Neustadt Romantik und Natur auf dem Klavier

Neustadt. Großen Zuspruch und viel Beifall fand am späten Sonntagnachmittag das zweite Jahreskonzert der Reihe „Musik im Herrenhof“ in der Parkvilla, organisiert von der Neustadter Stiftskantorei. Unter dem Titel „Waldszenen und Wanderer-Fantasie“ hatte der Speyerer Pianist Stephan Rahn zwei Werke aus der Romantik von Robert Schumann und Franz Schubert in den Mittelpunkt gerückt.

In einer kurzen Moderation zur Erläuterung der Werke wies Stephan Rahn auf die wichtige Rolle hin, die Natur und Emotionen in der deutschen Romantik spielten. In der Musik zeigt sich das beispielsweise an den Titeln der neun „Waldszenen op. 82“, die Robert Schumann in den Jahren 1848/ 1849 komponiert hat. Im Mittelpunkt steht hier, genau an fünfter Stelle, die „Freundliche Landschaft“, der als „locus amoenus“ idealisierte schöne Ort mit Bäumen, einem Bächlein oder einer Quelle. Und auch in Schumanns Komposition ist das Plätschern des Wassers im Sonnenlicht deutlich nachzuvollziehen. Wie auch in den anderen acht Stücken des Werks sollen dabei „einzelne Töne … Empfindungen wiedergeben“, denn es war nicht als „Programmmusik“ gedacht. Stephan Rahn fiel es mit seiner einfühlsamen Interpretation leicht, in den Zuhörern die entsprechenden Gefühle zu wecken – und darüber hinaus, die einzelnen Teile zwar knapp, aber dennoch so deutlich voneinander abzusetzen, dass dem Publikum das Rätselraten erspart blieb, welche der neun Sequenzen er denn gerade spielte. Der „Eintritt“ der Waldszenen gleicht einer kleinen musikalischen Vorschau, die letzte, der „Abschied“ fasst noch einmal zusammen, ist gefühlsbetont, doch nicht von Trauer getragen. Stattdessen lassen helle Akkorde in der volksliedhaften Szene die Hoffnung auf ein Wiedersehen durchscheinen. Dazwischen schildert Schumann den „Jäger auf der Lauer“, lässt dunkle Töne Ungemach verkünden, die forsche Rhythmik des dem entsprechenden „Jagdlieds“ an vorletzter Stelle wiederum unterlegt Rahn mit triumphierenden Klängen. Und er beschreibt anschaulich weitere Stationen: Am Wegesrand begegnen dem Wanderer „Einsame Blumen“ und die „Verrufene Stelle“, auch die „Herberge“, die er mit fest aufs Ziel gerichteten Schritten erreicht. Eine kompositorische und spielerische Meisterleistung ist das siebte Bild, der „Vogel als Prophet“, in dem sich Vogelzwitschern und sakral wirkende Elemente mischen. Franz Schuberts „Wanderer-Fantasie“ von 1822 beginnt Rahn mit kräftigen Akkorden, bevor die verschiedenen Sätze die Zuhörer mit auf eine Wanderschaft durch Natur und Gefühle nehmen. Rahn lässt am Klavier feste zielgerichtete Schritte voller Schwung und Freude erklingen, löst die Festigkeit mit Klängen von großer Sanftheit auf, gerade so, als wache der Wanderer aus Träumereien auf. Stellenweise gewinnt die Natur etwas Heiliges, aufgrund ihrer Ruhe auch Heilendes. Sonnenstrahlen scheinen in den Tönen zu schimmern und ein großes Staunen über die Natur. Drei weitere Werke zum Thema Natur hatte Rahn für dieses Konzert ausgesucht: Wolfgang Amadeus Mozarts Sonate in D-Dur, KV 576. Sie ist auch als die „Jagdsonate“ bekannt, denn sie beginnt mit einem Jagdsignal, einer im Grunde einfachen Tonfolge, mit der sich, wie der Pianist zeigt, wunderbar spielen lässt. Eine technische Herausforderung am Klavier ist auch Franz Liszts Bearbeitung des Schubert’schen Lieds „Der Wanderer“. Da schildert die linke Hand in tiefen Akkorden eine düstere, ja unheilschwangere Atmosphäre, welche die rechte Hand mit hellen Klängen wieder auflöst. Faszinierend zu beobachten ist dabei noch einmal das schnelle Spiel, bei dem die Hände sich immer wieder überkreuzen. Von Liszt stammte auch die Zugabe: die Vertonung einer Ballade von Petrarca aus Liszts „Années de pèlerinage“, bei der Rahn noch einmal seine technische Finesse zeigen konnte. |hjm

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