Neustadt Soul im Blut

Neustadt. Am Freitag und Samstag feierten im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses die Söhne Mannheims ihr 20-jähriges Bestehen. Nicht dabei war einer, dem die Gruppe vieles zu verdanken hat und ohne dessen Einfluss ihre Musik praktisch gar nicht denkbar wäre: Edo Zanki. Er trat lieber bei „Kultur am Bach“ in Neustadt auf.

„Naja, ich bin eigentlich nur ein Onkel der ,Söhne’ und habe nicht mehr so viel direkt mit ihnen zu tun“, erzählt Zanki. „Deshalb habe ich es zusammen mit meiner Band vorgezogen, die zwei Tage lieber in eigener Sache auf der Bühne zu stehen.“ Der gebürtige Kroate Zanki gilt als „Pate des deutschen Soul“ und hat mit dem von ihm kreierten Sound zahlreiche Künstler dazu inspiriert, sich ebenfalls diesem Stil zuzuwenden. Erfolgreiche Karrieren wie die von Sabrina Setlur, Laith Al-Deen, Stefan Gwildis oder eben die der „Söhne Mannheims“ wären ohne seine Pionierarbeit sicher nicht möglich gewesen. Wenigstens ebenso erfolgreich wie als Sänger ist Zanki aber auch als Produzent. Im „Kangaroo Digital Studio“, das er zusammen mit seinem Bruder Vilko in seinem Wohnort Karlsdorf-Neuthard betreibt, geben sich Künstler wie Sasha, Herber Grönemeyer, Xavier Naidoo oder Ulla Meinecke die Klinke in die Hand. Die Stadt Neustadt und der Neustadter Kulturverein haben ein gutes Händchen bewiesen, als sie Zanki für die Premiere des Aktionstages „Kultur am Bach“ am neu gestalteten Bereich entlang der Wallgasse gebucht haben. Und Zanki wusste die Einladung zu schätzen. Trotz quälender Kreuzschmerzen, die ihn öfter dazu zwangen, Teile seiner Show im Sitzen zu absolvieren, gab er sein Bestes und schaffte es seine Fans trotz des auch am frühen Abend noch sehr heißen Wetters zum Tanzen zu animieren. Auch bei der Auswahl seiner Mitmusiker hatte sich der fast 63-jährige sehr viel Mühe gegeben und neben alten Weggefährten wie Jörg Dudys an der Gitarre (Julia Neigel, Nena, Rolf Stahlhofen) und Keyboarder Mathias „Maze“ Leber (Six Was Nine, Rebekka Bakken, Max Mutzke und andere), auch den Bassisten Alex Merzkirch (Stephanie Neigel Band), Schlagzeuger Tommy Baldu (Andre Heller, Georg Ringswandl, Xavier Naidoo) sowie eine Bläsersektion, bestehend aus dem Trompeter Igor Rusinzky und dem Saxophonisten Joe Reinhuber, mit an den Speyerbach gebracht. Das Repertoire für seinen auf anderthalb Stunden begrenzten Gig stellte Edo Zanki aus seinem Programm „Body & Soul“ zusammen, das in fast unveränderter Form auch auf seiner aktuellen Live-CD erhältlich ist. Fast alle Zanki-Werke, wie „Sag kein Wort“ oder „Dass du mir gehörst“ sind sehr funky gehalten und zielen direkt auf die Tanzbeine der Zuhörer. Textlich beschäftigt sich der Mann, der am „Tag der Deutschen Einheit“ 2010 bei einem Konzert am Brandenburger Tor in Berlin vor über 100.000 Menschen aufgetreten ist, vorwiegend mit den zwei Themen, die ihn am meisten beschäftigen: Liebe und Musik. „Lieber auf und ab, lieber Ebbe und Flut, als alleine sein“ singt er, und das Lied „Kein Tag tut mir leid“ ist als Credo für seinen Beruf aufzufassen. Die rund fünfzehn Stücke, die er in Neustadt zu Gehör brachte, würzte er ungefähr zu einem Drittel mit Fremdkompositionen, darunter Stevie Wonders „Higher Ground“ und „Moondance“ – im Original von Van Morrisson. Erstaunlich war, wie Zanki und seine hochkarätigen Mitstreiter es sogar schafften, den Leonard Cohen-Klassiker „In My Secret Life“ so zu arrangieren, dass daraus eine mitreißende Soulnummer wurde, bei der sich besonders die Bläser hervortaten. Zu Höhepunkten des Konzertes wurden aber das für Zanki-Verhältnisse erstaunlich rockige „Mann in den besten Jahren“ und natürlich seine populärsten Songs „Dein roter Mund“ und „Gib mir Musik“. Nicht nur hier wurde im Publikum kräftig mitgeklatscht, worüber sich der Baden-Württemberger aus zweierlei Gründen freute: Zum einen, weil er den Beifall als untrügliches Zeichen der Anerkennung registrierte, und zum anderen weil es, wie er scherzhaft bemerkte, bei diesem Wetter „zur besseren Belüftung“ auf der Bühne beitrug. Seine Zuhörer kannten jedoch kein Mitleid mit dem Hitze geplagten Sänger und ließen ihn erst nach einer längeren Zugabe, die aus einer Kombination aus seinem Hit „Ich frage mich“ und eingestreuten Fragmenten von „Proud Mary“ und „Papa was a Rolling Stone“ bestand, von der Bühne gehen.

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