Frankfurt Antisemitischer Übergriff auf Besuchergruppe

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Die Jüdische Gemeinde hat mit Erschütterung auf den antisemitischen Übergriff auf eine jüdische Besuchergruppe an einer Frankfurter Erinnerungsstätte für nationalsozialistische Verbrechen reagiert. Die Gruppe bestehe aus Kindern und Enkelkindern von ehemaligen Frankfurtern, die aufgrund ihres Jüdisch-Seins ihre Heimat vor mehr als 80 Jahren hätten verlassen müssen - und nun seien sie wieder aufgrund ihres Jüdisch-Seins mitten in Frankfurt angegriffen worden, erklärte die Gemeinde. Der Vorfall habe emotionale Wunden verursacht, die noch lange nachwirken dürften.

Nach Mitteilung der Stadt hat eine Gruppe Jugendlicher am Donnerstag an der Erinnerungsstätte in unmittelbarer Nähe der Europäischen Zentralbank (EZB) die Besucher zunächst mit Worten einzuschüchtern versucht. Dann sei eine Flasche geworfen worden, die nur knapp den Kopf einer Teilnehmerin der Besuchergruppe verfehlt habe. Ein Verdächtiger soll „Allahu akbar“ gerufen haben. Er habe sich später entschuldigt, erklärte die Polizei.

Der Polizei ermittelt wegen versuchter schwerer Körperverletzung. Die Großmarkthalle, die mittlerweile auch Teil der neuen EZB ist, erinnert an die Deportation von Juden aus Frankfurt während der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt erklärte, einige der Nachfahren hätten noch immer Bedenken und Hemmungen, nach Deutschland zu reisen. Nun schmerze es besonders, „dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus aller Welt auf Einladung der Stadt nach Frankfurt gekommen sind, um die Spuren und Biografien ihrer jüdischen Vorfahren in Frankfurt und Umgebung zu erforschen, auf einen solchen Hass gestoßen sind“. Die Gruppe habe sich bereiterklärt, in Schulen über ihre Familien und die Schoah zu reden und müsse nun selbst Zeuge werden, „dass Antisemitismus in Deutschland nicht überwunden ist“. Die Gemeinde wünsche sich ein entschiedenes und starkes Engagement der Stadtpolitik und Stadtgesellschaft gegen Antisemitismus.

Auch der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) äußerte am Donnerstag sein Entsetzen und erklärte, die Stadt habe Strafanzeige gestellt.

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