Pirmasens Fußball besiegt Elektrosound und Punk

Das Fußball-WM-Viertelfinalspiel Deutschland gegen Frankreich machte den Musikern im Pirmasenser „Saalbau“ einen Strich durch die Rechnung. Obwohl das Spiel schon seit etwa fünf Stunden beendet war, kamen nur sehr wenig Besucher zum Auftritt von Mike Balzer alias „Visualized“ und der später spielenden Hauptband „Strange Hands“.

Mit Keyboard und Laptop ausgestattet, legte Balzer unbeeindruckt vom geringen Besuch los und kreierte eine Soundmelange, die zuweilen an Jean Michel Jarre erinnerte. Aber im Gegensatz zum immens erfolgreichen französischen Soundmagier kredenzte der Völklinger Musiker auch ungewöhnliche Songstrukturen und Arrangements sowie verkopfte Beats. Und das alles ganz ohne Gesang. Zu seinen Einflüssen zählt er auch die Hip-Hopper „Mind And Matter“ aus Australien. Downtempo Electronica nennt er selbst seinen Stil und nach den etwa 45 Konzertminuten kann man nur sagen „gut gemacht“. Das Trio „Strange Hands“ aus Bordeaux/Frankreich ist gerade auf Europa-Tournee und zelebriert untypischen Garagen-Punkrock, da auch das Keyboard oft zum Einsatz kommt. Dieses Instrument wird im Punk eigentlich nicht eingesetzt und macht die „Strange Hands“ schon zu Exoten der Szene. Nicht selten dringt das Keyboard gar in psychedelische Klangsphären vor. Das lässt sich dann etwa wie folgt beschreiben: Die Ami-Punker „Ramones“ treffen Ray Manzarek, den Organisten der legendären „Doors“ im Proberaum und jammen wild drauf los. Natürlich stellt die Band alle Songs des brandneuen, am 1. Juli veröffentlichten Albums „Children Shouldn’t Play With Dead Things“ routiniert und sehr spielfreudig vor. Insbesondere das mystisch angehauchte Instrumental „Toombs Of Walkyres“, der schräge Track „Golden Arrows“ inklusive Hammond-Orgel, das beschwingte, locker flockige „Flying Cripple“ und „Realm Of Dawn“, das direkt nach vorne geknüppelt wird, können überzeugen. Die drei jungen Musiker haben also auch ein erstaunlich gutes Händchen für das Songwriting und so kommt es nicht von ungefähr, dass „Strange Hands“ schon bei einer Platten- und Booking-Firma unter Vertrag stehen und bereits für ihr Debüt-Album „Dead Flowers“ von 2012 sehr gute Kritiken einheimsen konnten. Jedenfalls legt sich das Trio voll ins Zeug, so als wäre der Saalbau komplett ausverkauft. Auch dies ein Indiz für die Professionalität und Spielfreude der Franzosen.

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