Pirmasens „Dem Kabarett eine neue Dimension eröffnet“

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Weitblick und ein sichere Hand für Qualität hat das Pirmasenser Kulturamt bewiesen, als es für Mittwoch, 13. April, das Schweizer Duo „Ohne Rolf“ engagiert hat. Denn „Ohne Rolf“ – Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg – sind am Samstag in Nürnberg mit dem Deutschen Kabarett-Preis 2015 ausgezeichnet worden (wir berichteten gestern auf der Kultur-Seite).

Der Deutsche Kabarett-Preis, gestiftet von der Stadt Nürnberg, ist dotiert mit 6000 Euro und wird vergeben vom Nürnberger Burgtheater. Der Förderpreis ging an Sarah Hakenberg, der Sonderpreis an Josef Brustmann. „Die Plakat-Künstler ,Ohne Rolf’ haben dem Kabarett eine neue Dimension eröffnet“, heißt es in der Begründung der Preisvergabe. „Mit der von ihnen erfundenen ,erlesenen Komik’ sprengen sie mühelos alle Genregrenzen zwischen Kabarett, Theater und Literatur. Ihr nahezu unerschöpflicher Ideenreichtum, ihre punktgenaue Präzision, ihre sprach-spielerische Leichtigkeit und die philosophische Tiefe ihrer Programme sind so überraschend, fantasievoll und mitreißend, dass man nach einem Programm von ,Ohne Rolf’ süchtig nach mehr wird. Sie sind absolut unverwechselbare Solitäre im Kabarett und das nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz – ihre Kunst begeistert sogar in China.“ In Pirmasens bringt „Ohne Rolf“ das Programm „Blattrand“ auf die Bühne der Alten. Für dieses Programm wurde das Duo kurz nach der Premiere mit dem SurPriX, dem Schweizer Innovationspreis ausgezeichnet – es folgen mehrere weitere Auszeichnungen. Für „Blattrand“ feierte die „Neue Zürcher Zeitung“ „Ohne Rolf“ als „Die Schweizer Kleinkunstentdeckung“ und die „Bonner Rundschau“ schrieb: „Das Publikum im Pantheon-Theater erlebte die originellste, sympatischste und abgedrehteste Mischung aus absurdem Theater und philosophischem Kabarett, die zur Zeit auf deutschen Kleinkunstbühnen zu sehen ist.“ 1999 probierten Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg ihre Plakatidee zum ersten Mal aus: Mit starrer Mine und dunklen Anzügen stellten sie sich auf die Straße und hielten ein A4-Blatt mit der Aufschrift „Hier gibt es nichts zu sehen“ vor sich hin. Diese kleine, unauffällige Aktion stiftete bei den Passanten erhebliche Verwirrung. Gibt es hier wirklich nichts zu sehen? Eigentlich nicht – außer weiteren Plakaten: „Gehen Sie weiter, hier gibt es wirklich nichts zu sehen“. Im Verlauf der Performance versuchten sie immer aggressiver ihr Publikum wegzuschicken: „Wir könnten eine Sekte sein!“ Umso heftiger sie die Fußgänger davon überzeugen wollten, sie nicht zu beachten, desto größer wurde ihr Publikum. Da wussten sie: Eine Idee war geboren. Das Blättern von beschrifteten Plakaten. Eine im Zeitalter von SMS und Chat-rooms absurd-einfache, aber verblüffend faszinierende Kommunikationsform. Als sie 1999 den Auftrag bekamen, die Stanser Musiktage zu moderieren, nahm das Projekt „Ohne Rolf“ ganz neue Dimensionen an: Um mit ihren absurden Kalauern, schrägen Wortverdrehungen und pointierten Dialogen ein großes Publikum zu erreichen, benutzten sie zum ersten Mal Weltformat-Plakate. Die stillen Moderatoren an den lauten Musiktagen begeisterten und wurden gleich für zwei weitere Jahre engagiert. Seither haben „Ohne Rolf“ ihre eigene Kommunikationsform konsequent weiterentwickelt und ihr Programm jeweils den spezifischen Anlässen angepasst. So engagierte sie beispielsweise der Stanser Gemeinderat, um die Gemeindeversammlung auf ihre plakative humorvolle Art zu veranschaulichen. Es folgte ein Auftritte mit einem Kurzprogramm im Schweizer Fernsehen bei „Comedy im Casino“ sowie unzählige weitere Kurzauftritte in der ganzen Schweiz und schließlich auch in Österreich und Deutschland. Nachdem Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg im Jahr 2003 ihre Theaterausbildung beendet und bereits einige Erfahrung mit (Klein)-Theaterproduktionen gesammelt haben, verwendeten sie ihre ganze Kraft darauf, ein eigenes abendfüllendes Programm zu entwickeln. Sie suchten dafür nach zusätzlichen theatralen Elementen, die die Kommunikations- und Plakatspielereien ergänzen können. Daraus entsteht schließlich das Programm „Blattrand“. Infos —Im Internet: www.ohnerolf.ch. —Karten für den Kleinkunstabend mit „Ohne Rolf“ am Mittwoch, 13. April, in der Alten Post gibt es im Pirmasenser Kulturamt, Telefon 06331/842352, für 24 (ermäßigt 12) Euro. (han)

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