Neustadt Nur zwei Stunden Arbeitsstopp

Die Schelte des Ortsbeirats Gimmeldingen für die Denkmalschutzbehörden hat Denkmalpfleger Stefan Ulrich gestern als unbegründet zurückgewiesen. Dafür übte er seinerseits Kritik: Die Untere Denkmalschutzbehörde sei nie in die Umgestaltung des Kirchplatzes einbezogen worden, obwohl der Ortsteil dazu verpflichtet gewesen wäre.

Wie am Donnerstag berichtet, plant der Ortsbeirat seit Jahren, den Platz neu zu gestalten. In Eigenleistung wurden Pflanzbeete geräumt, eine Firma übernahm Pflaster- und Beleuchtungsarbeiten. Baumscheiben waren vorgesehen, da später Bäume gepflanzt werden sollten. Als während der Erdarbeiten Menschenknochen gefunden wurden, weil früher an der Kirche ein Friedhof war, hatte die Denkmalpflege die Arbeiten kurzzeitig gestoppt. Ortsvorsteher Wilfried Marggraff hatte sich darüber „geschockt“ gezeigt und im Ortsbeirat informiert, dass erst auf Einschreiten des Oberbürgermeisters der Stopp aufgehoben worden sei. Laut Denkmalpflege lief indes alles ein wenig anders ab: Kurz vor den Knochenfunden sei sie zufällig auf das Projekt aufmerksam geworden, habe es aber weiterlaufen lassen und sich zunächst bei der Bauabteilung informiert, was geplant sei. Dann jedoch seien, weil für eine Baumpflanzung tief gegraben werden müsse, die Knochen gefunden und die Arbeiten deshalb von der Denkmalpflege kurz gestoppt worden. Wie vorgeschrieben, habe er die Speyerer Außenstelle der Direktion Landesarchäologie informiert, erklärt Ulrich. Keine zwei Stunden später habe diese grünes Licht dafür gegeben, dass die Arbeiten weitergehen könnten. Der Denkmalpfleger weist den Vorwurf zurück, den Gimmeldingern Steine in den Weg legen zu wollen. Für ihn spricht auch nichts gegen ein neues Gesicht für den Kirchplatz; Bäume sollten aber nicht dazu gehören, auch wenn dort bereits welche gestanden hätten. Gleich zwei Gründe sprächen dagegen: Zum einen sollten aus denkmalpflegerischer Sicht vor Kirchen keine Bäume stehen, zum anderen würde das in den historischen Befund des Bodens eingreifen. Natürlich stünden auf Friedhöfen Bäume, sagt Ulrich. Trotzdem sollten aus Pietätsgründen so tiefe Grabungen auf dem Kirchplatz vermieden werden. Dennoch ist für die Denkmalschutzbehörde das letzte Wort noch nicht gesprochen. In der kurzen Zeit seit den Knochenfunden sei es gar nicht möglich gewesen, die Pläne einzusehen, so Ulrich. Ihm sei es wichtig gewesen, dass der Platz jetzt gut aussehe. Ob Bäume gepflanzt werden oder nicht, könne später in Ruhe beraten und entschieden werden. In Schutz nimmt Ulrich die Obere Landesdenkmalschutzbehörde. Wie ebenfalls berichtet, geht es darum, dass der Putz am Rathaussockel immer wieder für teures Geld ausgebessert werden muss. Der Ortsbeirat sieht die Schuld bei der Denkmalpflege wegen der Auflagen für den klassizistischen Bau. Ulrich hält dagegen: Wären die Verantwortlichen vor Ort bei der Sanierung dem Rat gefolgt, gefärbten Putz zu verwenden, statt den Putz zu streichen, müsste nicht ständig nachgebessert werden. (ahb)

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