Neustadt „Sie war ein Volltreffer für Niederkirchen“

Niederkirchen. „Sie war eine wahnsinnig gute Fußballerin. Wenn sie den Ball hatte, ist keiner mehr drangekommen.“ Franz Schalk, früher Vorsitzender und heutiger Ehrenvorsitzender des TuS Niederkirchen, erinnert sich gerne an Stephanie „Steffi“ Jones. Die gebürtige Frankfurterin, derzeit Direktorin für Frauen- und Mädchen-Fußball beim Deutschen Fußball-Bund, wird 2016 Nachfolgerin von Frauen-Fußball-Bundestrainerin Silvia Neid. In der Saison 1994/1995 war Jones für den Frauen-Bundesligisten TuS Niederkirchen am Ball.

Schalk weiß noch, dass Jones seinerzeit eigentlich gerade in der Nationalmannschaft aufgehört hatte. „Ich hatte ihr gesagt, dass sie noch sehr viel Potenzial habe“, erzählt der Ehrenvorsitzende. So sei „Schoko“ (Schalk: „Den Spitznamen hat sie auch in der Nationalmannschaft gehabt.“) nach einer Saison in der Pfalz zur SG Praunheim zurückgekehrt – aus der SG ist später der 1. FFC Frankfurt entstanden. „Steffi Jones hat sich bei uns sehr wohl gefühlt“, erzählt Franz Schalk. „Sie wollte es dann noch einmal wissen.“ Und in Frankfurt habe sie mehr Chancen gehabt, im Rampenlicht zu stehen als in der Pfalz. Was folgte, war eine beispiellose Karriere: Stephanie Jones wurde 2003 Weltmeisterin und insgesamt dreimal Europameisterin. Auch nach ihrer internationalen Karriere, die 2007 endete, blieb sie dem Fußball treu, war 2011 bei der Frauen-Fußball-WM in Deutschland Präsidentin des Organisationskomitees. In dieser Funktion hat sie Franz Schalk am 16. Juli 2011 bisher zum letzten Mal gesehen. „Das war in Sinsheim beim WM-Spiel um den dritten Platz zwischen Frankreich und Schweden“, erinnert sich der Niederkirchener. Er habe sie gefragt, ob sie ihn überhaupt noch kenne. „Und sie hat sofort ,doch, doch, doch’ geantwortet.“ Edgar Hoffmann hingegen, unter anderem 1994/1995 Trainer in Niederkirchen, hat zu Jones nie wieder persönlichen Kontakt gehabt. „Ich würde sie gerne mal treffen. Es wäre schön, mal von ihr zu hören“, sagt der heutige Vorsitzende des VfB Iggelheim. Sowohl Schalk als auch Hoffmann mögen den Menschen Steffi Jones. Als „ein ganz liebes nettes Wesen“, bezeichnet Hoffmann sie und weiß noch, dass Jones seinerzeit Fußball gespielt hat, um ihren kranken Bruder finanziell zu unterstützen. „Ich hatte ein hervorragendes Verhältnis zu ihr“, betont er. „Sie war ein Volltreffer für Niederkirchen.“ Franz Schalk hat sie als „sehr zuverlässig“ in Erinnerung. Auf dem Fußball-Platz in Niederkirchen allerdings, schränkt Hoffmann ein, habe sie nicht die Leistung gebracht, „die man von ihr erwartet hat“. Doch sei sie ein Riesenfußballtalent gewesen, sehr schussstark zudem. Nachdem 1994 die 104-malige Nationalspielerin Heidi Mohr den TuS Niederkirchen verlassen habe, erinnert sich Franz Schalk, „wollten wir jemanden, der für sie einspringt“. Schalk: „Steffi hat damals schon einen Namen gehabt, auch wenn sie in der Nationalmannschaft eigentlich schon aufgehört hatte.“ In Niederkirchen habe sie als sehr offensiver Libero agiert. „Sie war damals schon auf dem absteigenden Ast“, erzählt der Ehrenvorsitzende. „Anscheinend haben wir sie wieder aufgebaut“, fügt er im Hinblick auf ihre darauffolgenden Fußballerfolge schmunzelnd hinzu. Hoffmann weiß noch, dass sein inzwischen verstorbener Schwiegervater guten Kontakt zu Steffi Jones gehabt habe. „Der war nämlich bei jedem Spiel dabei.“ Der Schwiegervater habe ihm erzählt, dass Jones gesagt habe, auch wegen des Trainers zum TuS gekommen zu sein. (sab/Archivfotos: Lenz, Kunz)

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