Neustadt Was die Kirchen zu Ostern planen

Keine Osternacht, kein Ostergottesdienst: Doch ist die Osterbotschaft gerade in der Krise wichtig.
Keine Osternacht, kein Ostergottesdienst: Doch ist die Osterbotschaft gerade in der Krise wichtig.

Für die christlichen Kirchen ist Ostern der klare Höhepunkt. Erst Leiden und Sterben, dann Auferstehung, die Kernbotschaft des Glaubens. In diesem Jahr aber kann nicht mit den Gemeinden gefeiert werden. Doch es gibt Alternativen.

Pfarrei Heilige Theresia von Avila

Die Osterbotschaft lebt zwar von der Gemeinschaft, doch muss dazu nicht unbedingt in der Kirche Gottesdienst gefeiert werden. „Auch ohne gemeinsame Andachten verbinden wir mit dem Osterfest die Auferstehung Jesu Christi“, sagt Michael Janson, Dekan des katholischen Kirchenbezirks Neustadt und Pfarrer in der Pfarrei Heilige Theresia von Avila. Mit seinem Team arbeitet er daran, über einen Youtube-Kanal einen persönlichen Gruß an seine Gemeinde zu senden: „Es wird keine Andacht undauch kein Livestream sein, sondern eine Anregung mit Gedanken zu den jeweiligen Festtagen.“ Über die Homepage der Pfarrei gibt es weitere Informationen mit Texten. Außerdem hat die Diözese Speyer Vorlagen für Hausgottesdienste bis Ostern erstellt. Einige Exemplare liegen auch in den Kirchen aus. Info: www.pfarrei-nw-hl-theresia-von-avila.de

Pauluskirche

Ludger Mandelbaum, Pfarrer der protestantischen Paulus-Kirchengemeinde in Hambach, erreicht rund 200 Gemeindemitglieder mit einem digitalen Newsletter: „Wir sind überrascht von den guten Rückmeldungen.“ Alle drei Tage gibt es einen Impuls, der auch auf Familien und Kinder ausgerichtet ist. So kommen Gebete, Meditationen, Anregungen für Andachten via Internet zu den Haushalten. Die Geburtstagsgrüße werden allerdings kontaktlos in den Briefkasten gesteckt. Und auch Mandelbaum bietet zu den Gottesdienstzeiten Youtube-Videos an, die über die Homepage abgerufen werden können.

Info: newsletter@pauluskirche-hambach.de

Stiftskirche

Pfarrer Oliver Beckmann hat mit der protestantischen Stiftskirchengemeinde die Aktion „Eine Kerze anzünden für…“ ins Leben gerufen. Die Gläubigen können sich per Mail oder Whatsapp an ihn wenden. Die online bestellten Kerzen werden in der Stiftskirche entzündet, dazu gibt es ein Foto oder einen kurzen Videoclip – so wird das Kerzenlicht in die Haushalte kontaktlos via Internet „getragen“. Weil die Auferstehungsfeier am frühen Ostersonntag entfällt, wird Beckmann ein Video aus der dunklen Kirche senden.

Auf der Facebookseite „Stiftskirche Neustadt“ veröffentlichen Dekan Armin Jung und Beckmann außerdem „Lichtblicke“ – kurze Videos aus der Stiftskirche als ganz besonderes Homeoffice. Diese kann man auch über die Homepage der Gemeinde abrufen. Weil Beckmann momentan auf alle persönlichen Kontakte verzichten muss, hat er „das Telefon wieder als Kommunikationskanal entdeckt“. Vorher sei mehr über Mail und Whatsapp gelaufen, doch jetzt seien es vor allem ältere Menschen, für die der Telefonkontakt wichtig sei, weil sie kein Internet nutzten. Dazu gibt es jetzt in der Stiftskirchengemeinde das Projekt „Paten auf Zeit“.

Info: Aktion „Kerze anzünden für ...“: oliver.beckmann@evkirchepfalz.de oder Whatsapp: 0176/72177217; www.stiftskirche-neustadt.de

Pfarrei Heilig Geist

Pfarrer Michael Paul von der katholischen Pfarrei Heilig Geist verteilt spezielle „Hausgottesdienste“ in Heftform mit Texten und Gebeten in die Briefkästen der Gemeindemitglieder, deren Anschriften bereits durch die Krankenkommunion erfasst sind. Als Ostergeschenk gibt es für sie eine „Prayer Box“ mit Andachten, einem Rosenkranz und Weihwasser. Das Glockengeläut zu den üblichen Gottesdienstzeiten soll zu einem Hausgottesdienst ermuntern. Das Seelsorgeteam feiert diese Gottesdienste stellvertretend für die Gemeinde ohne Öffentlichkeit, die Zeiten sind auf der Homepage veröffentlicht.

