Pirmasens „Die Gitarre ist meine Stimme“

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Wenn das „Armin Heitz Trio“ mit George Urziceanu am Sonntag beim Frühschoppen der Dahner Jazzfreunde ab 11 Uhr im Alten E-Werk in Dahn gastieren wird, kommt mit Armin Heitz einer der großen deutschen Gitarrenvirtuosen in der Nachfolge von Django Reinhardt seit Jahren erstmals wieder in die Westpfalz. An seiner Seite hat er mit Janosch Dörr (Rhythmusgitarre), Davide Petrocca (Kontrabass) und dem Geiger George Urziceanu ebenbürtige Mitspieler, die ebenfalls schon mit den ganz Großen den Jazz musiziert haben. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz unterhielt sich mit Armin Heitz über Lieblingsgitarren, künstlerische Eigenständigkeit, seine Freundschaften mit vielen Sinti-Musikern und die Freude, vor Publikum zu spielen.

Wann und wie sind Sie zur Musik gekommen?

Es gab bei uns eine Familienband. Mit acht Jahren habe ich angefangen und mit zehn die ersten Gigs mit meinen Eltern gespielt. War das schon die Jazz-Richtung, die Sie heute spielen? Das war noch was anderes, aber sehr wohl schon Swing-beeinflusste Tanzmusik. Das wurde relativ früh wach in mir. Haben Sie Musik studiert? Nein, ich bin reiner Autodidakt. Ich habe nie studiert und auch nie Unterricht gehabt. Ich hatte das Glück, dass viele Sinti in unserer Gegend gespielt haben, das damalige „Häns’che Weiss Quintett“, das „Titi Winterstein Quintett“ – die haben alle damals in Durmersheim, also gerade mal drei Kilometer von mir weg gewohnt. Mit denen habe ich viel zusammen gemacht. Wir hatten uns mehrmals die Woche getroffen, haben zusammen gespielt, und da lernt man schon ein bisschen was. Und dann war da noch Biréli Lagrène aus Soufflenheim. Der war ja für Sie auch nicht weit weg, oder Gismo Graf aus der Stuttgarter Gegend, der ebenfalls schon in Dahn aufgetreten ist? Biréli ist ein guter Freund von mir. Sein Spiel ist ja irgendwo nicht von dieser Welt. Und mit Gismo Graf habe ich vor gerade zwei Monaten in Lörrach zusammen gespielt. Das war toll. Ich habe ja auch schon mal in Pirmasens gespielt, in einem Club, der „Parkplatz“ hieß – aber das ist bestimmt 20 Jahre her. Sie spielen im wesentlichen Archtop-Gitarren. Von jemand, der Django Reinhardts Musik spielt, erwartet man da eher das klassische Maccaferri-Modell? Ich habe ja so angefangen, habe Maccaferris von Favino gespielt, was bei den Manouche-Spielern immer noch erste Wahl ist, hatte aber immer das Problem, dass ich mit diesen Gitarren nie einen vernünftigen verstärkten Bühnensound bekommen habe. Django selbst hatte ja diese Probleme. Aber es gab zu seiner Zeit eben nichts anderes. Ich kann daher nicht verstehen, das viele heute noch diesen Sound imitieren, obwohl der zum Teil furchtbar ist. Deshalb bin ich dann irgendwann auf die elektrische Jazz-Gitarre umgestiegen. Das ist ein Entwicklungsprozess, man schaut, was andere tun, Wes Montgomery, George Benson zum Beispiel. Da orientiert man sich dran. Wo liegen heute Ihre Vorlieben, orientieren Sie sich an Vorbildern? Für mich macht es wenig Sinn, Stücke nachzuspielen. Man soll sich schon Anregungen und Ideen holen, aber dennoch versuchen, seine eigene Stimme zu finden. Gerade im Gypsy-Bereich gibt es viele, die Django imitieren. Und da kann ich bei anderen Bands schon vorhersagen, was für ein Solo kommen wird. Das ist für mich nicht interessant. Ich könnte niemals ein Solo von mir nachspielen, weil das von Tag zu Tag anders ist. Das macht es aber auch aus. Was hat Sie am Manouche-Jazz gereizt, die Virtuosität oder der Swing? Virtuosität ist eine Sache, aber bei mir war der Auslöser, dass ich auf Konzerten des „Stéphane Grappelli Trios“ war, bei Schnuckenack Reinhardt oder bei Häns’che Weiss. Es hat mich einfach fasziniert, dass ohne Schlagzeug eine swingende Musik möglich ist. Bei Django war das ja ursprünglich eine Notlösung, weil es sehr wenig Schlagzeuger gab, so dass man sich mit zwei Gitarristen beholfen hat. Dann hatte ich das Glück, dass ich all die Leute auch kennengelernt habe. Haben Sie immer solistisch gespielt? Ich habe von Anfang an solistisch gespielt – das war es, was mich interessiert hat. Natürlich gehört dazu, dass man begleiten kann. Aber wenn ich als Sideman bei Duo-Sachen mit dem Geiger Zipflo Reinhardt spiele, da einfach die Viertel durchzuhauen, das würde nicht funktionieren. Da begleite ich dann eher im Stil von Joe Pass, akkordisch und mit Basslinien. Verstehen sie sich hauptsächlich als Gitarrist oder als Musiker, der Gitarre spielt? Das ist schwer zu beantworten. Das ist eine Ausdrucksmöglichkeit für mich. Ich bin schlecht im Reden, die Gitarre ist meine Stimme, von daher sehe ich mich schon als Gitarrist. Sehen Sie sich hauptsächlich als Manouche-Band? Das trifft auf meine Band nicht wirklich zu, weil wir viel mehr Elemente drin haben zum Beispiel aus dem Bebop-Bereich oder Latin. Es wäre zu eng, das nur als Manouche oder Gypsy-Jazz zu bezeichnen. Für viele Musiker ist die CD lediglich noch eine klingende Visitenkarte oder eine momentane Ortsbestimmung. Wie ist das bei Ihnen? Natürlich spielen wir live lieber und zum Teil auch besser und spontaner. Im Studio steht man immer unter einem gewissen Erwartungsdruck, auch an sich selbst. Trotzdem geht bei uns eine neue CD relativ locker vonstatten. Da ich ein eigenes kleines Studio in Karlsruhe habe, stehe ich auch nicht so unter Druck. Da können wir uns alle Zeit der Welt lassen. Aber es stimmt, die CD hat nicht mehr die Bedeutung wie früher. Ich sehe das ja auch an meinen Abrechnungen. Die CD, die ich 1996 bei Peter Fingers Acoustic Music Records gemacht habe, lief noch einigermaßen. Aber ab 2000 ging das schon abwärts, da hat man den Einfluss des Internets gemerkt. Allerdings wird es auch in der Clubszene schwieriger. Bitte nennen Sie drei Gründe, warum man unbedingt zu Ihrem Konzert nach Dahn kommen sollte? Wir sind ein super eingespieltes Trio plus einem virtuosen Geiger. Ich habe da ja immer ein Problem, mich selbst zu loben. Also: Lassen wir das Publikum entscheiden. Infos Der Jazz-Frühschoppen mit dem „Armin Heitz Trio“ und George Urziceanu“ am Sonntag, 15. Januar, im Alten E-Werk in Dahn beginnt um 11 Uhr. Der Eintritt kostet zehn (ermäßigt sieben) Euro. Es gibt keine Reservierungen. |tz

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