Neustadt WM-Leben: Singen für Mexiko

Heute werden in Duttweiler zwölf Daumen für Mexiko gedrückt, das im dritten Gruppenspiel gegen Kroatien spielt. Die 24-jährige Mexikanerin Diana Montes lebt seit fast einem Jahr als Au-pair-Mädchen bei der fünfköpfigen Familie Walter. Mexiko. Da werden Erinnerungen wach. An 1970. Deutschland wurde nach einer grandiosen WM Dritter. Diana Montes kennt die Geschichten über die deutschen Spiele, die zu Legenden wurden, nur von Erzählungen. Aber vom aktuellen mexikanischen Team kennt sie alle Stärken. Und Schwächen. Jetzt hoffen die drei Kinder, Mama und Papa Walter mit „ihrer“ Diana auf ein Traumfinale Deutschland gegen Mexiko. In Mexico-Stadt hat die Studentin erst ein Spiel im Stadion erlebt, allerdings nicht von der Nationalmannschaft. Wäre sie jetzt in der Heimat, würde sie beim „Public Viewing“ an ihrer Hochschule die Spiele verfolgen. „Dann geht es sehr laut zu“, verrät sie. Aber auch bei den Begegnungen vor dem Fernseher in Duttweiler verspürt sie große Aufregung, feuchte Hände und einiges von der Atmosphäre in Südamerika. Zumal das Auftaktspiel ihrer Elf zunächst ziemlich mies verlief. Zwei nicht gegebene Tore gegen Kamerun und damit nur ein knapper 1:0-Erfolg ließen sie lange zittern. Verwundert hat sie dann das Remis gegen Gastgeber und Titelanwärter Brasilien. Sie war überzeugt: „Wir verlieren.“ Jetzt überwiegt die Hoffnung: „Wir können es schaffen.“ Mit Julius, dem fünfjährigen Sohn der Familie Walter, hat sie einen fachkundigen Berater. Mit ihm kickt sie nachmittags in jeder freien Minute. Julius spielt beim VfL Duttweiler, dort sind seine „Gastschwester“ und seine Familie oft dabei, wenn er spielt. So, wie die Tabellensituation Mexikos jetzt aussieht, darf Diana Montes auf ein Weiterkommen ins Achtelfinale hoffen. Heute gibt es Bier, Chips und Popcorn. „Und zuhause tragen wir auch Sombreros“, sagt Montes. Läuft es gut bei der mexikanischen Elf, dann singen die Fans „Cielito lindo“. Der Ohrwurm „Schöner Himmel“ ist auch in Deutschland bekannt, der Refrain „Ay ya ya yay“ kann auch ohne spanische Sprachkenntnisse mitgeträllert werden. Als sie sagt, dass sie bei den Fernsehübertragungen diese Melodie im Hintergrund manchmal gehört hat, kommt ein Hauch von Heimweh auf. Doch wenn die mexikanische Elf weiter so spielt, wird Diana Montes auch in Duttweiler gesanglich unterstützt. (kle)

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