Neustadt „Werde das Atrium vermissen“

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Nach fast zehn Jahren als Schulleiter des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums (KRG) in Neustadt wechselt Hartmut Loos zurück nach Speyer. Am dortigen Gymnasium am Kaiserdom wird er Nachfolger von Schulleiter Peter Zimmermann.

„Geplant war dieser Wechsel nicht, als ich 2007 nach Neustadt kam. Aber ich finde es sinnvoll, wenn man nach einem Jahrzehnt wieder etwas Neues beginnt. Das ist für beide Seiten eine gesunde Sache“, sagt Loos. Der 57-Jährige wuchs in Bosen (Saarland) auf und legte sein Abitur in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) ab. Er sei ein „anständiger Schüler“ gewesen, der die Hausaufgaben regelmäßig geliefert habe – auch für Mitschüler, die sie lieber abschrieben, blickt er zurück. Das Gymnasium in Birkenfeld war 1977 eine der letzten rheinland-pfälzischen Schulen, an denen das Abitur noch im Klassenverband und mit vier schriftlichen Arbeiten erlangt wurde. „Die Mainzer Studienstufe war damals noch nicht flächendeckend eingeführt. Meine Abiturnote von 2,0 ist daher mit den heutigen Noten nur bedingt vergleichbar“, erklärt Loos. Zu dieser Zeit liebäugelte er noch mit einem ganz anderen Werdegang: „Der Pfarrersberuf hätte mich gereizt.“ Dass es dann doch ein Studium fürs Lehramt mit evangelischer Religion und Latein wurde, lag eher daran, dass sich Hartmut Loos nicht als „typischen Dorfpfarrer“ gesehen hatte. Bereits während des Studiums und Referendariats kamen zwei Töchter zur Welt. Daher überrascht es nicht, dass der 57-jährige Speyerer bereits zweifacher Großvater ist. „Ich habe früh angefangen“, sagt er mit dem für ihn so charakteristischen, trockenen Humor. Darauf angesprochen, betont er, er wolle im Hinterkopf nicht immer alles so ernst nehmen. Diese Eigenschaft schätzen seine Schüler an ihm. Und dass er ihnen Verantwortung überlässt und ihnen Vertrauen schenkt, wenn sie außergewöhnliche Veranstaltungen auf die Beine stellen. Natürlich freut sich Loos auch über den Erfolg des jährlichen Schulballs: Der leidenschaftliche Tänzer ist der Initiator des feierliches Ereignisses mit jeweils rund 450 Besuchern. Eingeführt hat Loos auch ein Fußballturnier für die Mittelstufe und die Sommerferienschule – eine Art Auffrischungskurs für Schüler, bei denen sich im Schuljahr Lücken ergeben haben. „Überhaupt war mein Ziel, dass wir frühzeitig gegensteuern, wenn es bei Schülern etwas hakt. Dann wird früh das Gespräch mit den Eltern gesucht und außerdem Wert darauf gelegt, die Stärken der Schüler herauszuarbeiten“, so Loos. Genauso wichtig war ihm eine ausführliche Schulchronik. Loos sieht die Wertigkeit von außerschulischen Aktivitäten gleichberechtigt mit dem Unterricht. Latein hat Loos wieder hoffähig gemacht am altsprachlichen KRG. Waren es vorher lediglich eine Handvoll Schüler, die sich in einem Leistungskurs der alten Sprache widmeten, motivierte Loos einen Jahrgang mit 21 Teilnehmern. „Wir nahmen in der Mittelstufe an Wettbewerben teil. Das war für die Schüler ein Anreiz, auch weiter zu machen“, sagt er. Dass er seinen Schülern zum Ende ihrer Schulzeit das „Du“ anbot, zeugt wieder von seinem Selbstverständnis, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. „Ich werde vor allem das Atrium vermissen. Von außen ist das KRG vielleicht nicht so schön, aber innen sehr praktisch“, betont der scheidende Chef. Loos’ Nachfolgerin und somit zuständig für rund 1000 Schüler und 76 Pädagogen wird Lenelotte Möller, die noch am Gymnasium in Schifferstadt als Studiendirektorin für schulfachliche Aufgaben zuständig ist. (kle)

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