Pirmasens Kultivierter Tiefsinn im eleganten Ton

Den Betreibern des Pirmasenser Cafés „Carpe Diem“ gelingt es seit seinem Start als Konzertbühne im Oktober 2011 mit Beständigkeit, herausragende Künstler zu präsentieren. Am Freitag waren mit dem Duo „KönigMüller“ – der Sängerin Sabine König und dem Gitarristen Ivo Max Müller – erneut zwei Musiker zu hören, die mit meist eigenem Material intelligente Unterhaltung auf hohem Niveau boten.

Ivo Max Müller ist dem hiesigen Publikum seit seinem ersten Auftritt im Vinninger Haus am Lindenbrunnen im Juni 2013 ein Begriff. Beinahe aus dem Stand heraus überzeugte er im Programm „Männer in der Nacht“ mit einer erstklassigen Liedauswahl und superbem Gitarrenspiel. Auftritte bei Parksong und Parksong-Spezial folgten. Seit einiger Zeit unterhält der Völklinger zusammen mit der in Ulm geborenen Sabine König das Duo „KönigMüller“, das vor allem mit deutschen Texten und Eigenkompositionen unterwegs ist. Der Grundton ist der von jazzig timbrierten Chansons, bei denen gerne auch auf Folkspielweisen zurückgegriffen wird. Die Texte, zumeist von Sabine König, pflegen ein satirisches, oft kabarettistisches Timbre. Gerne spielt das Duo in beschwingten Dreier- und Sechser-Takten. Überhaupt herrscht, trotz musikalischen und inhaltlichen Tiefgangs, ein eleganter, ja kultivierter Ton. Anspruchsvolles wird mit leichter Hand serviert. Wenn das Duo dann doch auf fremdes Material zurückgreift, dann bei Annett Louisan, Rio Reiser oder der in Pirmasens höchst beliebten Anna Piechotta, die Nicole Treubel für ihr Café „Pünktchen und Anton“ entdeckt hatte. Sabine König pflegt ihre klare, niemals forcierte Sopranstimme, die – von früher Jugend an in Chor, Rock-Combos und Jazz-Ensembles geschult – eine beträchtliche Ausdrucksbreite bedienen kann. König nutzt ihre makellosen handwerklichen Möglichkeiten zu regelrechten Inszenierungen ihrer Lieder. Mit großer darstellerischer Kraft schafft sie eine selten so überlegen zu hörende Verbindung von Text und Musik. Wenn sie da und dort das Akkordeon einsetzt, dann nicht im Sinne virtuoser Entfaltung, sondern als Weiterung der musikalischen Atmosphäre. Ivo Max Müller, der bei „KönigMüller“ meist für Komposition und Begleitung zuständig ist, setzt sein hochklassiges Gitarrenspiel ganz im Duktus der Lieder beinahe erzählerisch ein. Im Personalstil von Müller – das lässt sich immer wieder auch bei seinen Solokonzerten beobachten – mischen sich aufwendige Jazz-Voicings mit klug erweiterten Folk-Picking-Manieren und rhythmischem Aplomb, wie sie genau so von niemand anderem in der Region geboten werden. Herausragend aber sind die Fähigkeiten von Müller als Arrangeur seiner Gitarrenbegleitung. In den hoch organisierten Figuren verbergen sich komplette mehrstimmige Arrangements, die sofort und ohne Abstriche für die Jazz-Combo und auch regelrechte Big Bands zu nutzen wären. Das Duo „KönigMüller“ ist so gesehen bereits ein komplettes Orchester. In ihren Texten stilisiert sich Sabine König als „Frau, die sich nicht entscheiden kann“, meist (selbst-)ironisch, mal melancholisch aber lyrisch stets mit sicherer Hand. Fremdmaterial wie Anna Piechottas „Du bist der Mann für mich“ liegen genau auf dieser Wellenlänge, genauso wie die Adaption von „Kokettier′ nicht mit mir“, das Annett Louisan und Götz Alsmann über Django Reinhardts „Minor Swing“ getextet hatten. Veranstalter sollten das Duo „KönigMüller“ unbedingt auf dem Radar behalten: So viel gute Musik von so wenig Leuten gibt es nicht oft – schon gar nicht in der Region.

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