Neustadt Stifter mit Herz für Kirchen

„Wir haben viel Glück gehabt und viel Gutes erlebt, nun wollen wir das in irgendeiner Form zurückgeben“, erklärt Dr. Martin Weisbrod. Um „danke zu sagen“, hat der Haßlocher Mediziner zusammen mit seiner Ehefrau Christine Russ im Jahr 2007 die Dr. Weisbrod-Russ-Stiftung in der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) gegründet. Diese hat den Zweck, Vorhaben zur Erhaltung von Kirchen in Deutschland durch finanzielle Zuschüsse zu fördern, insbesondere Maßnahmen, die Kirchenfenstern, Innenausstattung und Innensanierung dienen. Alles fing mit einem Artikel in der Stiftungszeitschrift „KiBa aktuell“ im Jahr 2006 an. 20 Kirchen wurden darin präsentiert, für die gespendet werden konnte. Die Stiftung versprach, den Spendenbetrag um ein Drittel aufzustocken. Eine Idee, die das Paar sofort begeisterte. Als „ihre“ Kirche suchten sich die beiden St. Nikolai zu Bauer in Wehrland aus, eine kleine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert „mit einer sehr schönen gemalten Holzdecke“ in Mecklenburg-Vorpommern, erinnert sich Christine Russ. Die dortige Kirchengemeinde war zu klein, um die fällige Renovierung alleine zu stemmen. Das Projekt war die Initialzündung für die Gründung der „Dr.-Weisbrod-Russ-Stiftung in der Stiftung KiBa“, die in ebenjenem kleinen Kirchlein am Peenestrom mit einer gottesdienstlichen Feier am 31. März 2007 ins Leben gerufen wurde. Mit 3000 Euro förderte die Stiftung die Restaurierung der wertvollen Deckenmalerei und mit 6000 Euro die Erneuerung des Glockenstuhls von St. Nikolai. Ein weiteres Förderprojekt war die Restaurierung des Taufbeckens in der Dorfkirche zu Pinnow vor Usedom mit 6100 Euro. Der Schwerpunkt der Förderung lag bisher auf Projekten im Osten, berichten die beiden Stifter. Die finanzielle Unterstützung solle immer vor allem auch Hilfe zur Selbsthilfe sein. „Die Gemeinde soll selbst etwas unternehmen“, unterstreicht Christine Russ, die vor der Rente als Pflegedienstleiterin unter anderem in einem Haßlocher Altenheim gearbeitet hat. Wichtig ist dem Ehepaar, dass die renovierten Kirchen außerhalb der Gottesdienste nicht leer stehen, sondern zum Beispiel auch für Ausstellungen und Konzerte genutzt werden. Nicht selten erfülle die Instandsetzung der Gotteshäuser ganze Dorfgemeinschaften mit neuem Leben. Wie im Stiftungszweck verankert, setzt sich die Dr.-Weisbrod-Russ-Stiftung vor allem auch für Kirchenfenster ein. So hat der renommierte Glaskünstler Thomas Kuzio aus Sommersdorf in Sachsen-Anhalt ein Fenster der Kirche zu Radegast, einem Ortsteil der Stadt Südliches Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) gestaltet. Die Stiftung förderte das Vorhaben der Gemeinde, alle Fenster des Gotteshauses von dem Künstler neu gestalten zu lassen, mit 10.000 Euro. Auch die Fenster in der Krypta des Naumburger Domes, die ebenfalls von Thomas Kuzio entworfen wurden, ließ sich die Stiftung 10.000 Euro kosten. Wer die Fenster gestaltet und wie diese aussehen, dabei wolle die Stiftung ein wichtiges Wörtchen mitreden, erzählt Weisbrod. Die Kirchengemeinde hatte sich für St. Nikolai ursprünglich für einen Glasmaler entschieden, dessen Entwurf ihnen nicht gefallen habe und den sie auch nicht gefördert hätten, so der Stifter, der eine moderne, klare Handschrift bei den Kirchenfenstern bevorzugt. Rund 2800 Mitglieder habe die KiBa in Deutschland, so Weisbrod – davon seien lediglich etwas über 40 aus Rheinland-Pfalz. „Wir möchten gerne, dass das wesentlich zunimmt“, unterstreicht er und hofft, dass die KiBa auch in unserer Region bekannter wird. Auch deshalb haben sich der 80-jährige und seine 74-jährige Ehefrau zuletzt für die Kirche im südpfälzischen Essingen engagiert, wo die gesamte Kirchendecke mit rund 279 Quadratmetern erneuert werden musste. Aus dem Evangelischen Kirchenboten hatten die aus Ostpreußen stammende Katholikin und der Protestant im vergangenen Jahr von dem dringenden Renovierungsbedarf erfahren. Nun sei die Renovierung abgeschlossen, das Fördergeld bereits überwiesen, und am Ersten Advent hätten die Gläubigen wieder Gottesdienst in der Kirche feiern können. Nach viel gemeinschaftlichem Engagement für das Gotteshaus aus der Kirchengemeinde heraus – und das ist genau so, wie sich die Stifter Christine Russ und Martin Weisbrod das vorstellen.

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