Die kirchliche Arbeit gehe momentan einen umgekehrten Weg und suche neue digitale Wege. Daraus wolle man auch etwas für die Zukunft lernen. So habe er einen Internetzugang für die Kirche in Geinsheim bestellt, der allerdings erst im Juli installiert werden könne. Gerade rechtzeitig abgeschlossen ist die Neugestaltung der Homepage durch Diakon Johannes Hellenbrand und Norbert Göb. Paul wird indes keinen eigenen Gottesdienst ins Internet stellen: „Wer möchte mir schon zwei Stunden lang zuschauen. Da senden wir lieber kurze Impulse.“ Auch in der Krise verliert der Seelsorger nicht den Humor. „Vielleicht machen wir einen kleinen Film mit Osterwitzen. Wir haben extra ein neues Mikrofon bestellt.“

Info: www.pfarrei-nw-heilig-geist.de; Facebook: Pfarrei Heilig Geist, Youtube: https://bit.ly/2UQdoKL

Kloster Neustadt

Beim Herz-Jesu-Kloster sind der Klostergarten und die beiden Kirchen für Gläubige geöffnet. Pater Gerd Hemken: „Das Ordnungsamt und die Feuerwehr schauen regelmäßig, ob es auf dem Gelände den Vorschriften entsprechend zugeht.“ Für ihn und seine Brüder ist die Situation im Kloster „irgendwie eigenartig“. Dort, wo regelmäßig Gäste wohnen, Veranstaltungen abgehalten werden und öffentliche Gottesdienste stattfinden, ist jetzt große Ruhe eingekehrt. Die zehn Herz-Jesu-Brüder feiern täglich ihre Andachten, allerdings unter sich. Pater Hemken erinnert diese Situation an seine Kindertage: „Damals im katholischen Emsland wurde die Fastenzeit ähnlich gelebt. Gerade jetzt vor Ostern ist es also eine spürbar „große“ Fastenzeit.“

Am Ostersonntag allerdings möchte er Hoffnung schenken. Die Klosterkirche ist von 8.30 bis 10.15 Uhr geöffnet. Er wird selbst darauf achten, dass die Besucher den Mindestabstand einhalten. Er erwartet, dass Einzelpersonen und Familien vorbei kommen, um ihre kleinen Osterkerzen, die dort im Kirchenraum bereit stehen, an der großen Osterkerze zu entzünden – „und so das Osterlicht mit nach Hause nehmen.“

Auch das in der Osternacht geweihte Osterwasser steht zum Mitnehmen bereit. Das Osterevangelium mit einer Kurzpredigt liegt aus. „Das sollte man aber mit nach Hause nehmen und nicht in der Kirche lesen“, rät Pater Hemken. Über die Facebook-Seite der Herz-Jesu-Brüder wird der zentrale Gottesdienst der deutschen Provinz aus Berlin um 10 Uhr übertragen. Info: www.scj.de

Martin-Luther-Kirche

Frank Schuster, Pfarrer der protestantischen Martin-Luther-Kirchengemeinde in Winzingen, sendet am Ostersonntag im Offenen Kanal um 11 Uhr bei einem Gottesdienst aus der Stiftskirche seine Gedanken zur Osterbotschaft. Aufgezeichnet wurde bereits vor zweieinhalb Wochen: „Anwesend waren nur das Filmteam, der Organist Koos van de Linde und ich.“ Für Schuster eine skurrile Situation – eine „One-Man-Show“ mit kompletter Liturgie, aber ohne Abendmahl – dieses könne nur in Gemeinschaft gefeiert werden und nicht virtuell.

Bei seiner Predigt zum Ostersonntag verzichtet Schuster auf das Wort Corona. Doch „zwischen den Zeilen“ werde sicher deutlich, wie sich die Osterbotschaft mit der Auferstehung auf den aktuellen Alltag auswirke. Schuster: „Der Tod wird überwunden, neue Hoffnung geweckt.“

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