Pirmasens Heiß und anspruchsvoll

Einer der wenigen DJMV-Fahrer des gastgebenden MSC Fischbach ist Michael Höchst. Der zehnjährige Motocrosser aus Waldfischbach fährt am Sonntag bei Temperaturen um die 30 Grad in der 65-Kubikzentimeter-Klasse. Die Renntaktik gibt Vater Stefan vor: „Verhalten fahren, Technik vor Schnelligkeit!“ Genauestens beobachtet er das Rennen seines Sohns. Im Gegensatz zu einigen anderen Eltern hört man ihn nicht herumschreiend, sondern schlicht analysierend das Rennen verfolgen. „Motocross ist ein ganzheitlicher Sport, der ganze Körper wird gefordert“, sagt Stefan Höchst. Training bestehe nicht nur Technikschulung, sondern auch aus mentaler Vorbereitung, der richtigen Ernährung und dem richtigen Ausgleichsprogramm. Als Elfter von 19 Startern in dieser Nachwuchsklasse durchfährt Michael Höchst die Ziellinie beim ersten Wertungslauf. „Im zweiten Rennen versuchst Du, die Kurven im Stehen zu fahren, auch wenn Du etwas langsamer fahren musst“, lauten die Anweisung des Trainers an Michael. Als das Startgatter nach gut zwei Stunden Pause zwischen Lauf eins und zwei gefallen ist, gelingt Michael Höchst ein guter Start von ganz außen. Nach der ersten Linkskurve liegt er auf Platz fünf. Es sind Kleinigkeiten, entscheidende Details, wie die Abstimmung des Rennlenkers, ein paar neue Rennschuhe, die ein besseres Schalten ermöglichen, die Michael unter Rennbedingungen testet. „Jawohl, er steht in der Kurve, er setzt das um, was wir besprochen haben“, registriert Stefan Höchst stolz. Am Ende sieht der Zehnjährige als Achter die schwarz-weiß-karierte Zielflagge nach elf Minuten plus zwei Runden. Vater Stefan läuft applaudierend seinem Sohn entgegen und schlägt mit ihm ab. „Gut gemacht, sehr konstant gefahren, ich bin stolz auf Dich“, lauten seine ersten Worte. Michael klappt sein dreckverspritztes Visier hoch, wischt sich den Schweiß von der Stirn und lächelt. Viel reden geht nicht, noch nicht, erst mal ist der Durst groß. „Ankommen“ – das ist das erklärte Ziel des zweiten MSC-Starters am Sonntag, Florian Meffert. Der 25-jährige Fischbacher bestreitet sein erstes Rennen nach fast zweijähriger Auszeit. „Er will auf seiner Heimstrecke unbedingt starten, und das nach seinem Kreuzbandriss“, macht seine an der Zeitnahme mitfiebernde Freundin Saskia Ganster die Situation klar. Meffert startet in der mit 29 Teilnehmern am stärksten besetzten Klasse, der Tageslizenzklasse MX. Der Lokalmatador hält anfangs noch ordentlich mit, doch Runde für Runde schwinden die Kräfte. Er kämpft den Kampf gegen sich selbst, während an der Spitze der 22-jährige Benedickt Hauck die Konkurrenz hinter sich lässt. „Die Piste war tief, schwierig zu fahren, teilweise kaputt gefahren“, sagt der Sieger im Ziel völlig außer Atem. Fünfmal war Hauck bereits Meister in der DJMV-Königsklasse, und alles deutet auf eine Fortsetzung in 2014 hin. Aber noch stehen drei Rennen aus. Meffert indes verzichtet auf den zweiten Wertungslauf. „Es wäre unvernünftig“, ist er sich mit seiner Freundin einig, besser Vernunft walten zu lassen, als ein Risiko einzugehen. Sehr souverän gewinnt der aus dem elsässischen Mothern stammende Yannick Scheurer die 85-Kubik-Seniorenklasse mit zwei Siegen und der Maximalpunktzahl von 50 Punkten. „Ich favorisiere allerdings den Südwestcup vor der DJMV-Wertung“, gibt der junge Franzose zu verstehen. In der mit zwölf Fahrerinnen besetzten Ladys-Klasse wird die amtierende DJMV-Meisterin Anna-Lena Weinmann ihrer Favoritenrolle gerecht. Die 20-Jährige aus Lauterbach bei Rottweil gewinnt auch im Fischbacher Loch beide Durchgänge. „Beim ersten Lauf war ich übernervös. Auch die Hitze hat mir zu schaffen gemacht“, resümierte sie. MSC-Sportleiter Lutz Gerlach verlebt derweil einen recht ruhigen Sonntagnachmittag. In Boxershorts und Shirt hält der Niedersimter Enkelkind Philipp auf dem Arm und flachst mit seinem Vereinskameraden und Konkurrenten in der Veteranenklasse, Volker Weingart aus Homburg. Die beiden MSC-Fahrer haben bereits am Samstag ihr Rennen bestritten. Weingart wurde Vierter, Gerlach Fünfter Die eigentlichen Helden starten in der 50-Kubik-Klasse. Helden deshalb, weil Anzüge, Stiefel, Helm und Schutzausstattung fast schwerer sind als die eigenen Körper. Fünf Jahre alt sind die jungen Wilden mit ihren Automatik-Crossmaschinen. „Springen gefällt mir am besten“, freut sich der fünfjährige Max-Werner Breuer aus Rastatt auf sein Debüt im Fischbacher Loch. Motocross ist Familiensache bei den Schmids aus Schorndorf. Außer dem Papa fahren alle Motocross: Die achtjährige Patricia startet in der 50-Kubikklasse, Bruder Ruben bei den Senioren und Mama Irena bei den Frauen. Am Ende siegen alle, im Kampf gegen die Hitze.

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