Neustadt Proben für den Ernstfall: Kindergarten zu Besuch bei der Feuerwehr

Beim Rundgang dürfen die Kinder Michael Mathäß und Julia Boeckmann mit ihren Fragen löchern.
Beim Rundgang dürfen die Kinder Michael Mathäß und Julia Boeckmann mit ihren Fragen löchern.

Jeder dritte Fall von fahrlässiger Brandstiftung wird von Kindern und Jugendlichen verursacht. Damit es gar nicht erst so weit kommt, setzt die Feuerwehr schon früh mit der Aufklärung an. Was eine Gruppe Kindergartenkinder bei einer Brandschutzschulung in Neustadt erlebt hat.

Mit Feuer spielt man nicht! Ein Satz, den vermutlich jedes Kind schon mindestens einmal gehört und gleich wieder vergessen hat. Warum das Spiel mit dem Feuer so gefährlich ist und was zu tun ist, wenn es doch mal brennt, bekamen 13 Kinder der Tagesstätte Pulverturmstraße am Mittwoch in der Hauptfeuerwache in Neustadt praxisnah vermittelt.

Seit vielen Jahren bietet die Feuerwehr als Teil ihrer Präventionsarbeit speziell auf Kinder zugeschnittene Programme zur Brandschutzerziehung an. „Das ist für die Kleinen und auch für mich immer ein ganz besonderer Tag. Die sind begeistert von dem, was sie hier erleben“, sagt Michael Mathäß mit einem Strahlen, das dem der Kinder in nichts nachsteht. Seit 28 Jahren ist er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Neustadt. Dort leitet und organisiert er als ausgebildeter Brandschutzerzieher die Präventionsarbeit, zu der jede Feuerwehr – egal ob ehren- oder hauptamtlich – verpflichtet ist.

Kinder zum Mitmachen aufgefordert

Während der Feuerwehrmann noch die letzten Utensilien der Ausrüstung drapiert, betreten die Kinder schon in Zweiergrüppchen mit großen Augen den Raum. Dann geht es direkt los. „Was macht eigentlich die Feuerwehr?“, fragt Mathäß in die Runde der jungen Gäste, die ihm und seiner Kollegin Julia Boeckmann schon jetzt an den Lippen hängen. Es wird nicht die letzte Frage sein, mit der er sie dazu animiert, die Veranstaltung aktiv mitzugestalten. Spielerisch vermittelt der Neustadter den Kindern, wie man einen Notruf absetzt und weshalb Feuer zwar immer gefährlich, aber nicht immer schlecht ist.

Um ein Gefühl für die Ausrüstung zu bekommen, durften die Kinder sogar in die Rolle der Feuerwehrleute schlüpfen.
Um ein Gefühl für die Ausrüstung zu bekommen, durften die Kinder sogar in die Rolle der Feuerwehrleute schlüpfen.

In welchem Umfang und mit welchen Inhalten er den Vormittag füllt, hänge auch vom Alter der Teilnehmenden ab. Meistens seien es die Abgänger der Kindergärten, denen bald der Wechsel an die Schule bevorsteht, oder Grundschulkinder aus Neustadt, die einmal pro Jahr die Feuerwache besuchen. Um die 30 Veranstaltungen kämen so über das Jahr verteilt zusammen, schätzt Mathäß.

Kindergerechtes Programm auf Augenhöhe

„Bei den Älteren experimentieren wir dann auch mit richtigem Feuer, und ich zeige, wie zum Beispiel eine alte Batterie oder ein Akku zur Brandursache werden kann.“ Bei den Jüngeren setzt er auf musikalische Einlagen, interaktive Elemente und ganz besonders auf Augenhöhe. Wenn Mathäß mit einem Kind spricht, dann nie von oben herab. Stattdessen kniet er nieder und schaut sein Gegenüber direkt an. Das scheint anzukommen. „Das ist cool“, kommentieren die Kinder das Programm und folgen eifrig der Choreographie, die der Feuerwehrmann ihnen als Gedankenstütze für die Notrufnummer 112 mit auf den Weg gibt.

Während des Trainings wurde auch das Absetzen eines Notrufs geübt.
Während des Trainings wurde auch das Absetzen eines Notrufs geübt.

„Uns ist es sehr wichtig, die Kinder für mögliche Gefahren zu sensibilisieren und sie im Umgang damit zu schulen“, sagt Sandra Wüst, die die Gruppe als Erzieherin begleitet. Der Besuch ist Teil eines Vorschulprogramms, mit dem die Ältesten im Kindergarten in verschiedenen Bereichen geschult und so auf den Übergang in die Grundschule vorbereitet werden sollen.

Feuerwehr zum Anfassen

Besonders praxisnah geht es im zweiten Teil des Vormittags zu: Im Hof der Feuerwache dürfen die Kleinen den Fuhrpark der freiwilligen Wehr inspizieren, anfassen und die Lehramtsstudentin Julia Boeckmann dabei mit Fragen löchern. Dabei sei es auch schon vorgekommen, dass während des Rundgangs ein Alarm losging und die Kinder hautnah miterlebt haben, wie schnell die Feuerwehr im Notfall einsatzbereit ist.

Für die Kinder ist der Ausflug immer ein absoluter Höhepunkt, weiß Erzieherin Wüst aus Erfahrung mit vielen Gruppen, die sie über die Jahre begleitet hat. Dabei ende die Begeisterung für die Feuerwehr nicht am Hoftor. Auch Tage später sei das Erlebte noch Thema und die Bereitschaft der Kinder groß, die Inhalte mit den Erziehern im Nachgang noch durch Rollenspiele und fiktive Notrufe zu vertiefen. Unterstützt werden sie dabei durch kindergerechte Schulungsmaterialien, die die Feuerwehr für Lehrkräfte, Erzieher und Eltern zur Verfügung stellt.

Notruf kann Leben retten

Obwohl der Tag mit viel Spaß verbunden ist, hat er einen ernsten Hintergrund. Laut Feuerwehr wird jede dritte fahrlässige Brandstiftung durch Kinder und Jugendliche verursacht. Alarmierend ist auch der Blick auf die Statistik für Brandopfer: Knapp ein Viertel der jährlichen Brandtoten und -verletzten in Deutschland sind Kinder.

Dass das Training im Notfall Leben retten kann, weiß Mathäß auch aus Erfahrung: „In Duttweiler gab es mal einen Fall, bei dem eine Mutter einen medizinischen Notfall erlitt. Ihr Kind hat ihr dann das Leben gerettet, indem es den Notruf abgesetzt hat.“

x