Neustadt Maricks posaunt und Suse spinnt

Bereits vom Tal aus hört man Klänge von Schalmei, Dudelsack, Drehleier, Cister und Trommel. Mittelalterliche Weisen, dargeboten von der Gruppe „Sub Noctem“, umrahmen das traditionelle Fest auf der Burg Spangenberg am Donnerstag. Es wird heute und morgen fortgesetzt.

Am Fuße der Burg begrüßt Herold Maricks, der sonst auf der Kauzenburg in Bad Kreuznach seinen Dienst verrichtet, die Besucher mit seiner Posaune. Doch hat er noch weitere Aufgaben: In seinem „Bauchladen“ bietet er Vogelstimmenpfeifen, handgemachte Ohrhänger, Haarschmuck und Brautkränze feil, während seine Begleiterin Kinder schminkt, deren Gesichter nach getaner Arbeit filigrane Blumenmuster und Ornamente zieren. „Ich schminke aber Besucher jeden Alters.“ Vor zwei Jahren kam eine Vatertagsgruppe, die Herren ließen sich FCK-Symbole aufmalen“, erinnert sie sich. Kleine Leckermäuler bleiben gleich am Stand der „Böhler Templer“ hängen. Hier werden Bonbons in Förmchen mit den Geschmacksrichtungen Himbeere, Schokolade, Waldmeister und anderem mehr gegossen. Nebenan kann man Bioprodukte rund um die Körperpflege, so feine Düfte, Seifen, Naturkosmetik und Räucherwerk, erwerben. Noch im Dunstkreis der Seifenmanufaktur aus Kastellaun wendet man sich einem Stand mit selbstgemachten Marmeladen, Essig und Öl zu. Zu den „alten Hasen“, die seit Jahrzehnten an mittelalterlichen Märkten in ganz Rheinland-Pfalz mitwirken, hat sich ein junges Paar aus Elmstein dazugesellt. „Tira und Yasha“ befassen sich mit dem „keltischen Knoten“, geknüpft aus Fäden und eingeritzt in Holzwaren. „Kämpfe mit der Axt gegen mich“, ruft ein Junge mit Holzschwert einem Ritter im schweren Kettenhemd zu, doch der sträubt sich: „Nein, das ist mir zu gefährlich.“ Stattdessen zeigt er Gewandungen der Ritter, dabei selbst gemachte Kettenhauben und Ritterhemden, die gut und gerne 20 Kilo wiegen. Bei den „spanischen Reitern“, einem Bollwerk aus Holzstangen, verköstigen sich die „Böhler Templer“ in einem Zeltlager. „Maultaschen mit Speck und Zwiebeln gibt es für unsere Truppe“, erklärt eine Mitwirkende in historischer Gewandung. Es wird geschnippelt und gebrutzelt, daneben entstehen auch Handarbeiten per Spindel: „Unsere Suse spinnt gerne“, so der humorige Kommentar.Die Besucher hingegen können sich an Speisen und Getränken in der Burgschänke und im Burghof laben, vorbereitet von rund 40 Helfern des Burgvereins. Kaum ein Kind, das sich auf den Weg nach oben begibt, ist nicht mit Holzschwert, Streitaxt oder Burgfräuleinkränzchen ausgestattet, und so entspannen sich bisweilen muntere Ritterspiele zwischen den jungen Besuchern. Begehrt ist auch das Schießen mit Pfeil und Bogen auf eine große Holzscheibe. Gruppen sammeln sich vor der Burgpforte, wo ein junger Gaukler spektakuläre Kunststücke auf dem Kasten hat. Er lässt nicht nur Holzkästchen, Bälle und Dolche kreisen. „Wollt ihr Feuer sehen?“, ruft „Timolino“ aus Haßloch, was das Publikum frenetisch bejaht. Die im Gras sitzenden Kinder staunen ebenso wie die Erwachsenen, als der Junge die brennenden Fackeln – erst drei, dann vier und fünf – elegant durch die Luft schleudert und seine Darbietung gleichzeitig kommentiert. „Und jetzt habe ich ein Problem“, meint er letztlich. Eine Stimme aus dem Zuschauerkreis bringt es auf den Punkt: „Genau, wie hörst du auf?“ Gekonnt, ohne seine Pumphose oder die Schnabelschuhe in Flammen zu setzen, sammelt der Gaukler die fünf fliegenden Fackeln wieder ein. Das Publikum zollt dem Programm begeisterten Applaus und füllt den dargereichten Filzhut des erst 14-jährigen Jonglierkünstlers mit Münzen. In der Burgschänke hat die Mittelalter-Musikgruppe „Sub Noctem“ eine Pause eingelegt, um sich zu stärken. Sie ist das dritte Mal beim Burgfest dabei und spielt auch regelmäßig bei den Rittermahlen auf, die der Burgverein veranstaltet. Auf dem oberen Burghof laben sich Kleinritter und Burgfräulein, Gäste in mittelalterlicher Gewandung und Besucher in Alltagskleidung an Bratwürsten und Käsewürfeln, genießen die tolle Aussicht ins Tal und zur gegenüberliegenden Burg Erfenstein.

x