sarah Essaidi. Die sechsjährige Französin aus Obernai im Elsass hat das Ringen quasi in die Wiege gelegt bekommen. Mama Elisabeth ringt, Papa Said ist französischer Meister in der 66-Kilo-Freistilklasse. „Sie ringt seit drei Jahren“, erzählt die Mutter und fügt lächelnd hinzu: „Ich bin schwanger, unser Kind im Bauch turnt auch schon.“ Bereits zum Urgestein gehört die Equipe aus dem französischen Gries, heute mit zehn Kindern am Start, wie Trainer Eric Heitz berichtet. Weitre sechs Nachwuchsringer kommen aus Obernai. Wenige Minuten vor den ersten Kämpfen gibt Paul Ufelmann einigen jungen Ringern des RSC Fehrbach die letzten Tipps. Der 18-Jährige ist an diesem Tag sowohl Trainer als auch Ringer. „Es ist zwar stressig, aber ich genieße es, ein ,Heimspiel’ zu haben, denn da muss ich nicht so früh aufstehen“, stellt er fest. Am Ende gewinnt er zwei von drei Kämpfen in der 66-Kilo-Klasse und wird Zweiter. Schwester Daria ringt mit zehn Jahren in der C-Jugendklasse bis 29 Kilo. Ein weiterer Ufelmann, Alex, darf nicht mehr bei der Jugend mehr ringen, weil er die Altersgrenze überschritten hat. Der vierte im Bunde der „Ufelmänner“, Daniel Ufelmann, fällt krankheitsbedingt aus. Bis zur Siegerehrung um 16.30 Uhr fließen ebenso Schweiß wie Tränen rund um die vier Matten. Am Ende bekommen die zahlreichen Zuschauer mehr als 300 Kämpfe zu sehen, beeindruckende Siege und vor allen Dingen keine Verletzungen abgesehen von kleinen Wehwehchen. Das sportliche Fazit Schnellers (ACT), Jeliazkovs (ASV) und Bockmayers (RSC) fällt durchweg positiv aus: „Wir sahen gutes Ringen und interessante Kämpfe, unsere Nachwuchsringer konnten wieder viel Erfahrung sammeln.“ Und genau das ist ja der Sinn dieses Turniers. Ergebnisse E-Jugend: bis 21 kg: 1. Noah Krasniqi (RSC Pirmasens-Fehrbach), 23 kg: 2. Adrian Mersch (AC Thaleischweiler), 31 kg: 1. André Pfaffmann (Fehrbach), 34 kg: 2. Max Renner (ASV Pirmasens), 38 kg: 2. David Landov (Fehrbach). D-Jugend: 25 kg: 2. Anton Groh (ASV), 3. Liam Wolfgang Grimm (Fehrbach), 27 kg: 3. Len Silas Höh (ACT), 42 kg: 3. Jonas Ewtuschenko (ASV). C-Jugend: 29 kg: Fabrice Mehrbreier (ACT), 50 kg: 3. Dominik Laukert (Fehrbach), 58 kg: 3. Linus Heims (ACT). B-Jugend: 58 kg: 1. Kevin Miller (ACT), 85 kg: 2. Janik Kiefer (ACT). A-Jugend: 66 kg: 2. Paul Ufelmann (Fehrbach), 84 kg: 2. Islam Turpalov (Fehrbach), 120 kg: 1. Fabian Kiefer (ACT).

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