Neustadt Technik für den Weltraum

69 Tagebuchseiten hat der 16-jährige Tom Bartholomä mit den Erlebnissen von insgesamt sechs Tagen Sotschi gefüllt. Im Buch ist nicht nur verzeichnet, wann er aufgestanden ist und was es zu essen gegeben hat. Darin sind auch die Adressen von Tüftlern aus aller Welt gesammelt, von Ägypten bis Südkorea. 367 Teams aus 48 Ländern, darunter acht aus Deutschland, traten von 21. bis 23. November im olympischen Dorf von Sotschi zur „World Robot Olympiad“ (WRO) an. Im Deutschlandfinale in Dortmund hatten sich Tom Bartholomä und Philipp Habermehl mit einem zweiten Platz in der Altersstufe Senior der „Regular Category“ den Platz in Sotschi erkämpft (wir berichteten). Entgegen ihrer ursprünglichen Planung traten die beiden 16-Jährigen dann doch mit ihrem „Dortmund-Modell“ vom Bundeswettbewerb in Sotschi, dem Austragungsort der olympischen Winterspiele 2014, an. Da die Elftklässler vor der WRO etliche Kursarbeiten zu schreiben hatten, habe die Zeit für die Konstruktion eines zuverlässigen neuen Roboters nicht gereicht, sagen sie. Und das hat sich gerächt: Am Ende landeten sie nicht unter den ersten 16. Die Konkurrenz sei mit 62 Teams in ihrer Kategorie groß gewesen, erklärt Tom, der für die Konstruktion zuständig ist, während Philipp für die Programmierung verantwortlich zeichnet. Und das Siegerteam aus Thailand habe ein „sehr ausgefeiltes“ Modell an den Start gebracht, sagt Tom. „Es war schneller und präziser“, ergänzt Philipp. In der Altersklasse Senior für 16- bis 19-Jährige galt es einen Roboter zu bauen, der Astronauten einer Weltraumstation bei der Wartung von Solarzellen behilflich ist. Der Roboter musste inaktive Solarzellen erkennen und aktivieren sowie beschädigte Solarzellen durch funktionsfähige aus dem Lager austauschen. Da nur drei Motoren erlaubt waren, von denen zwei für den Antrieb des Roboters gebraucht wurden, stand für den Mechanismus zum Austausch der Solarzellen nur noch ein Motor zur Verfügung. Eine besonders knifflige Aufgabe für die Jungkonstrukteure. Die Sieger aus Thailand hätten dafür eine ausgeklügelte Konstruktion mit Quetsch- und Klickmechanismus entwickelt und dafür sicher viel Zeit investiert, erzählen die Jungs. Thailand belegte übrigens auch den zweiten Platz in der fraglichen Kategorie, gefolgt von Taiwan. Die Konkurrenz aus Asien, wo Robotik teilweise Schulfach ist, sei eben groß, erklären Walter Becker und Karl-Heinz Scholz. Die beiden Betreuer der Robotik AG waren wie auch die Eltern der Schüler mit vor Ort in Sotschi. Um etliche Selfies mit Tüftlern aus aller Herren Länder und getauschte WRO-Sweatshirts anderer Nationen reicher, sind Tom und Philipp jedoch alles andere als demotiviert aus Russland zurückgekehrt. Sie wollen mit ihren neugewonnenen Erkenntnissen, worauf es beim Weltfinale ankommt, beim nächsten Durchgang wieder dabei sein. „Die neuen Aufgaben kommen im Januar“, weiß Tom. Der Regionalentscheid stehe dann im Mai oder Juni an. Klar, dass Tom und Philipp sich gerne auch für das Weltfinale 2015 qualifizieren würden. Dieses findet im Wüstenstaat Katar auf der arabischen Halbinsel statt. Fest steht für die Jungtüftler jetzt schon, dass sie dafür einen ganz neuen Roboter konstruieren müssen. „Ich bin sehr sicher, dass es ein ganz anderes Aufgabenfeld ist“, sagt Philipp.

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