Neustadt Kritik in Kürze: Der Hausherr macht’s selbst

Neustadt-Haardt. Eigentlich wollte Jörg Sebastian Schmidt gar nicht mehr öffentlich als Pianist auftreten, doch weil das eigentlich vorgesehene „Notos Quartett“ am Samstagabend nicht in Haardt, sondern bei einem Wettbewerb in Japan weilte, sprang der Hausherr beim 195. Mandelringkonzert doch wieder selbst in die Bresche und präsentierte in intimem Rahmen ungarische und griechische Volkslieder in Bearbeitungen von Béla Bartók und Jannis Konstantinidis.

Es war für Schmidt zugleich ein Rückgriff auf seine Zeiten als Musikstudent in Mainz und im griechischen Thessaloniki in den 1960er Jahren. Die Zuhörer bildeten einen Halbkreis um den Flügel und hörten als interessierte Schüler eine Einführung in die bäuerliche Musik und die einfachen Lebenswelten der Landbevölkerung dieser Länder, die sich vermutlich jahrhundertelang wenig verändert hatten. Schlichte Melodien und deutliche Gefühle sind für diese Musik kennzeichnend. Die Komponisten haben, wie Schmidt Bártók zitierte, dem einfachen Landkind ein Kleidchen angezogen. Bartók habe, so Schmidt, über Jahre die Melodien und Texte gesammelt, unter anderem, indem er die Bauern in einen Trichterphonographen habe singen lassen. Auch Konstantinidis hat die Musik der Landbevölkerung konserviert und bearbeitet. Der Reiz seines Werks liegt zum großen Teil in der Rhythmik, die, wie Schmidt erklärte, mit dem klassischen Versmaß des Hexameters verwandt ist. Ganz andere Rhythmen herrschen dagegen bei den Liedern aus bulgarischer und türkischer Tradition vor, die Konstantinidis ebenfalls sammelte. Als Gaststudent, der die Landessprache verstand, hatte Schmidt in Griechenland viele Kontakte zur einheimischen Bevölkerung und war von deren Gastfreundschaft begeistert. Es ist ihm daher ein Anliegen, ebenfalls ein Zeichen der Gastfreundschaft zu setzen, und so ging der Spendenerlös des Abends an einen neuen Fonds, mit dem Haardter Bürger die Asylbewerber, die die frühere orthopädische Klinik bewohnen, unterstützen. (inki)

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