Neustadt Lebensfrohe Träume

Die Puzzleband (vorne) und das Georg-Jungmann-Theater-Ensemble (hinten) der Lebenshilfe erfüllen sich mit ihrem Bühnenprojekt ei
Die Puzzleband (vorne) und das Georg-Jungmann-Theater-Ensemble (hinten) der Lebenshilfe erfüllen sich mit ihrem Bühnenprojekt einen lang gehegten Wunsch – und wollen so das Thema Inklusion voranbringen.

«Neustadt». Jeder Mensch, ob beeinträchtigt oder gesund, hat Träume vom Leben. Genau um die geht es in der Musikrevue „Wir träumen“, die das Georg-Jungmann-Theater-Ensemble und die Puzzleband der Lebenshilfe jetzt mit Unterstützung der Schauspielerinnen Hedda Brockmeyer und Dominique Fürst, der Jazzsängerin Nicole Metzger und der Pianisten Daniel Prandl und Hermann Restschikow auf die Beine gestellt haben. Einen ersten Einblick gibt es am nächsten Dienstag bei der Eröffnung des „Träumer und Taten“-Festivals in Hambach (wir berichteten gestern).

Aufregung liegt in der Luft. Die Puzzle-Band dreht auf, rockt temperamentvoll unter Anfeuerungsrufen den Udo-Jürgens-Hit „Aber bitte mit Sahne“. Die leuchtenden Riesenperücken der Laienschauspieler beginnen zu wippen, und sie schwingen ihre Kunsttörtchen begeistert im Takt. Die Jungmann-Theatergruppe probt gut gelaunt unter Leitung von Hedda Brockmeyer und Dominique Fürst den ersten ihrer szenisch darzustellenden Träume auf der imaginären Bühne. Noch stehen die Titel und Rollen für die beeinträchtigten und nicht beeinträchtigten Musiker und Schauspieler nicht bis ins Detail fest. „Die Träume allerdings hatten wir gleich“, erzählt Regisseurin Hedda Brockmeyer vom Hambacher „Theater in der Kurve“ und lacht. Es seien die Klassiker gewesen wie Liebe, Hochzeit, Familie, Reisen, Essen und Trinken. Bei der Probe in der Tagesförderstätte beim Georg-Jungmann-Haus wird noch viel diskutiert. Nicole Metzger singt die möglichen Musiktitel an, gibt zu bedenken, dass nicht nur Stimmung und Rhythmik, sondern auch die Inhalte zum Szenenthema passen sollten. Titel wie „Somewhere over the rainbow“, „Ich will keine Schokolade“, „So oder so ist das Leben“ werden hin und her getauscht. Zeit, sich einzustimmen, brauchen die Musiker nicht. Denn wenn der Geschäftsführer der Neustadter Lebenshilfe, Alfred Hambsch, in die Gitarrensaiten greift, nehmen beispielsweise Eugen Wesner und Tim Schneider den Rhythmus an Congas und Gitarre intuitiv auf. Maria Karbach greift lächelnd in die Tasten. Für den Ortsverein der „Lebenshilfe“ sei es schon lange ein Herzenswunsch gewesen, gemeinsam mit ihrer Puzzleband in einem eigenen Projekt auf der Bühne zu stehen, freut sich Hambsch. Mit diesem Projekt gehe man einen weiteren Schritt auf dem Weg der Inklusion, dem Wunsch Behinderter, in der Gesellschaft „dazu zu gehören“. Die Themen der Revue seien für jeden unterhaltsam, weil sich in ihnen die Wünsche ganz vieler Menschen spiegelten, meint Brockmeyer. In einzelnen Szenen wird eine Geschichte zwischen Wachen und Träumen verpackt, die immer wieder von einem klingelnden Wecker unterbrochen wird. Die Regisseurin hat immer eine ganze Schauspielschar auf der Bühne, sodass Unsicherheiten oder Lampenfieber gar nicht erst aufkommen. Dank ständiger Wiederholungen bleiben die Inhalte in Erinnerung, der Rest wird, je nach Lust, Laune und Stimmung, dazu improvisiert. Dominique Fürst spielt in einigen Szenen mit, gibt Anleitungen und bringt die Requisiten ins Spiel. Als nächstes wird eine Kochshow nachgestellt. Mit Begeisterung rühren die Darsteller in ihren Töpfen, belegen vergnügt imaginäre Pizzen, gehört doch gutes Essen ebenso zu ihrem Traumprogramm, wie kurz darauf unter Lachen und Jauchzen der simulierte Flug übers Meer mit vielen witzigen Bordansagen. Einige Songs spricht Fürst bereits mit Metzger ab, da sie diese im Weingut Naegele auszugsweise mit Hermann Restschikow am Klavier singen wird, während Metzger das komplette Song-Programm am 8. Juni bei der eigentlichen Premiere in Gimmeldingen mit Daniel Prandl am Piano auf der Bühne präsentieren wird. Mittlerweile sind die Darsteller hungrig und durstig geworden. Zeit für eine Erholungspause, in der weiterhin über die Revue diskutiert wird. Ganze Familien beschäftigen sich mit dem Thema, wie beispielsweise bei Tim, der so gerne Rockstar werden möchte. Seine Mutter begleitet die Puzzleband mit ihrem Gesang, der Vater an der Gitarre. Termine Ein Auszug der Musikrevue der „Lebenshilfe Neustadt“ ist am Dienstag, 22. Mai, ab 19.30 Uhr zur Eröffnung des Festivals des Theater- und Kulturfördervereins Hambach (Thuk) im Weingut Naegele zu sehen. Karten unter Telefon 06321/2147 oder in der Buchhandlung Quodlibet. Die Premiere ist am Freitag, 8. Juni, um 19.30 Uhr in der Gimmeldinger Meerspinnhalle. Karten (19,50/15,50 Euro) bei Tabak Weiss in Neustadt oder in der Geschäftsstelle der Lebenshilfe Neustadt, Lilienthalstraße 19. Wer Hilfsbedarf hat, um die Veranstaltung in Gimmeldingen zu besuchen, kann sich an die Lebenshilfe wenden.

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