Pirmasens Intrigen, Wahnsinn und blutige Hände

Die Kultursaison 2013/2014 der Stadt Pirmasens neigt sich langsam dem Ende zu. Mit „Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti stand am Donnerstag aber noch mal ein Klassiker der italienischen Oper auf dem Programm. Die Tschechische Oper Prag und das Mährische Opernhaus Olmütz entführten die leider nur 320 Besucher der Festhalle mit grandiosen Sängern und einem exzellenten Orchester in die Welt des Dramas.

Das Bühnenbild in der Festhalle war der bevorstehenden Dramatik gemäß düster gehalten, zeigte Teile eines alten Schlosses, dunkle Gemäuer und einen geheimnisvollen Brunnen, der seine Bedeutung im Lauf des Abends noch preisgab. Gesungen wurde das Werk in der Originalsprache Italienisch mit deutschen Untertiteln – und zwar wie in großen Opernhäusern als eingeblendete Textleiste am oberen Bühnenrand. Die Handlung der Oper spielt Ende des 17. Jahrhunderts in Schottland und spiegelt die Tragik zweier bis in den Tod verfeindeter Familienclans wider. Die düster verhaltenen, langsamen Töne der Ouvertüre deuten das aufkommende Unheil bereits an. Lord Enrico Ashton (Filip Tuma) lebt mit seiner Schwester Lucia (Olga Jelinková) auf dem Schloss im Distrikt Lammermoor. Ein Gerücht macht die Runde, dass sich Lucia heimlich mit dem Erzfeind des Gegenclans, Sir Edgardo von Ravenswood (Ondrey Koplik), trifft. Lord Ashtons Jäger in Uniform mit Schottenmuster bestätigen dies. Lucia, mit knallroten Haaren und hinreißender Gesangsstimme, erzählt der Kammerzofe Alisa von ihrer Liebe zu Edgardo – und hier kommt auch der Brunnen ins Spiel: Lucia hatte vor kurzem in einer Art Vision aus dem Brunnen eine Stimme gehört, woraufhin sich das Wasser in Blut verwandelte. Dieses Geschehen wird in der herrlichen Arie „In tiefem Schweigen lag die Nacht“ vertont. Dank der Zofe können sich Lucia und ihr Liebster treffen. Edgardo und sie tauschen im Taumel der Gefühle füreinander Ringe aus und schwören sich ewige Treue, da Edgardo Schottland für einige Zeit verlassen muss. Lucias Bruder nutzt die Situation mit einem gefälschten Brief aus, der besagt, dass Edgardo ein untreuer Geliebter ist. Er hat andere Pläne mit Lucia, will sie mit seinem Verbündeten Lord Arturo Bucklaw (Ondrey Dolezal) verheiraten, um ihn enger an sich und seine Familie zu binden. Lucia weigert sich erst, unterschreibt dann aber doch den Ehevertrag. Unglücklich und nicht mehr Herrin ihrer Sinne, ersticht sie ihren Ehemann im Bett. Herzergreifend ist ihre Wahnsinnsarie „O dolce suono“ – O süße Töne –, eine der eindrucksvollsten Szenen der Oper. Als Edgardo zurückkommt und erfährt, dass Lucia tot ist, bringt er sich um. Nicht nur die einzelnen Arien und Chöre der Sänger wurden hervorragend vom Orchester begleitet, auch der Solo-Part der Flöte mit Lucias Gesang in den gleichen fast schwindelerregenden Höhenlagen bestätigten das absolute Können der Sänger. „Ach menschliches Schicksal, erbarme dich“, waren die letzten gesungenen Worte der Belcanto-Oper, für die es viel Applaus gab.

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