Neustadt WM-Leben: „Nicht auf Müller allein verlassen“

Wenn sich Demir Hotic im Fernsehen Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien anschaut, dann schlägt sein Herz für zwei Mannschaften: für Bosnien-Herzegowina und für Deutschland. „Ich bin deutscher Staatsbürger“, betont der gebürtige Bosnier, der den Fußball-Verbandsligisten VfL Neustadt trainiert. Heute, 18 Uhr, wird er allerdings ein letztes Mal mit den Bosniern mitfiebern: Für den Tabellenletzten der Gruppe F wird die Partie gegen den Iran die letzte in Brasilien sein. „Wenn man nur mit einem Stürmer spielt ...“, hat Hotic das bosnische Übel ausgemacht. „Und wenn man den einzigen Stürmer Edin Dzeko vorne verhungern lässt – er braucht rechts und links Unterstützung.“ Hotic, in seiner Zeit als Profi selbst Stürmer, mag es, „etwas offensiver, etwas gewagter“ zu spielen. So sei es für ihn sehr frustrierend, dass es diese tolle Mannschaft nicht weiter geschafft habe. „Deutschland hätte ich schon ganz gerne im Halbfinale“, verrät der VfL-Coach. Man solle sich nur nicht im Angriff alleine auf einen Thomas Müller verlassen. Hotic empfiehlt: „Es sollen auch mal andere vorne in den 16-Meter-Raum, wo’s weh tut.“ Dass Miroslav Klose als Einwechselspieler gegen Ghana ein Tor für Deutschland geschossen hat, hat Hotic gefreut. „Ich kenne den Miro gut, auf ihn ist immer Verlass.“ Und den Salto, den Klose gerne nach einem wichtigen Tor zeigt, habe der Miro früher sogar im Training gemacht. Wenn Demir Hotic WM-Spiele im Fernsehen schaut, dann alleine. „Ich genieße das mit einem guten Pfälzer Wein und vielleicht einem Stück Hartkäse“, plaudert er von seinen Gewohnheiten. Und manchmal, gesteht er, schalte er den Ton am Fernseher ab, „wenn der Reporter keine Ahnung hat“. Notizen von Spielsystemen oder Taktiken macht er sich nicht. „Bei mir ist das alles im Kopf – ich lebe Fußball“, sagt der frühere FCK-Profi. Ausgerechnet heute, wenn Bosnien gegen den Iran spielt, beginnt er mit dem VfL, sich auf die neue Saison 2014/2015 vorzubereiten. Für Donnerstag, wenn Deutschland gegen die USA antritt, hat er seinen Schützlingen freigegeben. Aber trotz des Trainings heute wird Hotic nichts vom WM-Spiel der Bosnier verpassen. „Ich lasse mich informieren“, sagt er und tippt auf einen knappen Ausgang: „2:1 für Bosnien.“ (sab)

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