Neustadt Nachruf: Heiko Müller gestorben

Sandalen, keine Socken, zerzauste Haare, zerzauster Bart, eine Pfeife in der Hand oder auf der Vespa unterwegs, immer in Aktion – so werden ihn alle, die Heiko Müller kannten, in Erinnerung behalten. Im Alter von 73 Jahren ist der Landesbeauftragte für Asylfragen von Amnesty International und Berater des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen am Mittwoch gestorben. Geboren wurde Müller in Bremerhaven. Schon als Schüler interessierte er sich für Politik. Angeregt durch einen Lehrer begann er sich mit der Nazizeit zu beschäftigen. Als er seine spätere Frau kennenlernte, deren Mutter Halbjüdin war, wurde das Interesse an dieser Zeit noch intensiver. Die Verfolgung von Menschen durch die Nazis gab den Anstoß, dass sich Müller stets für Verfolgte, Flüchtlinge, Asylbewerber einsetzte. Das tat er mit der ihm eigenen Vehemenz und bemerkenswertem Elan. Wenn ein Flüchtling seine Hilfe brauchte, dann tat er alles, was möglich war. Ebenso energisch wurde er, wenn er merkte, dass ihm jemand etwas vorflunkerte, das Asylrecht nur ausnutzen wollte. Überhaupt scheute er sich nie, seine Meinung zu sagen, ganz egal, wo und bei wem er damit aneckte. Mit der SPD, deren Mitglied er seit 1961 war, haderte er öfter. Seit etwa 40 Jahren engagierte sich Müller bei Amnesty International, war lange Jahre Vorsitzender der Neustadter Gruppe, 1986 wurde er Landesbeauftragter für Asylfragen von Amnesty International, 2009 Berater des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen. Seit deren Gründung gehörte er der Härtefallkommission des Landes an. Von Beruf war Müller Lehrer. Er segelte gern, Bücher, Wandern und Schwimmen waren weitere Hobbys. Am liebsten aber verbrachte er Zeit mit seinen Enkeln, die ihn „Käpt’n Graubär“ nannten. (Archivfoto: LM)

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