Pirmasens Heinze kann sich über sein Tor nicht freuen

PIRMASENS. Knapp 2200 Zuschauer im Stadion Husterhöhe bildeten am Samstagnachmittag eine prächtige und stimmungsvolle Kulisse für das Freundschaftsspiel von Fußball-Regionalligist FK Pirmasens gegen den VfB Stuttgart, und sie feierten während und nach der Partie den FKP, der gegen die Bundesliga-Profis überraschend ein 1:1 (0:0)-Unentschieden erreichte – RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete.

Ärgerlich an der ganzen Chose war nur, dass sich die Pirmasenser in der Nachspielzeit selbst um den hochverdienten Sieg brachten. „Ich kann mich nicht mal über mein Tor freuen“, ärgerte Alexander Heinze. Der an Heiligabend geborene 20-Jährige durfte sich am Samstag wie Christkind und Knecht Ruprecht in einem gefühlt haben. In Minute 77 wuchtete der lange FKP-Innenverteidiger eine Musterecke des eingewechselten Niklas Kupper von der rechte Seite unhaltbar für den guten Thorsten Kirschbaum per Kopf in die Maschen. Toni Kroos und Mats Hummel lassen herzlichen grüßen, und das Volk huldigte den Protagonisten. Doch in Minute 91 – die Nachspielzeit war aufgrund der Trinkpausen bei brasilianischen Wetterverhältnissen berechtigt – patzte der Defensivkollege des ausgezeichneten Abwehrorganisators Marco Steil gegen den eingewechselten Marco Rojas entscheidend. Der neuseeländische Angreifer durfte ungehindert gegen FKP-Ersatzkeeper Matthias Gize seinen vierten Treffer im vierten Testspiel in Folge erzielen. „Eigentlich wollte ich den Ball schon wegköpfen, habe dann aber gedacht, der Rojas bleibt stehen“, erklärte Heinze sein Malheur. Nun, der Stuttgarter lief weiter, der Rest ist bekannt. „Jetzt muss ich mich noch mal richtig über meine vergebene Chance ärgern“, sagte Christian Henn nach dem Match. Denn bereits in der elften Minute servierte der über die linke Seite pfeilschnell konternde Dennis Gerlinger dem nach eigenen Worten wieder völlig fitten Henn quasi die 1:0-Führung auf den Fuß. Aber: „Ich war schon im Rutschen, und der 1,95 Meter große Kirschbaum hat sein Tor gut zugemacht“, analysierte Henn. Es war nicht die einzige Chance der den VfB-Profis mächtig zusetzenden FKP-Regionalligaspieler, die nach Heinzes Führungstreffer die Profis gar ein wenig vorführten. Attila Baums Hackentrick unmittelbar vor der Tribüne verzückte die FKP-Fans ebenso wie Robert Mertinitz’ Beinschuss gegen Daniel Schwaab. Besagter Schwaab, bereits 2007 als U21-Nationalspieler (mit Neuer, Özil, Boateng & Co) und 2010 mit Leverkusen zum DFB-Pokal-Spiel in Pirmasens zu Gast, bugsierte den durchgebrochenen FKP-Neuzugang per Griff ans Trikot zu Boden. „Wir haben uns sehr schwer getan, sind glücklich, dass wir noch ein 1:1 erreicht haben“, erklärte Schwaab, der sich spätestens in der Kabine daran erinnerte, dass er schon mal im Sportpark war. „Schönes Stadion, gute Atmosphäre – hier kommt man gerne her“, lobte Robin Yalcin die Rahmenbedingungen. Es war bereits der zweite Auftritt des 20-jährigen Deutsch-Türken in Pirmasens in diesem Jahr. Im März schickte U20-Nationaltrainer Frank Wormuth, der als neuer Co-Trainer an der Seite von Joachim Löw im Gespräch ist, den Stuttgarter beim 3:2-Sieg gegen die Schweiz in Halbzeit zwo aufs Feld. „Die Pirmasenser Jungs haben das gut gemacht“, lobte Yalcin die Regionalliga-Kicker. Damit könnte er auch das Team hinter dem Team gemeint haben, das für optimale Rahmenbedingungen beim vom Eppenbrunner Sportgeschäft-Inhaber Torsten Schwartz vermittelten Puma-Testspiel sorgte. Torwandschießen vor dem Stadion, Kinder der F-Jugendkicker der SG Grenzland, des FK Pirmasens und aus Petersberg durften mit den Profis zu den Höllenglocken („Hells Bells“) einlaufen, und beim Superschuss in der Pause gab’s Gutscheine von TS-Sports-Fashion zu gewinnen. Gewinner waren auch die vielen jungen Fans, die mit Handy und Foto bewaffnet sich mit jedem Stuttgart-Kicker ablichten ließen. Die Profis erfüllten den Kids die Foto- und Autogrammwünsche. „Seid ihr auch alle auf dem Bild?“, fragte beispielsweise Kapitän Christian Gentner. Der fünfmalige Nationalspieler war übrigens schon 2007 mit Stuttgart (unter Trainer Armin Veh) und 2009 mit dem VfL Wolfsburg (unter Felix Magath) Deutscher Meister. Klasse auch, wie der baumlange Stuttgarter Keeper Kirschbaum ganz tief in die Knie ging und die jugendlichen Paparazzi zum Fotoshooting um die Schulter nahm. Bemerkenswert, mit welchem Hype mittlerweile bei den Bundesligisten schon in der Vorbereitung gearbeitet wird. Gleich drei Mitarbeiter der Presseabteilung des VfB, angeführt von Markus Jung, waren vor Ort. Darüber hinaus sorgten gleich sieben Mitarbeiter vom VfB-TV für die Liveübertragung des Vorbereitungsspiels im Internet. Übrigens wollten die Stuttgarter, dass unmittelbar vor ihrer Umkleidekabine ein Büffet aufgebaut wird. Da sorgten „de beste Italiener vunn de Ruhbank“, Giovanni Perrone, und sein Team dafür, dass Trainer Veh und sein Team bei drei verschiedenen Sorten Nudeln mit Putenschnitzel direkt nach dem Match den Kohlenhydrat-Haushalt wieder ins Gleichgewicht bringen konnten, bevor der Mannschaftsbus mit dem Stern und dem Kennzeichen S-DB 1893 sich Richtung Schwabenländle in Fahrt setzte. Veh ging übrigens als Letzter und ohne Presse-Statement an Bord des Luxusliners. „Ich sage heute nichts“, waren nach der mageren VfB-Vorstellung seine Worte zur Presse, der er nach dem Abpfiff noch zugesagt hatte, „später“ mit ihr zu sprechen. Der VfB-Medienabteilung gegenüber ließ er dann mitteilen: „Das war eine gute Trainingseinheit bei warmen Bedingungen. Pirmasens hat tief gestanden, war gut geordnet und auch hart im Zweikampf. Insgesamt war es in Ordnung.“

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